von Thomas Rünker

Die Firmvorbereitung wird immer vielfältiger

Neben den Programmen, die Jugendliche in ihren Pfarreien auf das Firm-Sakrament vorbereiten, in denen ihnen ein Bischof die Kraft des Heiligen Geistes zuspricht, bieten Jugendverbände und Jugendkirche eigene Vorbereitungen an. Erstmals gab es jetzt zudem einen Kurs für Sängerinnen und Sänger am Essener Dom. Auch am Schulzentrum am Stoppenberg entsteht derzeit ein eigener Firmkurs.

Nach Taufe und Erstkommunion ist die Firmung das dritte Sakrament, das in der Regel junge Christen in die Glaubensgemeinschaft einführt

Inhaltlich geht es darum, dass den Jugendlichen die Kraft des Heiligen Geistes zugesprochen wird

Die Vorbereitung auf die Firmung läuft meist in der Pfarrei - zunehmend gibt es aber auch spezielle Angebote in kirchlichen Gruppen

Bischof Overbeck hat nicht gespart: Als er Aaron und Annemarie Block jetzt im Essener Dom getauft hat, goss er den beiden Teenagern jeweils einen ordentlichen Schuss Wasser über den Kopf. Seit vielen Jahren singen der 17-Jährige bei den Essener Domsingknaben und seine 15-jährige Schwester im Mädchenchor am Essener Dom. Getauft waren die beiden bislang nicht – was in ihren Chören auch kein Muss ist. Doch nun brachte vor allem Aarons Interesse am christlichen Glauben und an der katholischen Kirche den beiden Geschwistern nicht nur die Taufe, sondern auch gleich Erstkommunion und Firmung. Denn für ihre Chöre waren Aaron und Annemarie der letzte Anstoß, eine eigene Vorbereitung auf das Firm-Sakrament anzubieten, das katholische Christen in der Regel als Jugendliche erhalten. Die meisten Jugendlichen werden nach wie vor in ihrer Heimatpfarrei gefirmt. Doch spezialisierte Angebote, wie das für die jungen Sängerinnen und Sänger, nehmen zu.

Der Chor ist die Gemeinde

„Für viele unserer Kinder und Jugendlichen ist das hier ihre Gemeinde“, sagt Domsingknaben-Leiter Harald Martini. Mehrmals pro Wochen kommen Domsingknaben und Mädchenchor-Sängerinnen zu Proben und Stimmtraining ins Haus der Kirchenmusik am Essener Rathaus, manche lernen dort zudem ein Instrument, machen ihre Hausaufgaben für die Schule und genießen bei Spiel- und Freizeitangeboten die Gemeinschaft der Sängerinnen und Sängern. Nicht nur, dass manchen Nachwuchstalenten bei diesem Programm womöglich die Zeit fehlt, sich gemeinsam mit anderen 15- oder 16-Jährigen aus der Wohnort-Pfarrei auf das Sakrament der Firmung vorzubereiten: „Manche unserer Sängerinnen und Sänger haben kaum eine Verbindung zu ihrer Heimatpfarrei“, so Martini – geschweige denn Freundinnen und Freunde für die gemeinsame Vorbereitung auf das Sakrament, bei dem der Bischof den jungen Christen die Kraft des Heiligen Geistes zuspricht.

Das hat auch Moritz Belau erkannt, seit vielen Jahren bei den Domsingknaben engagiert und mittlerweile beruflich als Religionslehrer aktiv. Er hatte schon länger mit dem Gedanken an eine eigene Firmvorbereitung für die Chöre gespielt – den Durchbruch brachte aber erst Aaron: „Dass ich immer der einzige war, der bei den Messen, die wir gesungen haben, nicht mit zur Kommunion gegangen ist, war kein Problem für mich“, sagt der Schüler der Essener Waldorfschule. „Aber als ich vor drei Jahren zu den Männerstimmern gekommen bin, haben wir da sehr viel über Glaube, Kirche und solche Themen gesprochen.“ Unter anderem mit Belau, den die Gespräche motivierten, endlich eine eigene Firmvorbereitung für die Sängerinnen und Sänger zu starten.

„Viele Fragen, die auch der Religionsunterricht nicht beantwortet“

„Eine anspruchsvolle Firmvorbereitung“, betont Belau – und meint das trotz der monatlichen Samstags-Treffen zwischen Oktober und Juni und der zwei Wochenendfahrten nicht nur zeitlich. „Durch ihre Proben und die Begleitung der Gottesdienste im Dom sind unsere Jugendlichen nah dran an der Kirche und an der Liturgie“, sagt Belau. „Trotzdem haben sie viele Fragen. Fragen, die ihnen auch der Religionsunterricht nicht beantworten kann.“ Diese Fragen sollten ihren Platz in der Firmvorbereitung bekommen, in deren Mittelpunkt das christliche Glaubensbekenntnis stand – schließlich ist das gewissermaßen die Basis der Kirchenmitgliedschaft, für die sich die Jugendlichen mit der Firmung ganz eigenständig, unabhängig von ihren Eltern, entscheiden. Neben der Diskussion über biblische Texte wollte Belau die Jugendlichen aber auch fit für Diskussionen über aktuelle theologische und kirchenpolitische Fragen machen. Egal ob Zölibat oder Frauenpriestertum: Alle Jugendlichen erhielten eine Rollenbeschreibung und nahmen dann zum Beispiel als Pastoralreferent, Feministin, Firmling oder Kirchenvater auf einem Podium Platz, um zu diskutieren. 

„Diese Diskussionen waren ganz schön anstrengend, haben aber auch viel Spaß gemacht“, sagt Annemarie. Sie hatte sich – wie ihr Bruder – schon länger Gedanken über ihre Beziehung zu Gott und zur Kirche gemacht, als ihr Bruder ihr von der Firmvorbereitung im Chor erzählte und auch Annemarie sich angemeldet hat. „Richtig gut waren die beiden Wochenendfahrten ins Jugendhaus St. Altfrid“, berichtet sie. „Da sind wir als Gruppe richtig gut zusammen gewachsen.“ Auch Domkapitular Michael Dörnemann, Präses der Chöre, begleitete die Treffen der Firmvorbereitung.

Großer Zuspruch für die Firmvorbereitung bei Domsingknaben und Mädchenchor

Nach fast einem Dreivierteljahr haben mit Aaron und Annemarie schließlich zwei weitere Sängerinnen und 13 weitere Domsingknaben von Bischof Franz-Josef Overbeck die Firmung erhalten. „Ich hatte mit fünf Leuten gerechnet – aber niemals mit so vielen“, freut sich Belau über den Zuspruch zu seinem Konzept, für das er bereits jetzt eine Neuauflage plant: Alle 14- bis 17-Jährigen Sängerinnen und Sänger werden eingeladen, im Oktober startet dann der neue Kurs.

Ein ähnlich zielgruppenorientiertes Angebot zur Firmvorbereitung gibt es auch in anderen Bereichen. So bieten zum Beispiel die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) und die Katholische Junge Gemeinde im Bistum Essen Firmvorbereitungen für ihre Mitglieder an, in denen auch verbandseigene Inhalte Platz haben. Ähnlich wie die meisten Angebote der Pfarreien gibt es diese Programme in der Regel jährlich und zeitlich deutlich kompakter als der Kurs im Haus der Kirchenmusik. Auch die Jugendkirchen „GleisX“ (Gelsenkirchen) und „cross#roads“ (Essen) bieten Firmvorbereitungen für Jugendliche an, während sich das Angebot von Haus St. Altfrid in Essen-Kettwig vor allem an junge Erwachsene richtet.

Schulzentrum am Stoppenberg plant eigene Firmvorbereitung

Noch in den Startlöchern steht eine schulinterne Firmvorbereitung, die Schulseelsorger Maximilian Strozyk derzeit mit Lehrkräften und Sozialarbeitern am Bischöflichen Schulzentrum am Stoppenberg in Essen entwickelt. Nachdem die Schülerinnen und Schüler der achten Klassen bei einer ersten Abfrage durchaus Interesse gezeigt haben, könnte das Angebot im kommenden Jahr starten. Die Motivation ist dabei ähnlich wie bei den Chören am Dom: „Unser Schulzentrum ist für viele Jugendliche ein Ort, wo sie eine Art Gemeinde erfahren, durch unsere Gottesdienste, den Religionsunterricht, die Angebote der Schulseelsorge und viele andere Aktivitäten“, sagt Strozyk. „Wenn das so ist, dann ist die Schule auch der Ort, wo Firmung gefeiert werden kann.“

Pressestelle Bistum Essen

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