von Cordula Spangenberg

Die Erstkommunion feiern nach Corona

Die Pfarreien erprobten während der Pandemie alternative Formen der Erstkommunionfeier.

Die Erstkommunion – von den Kirchengemeinden alljährlich intensiv vorbereitet und in den Familien mit Verwandten und Freunden groß gefeiert. Die Corona-Pandemie hat dafür neue Bedingungen diktiert. Die Feiern des Jahres 2020 waren um mehrere Monate in den Herbst verschoben worden, sie wurden im klein-privaten Kreis in den großen Kirchen oder – wetterabhängig – an der frischen Luft begangen. Auch in diesem Jahr experimentieren viele Gemeinden wieder mit diesen entzerrten Formen des Festes. Dabei stellt sich heraus: Die Feier im kleinen Kreis muss keine Notlösung sein. Manchmal ist sie auch eine gute Wahl, wenn Familien sich eine ruhige Atmosphäre wünschen und das Gotteshaus nicht zu groß ist.

St. Augustinus in der Gelsenkirchener Stadtmitte ist eine sehr große Kirche. Wenn man hier mit wenigen Familien auf Abstand Erstkommunion feiert, kann man die Kinder und ihre Angehörigen zwar recht gut um den Altar herum gruppieren – der Kirchenbau mit Quer- und Mittelschiff macht es möglich. Aber ein Blick zurück in das verwaiste Kirchenschiff, das 400 Menschen fassen könnte, der Akustik-Hall im leeren Raum und vor allem die fehlenden Stimmen der mitfeiernden Gemeinde machen vielen Familien zu schaffen. „Wir haben verschiedene muttersprachliche Gemeinden hier an St. Augustinus“, sagt Gemeindereferentin Monika Koss (55), „sie haben ihre Wurzeln in Italien, Spanien, Polen oder Kroatien. Und sie wünschen sich für ihre Familienfeste eine große Gemeinde, die teilnimmt, mitbetet und -singt – auch weil sie selbst die Antworten der Liturgie oft nicht auf Deutsch sprechen können.“ Deshalb schreibt Koss alle Antworten der Gemeinde ins Begleitheft zur Feier. „Natürlich geht das irgendwie. Trauungen und Taufen müssen ja im Moment auch in dieser Form stattfinden“, sagt sie. Aber das gewünschte Gemeinschaftserlebnis bekomme die Gemeinde so nicht, denn derzeit sind in St. Augustinus von den möglichen 400 nur 90 Plätze freigegeben.

Insgesamt 40 bis 50 Kinder aus sieben Grundschulen gehen in der Pfarrkirche St. Augustinus und ihrer Filialkirche St. Barbara im Stadtteil Rotthausen alljährlich zur Erstkommunion. Die Feier des Jahrgangs 2020 war um ein Jahr aufgeschoben worden auf die Sonn- und Feiertage nach Ostern 2021: Einige Kinder gingen während der Sonntagsmessen der Gemeinde zum ersten Mal zur Kommunion, die anderen in mehreren Gottesdiensten direkt nacheinander ohne Gemeindebeteiligung. „Das alles braucht natürlich viel mehr Vorbereitung als eine gemeinsame große Feier“, sagt Koss: Kirchen- und Blumenschmuck drinnen und draußen, Priester, Messdiener, Küster und Musiker müssen bereitstehen, und nicht zuletzt müssen die Katechetinnen gemeinsam mit den Kindern vorab den Ablauf ihres Gottesdienstes üben.

Auch in der Pfarrei St. Peter und Paul in Witten, Sprockhövel und Wetter musste für 35 von 110 Kindern des Vorjahres die Erstkommunionfeier im kleinen Kreis nachgeholt werden: mit kleiner Chorgruppe und Live-Stream ins Internet. „Die Feiern werden jetzt bei uns in den regulären Gemeindegottesdienst integriert und sind weniger aufwändig gestaltet“, erklärt Gemeindereferentin Angela Hoppe (62). „Das Kind sitzt bei seiner Familie. Um die Hygiene-Abstände zu halten, gibt es keinen gemeinsamen Einzug, keine Gabenbereitung mit den Kommunionkindern und keinen Kinderkreis rund um den Altar. Die Kinder empfangen gemeinsam mit ihrer Familie die Kommunion.“

Die Familie stehe bei diesen Feiern mehr im Mittelpunkt, es gebe weniger Trubel und Unruhe, sagt Hoppe: „Wir kommen weg vom Event-Charakter der Erstkommunion, konzentrieren uns mehr auf das Wesentliche.“ Allerdings weiß sie auch: „Für viele Familien ist die Erstkommunion immer noch ,der große Tag‘ ihres Kindes mit großer Feier.“

Was wünschen sich die beiden Fachfrauen für Erstkommunion-Katechese und -Feier für die kommenden Jahre? Monika Koss findet für ihre Pfarrei Feiern für 15 bis 20 Kinder ideal – Kinder, die sich schon aus der Schule in Gelsenkirchen kennen, sich miteinander vorbereitet haben und gemeinsam ihr Fest feiern. Angela Hoppe will künftig das eine tun und das andere nicht lassen: Neben dem großen gemeinsamen Fest zusätzlich die konzentrierte, ruhige Feier im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes anbieten.

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