von Thomas Rünker

„Die besondere Klapp-Technik ist ein Markenzeichen“

Zum 40. Mal erscheint in diesem Jahr der bundesweit beliebte „Essener Adventskalender. Im Interview schaut Pastoraldezernent Michael Dörnemann auf die Entwicklung dieses erfolgreichen Familien-Produkts.

Am Sonntag, zum 1. Advent, werden nicht nur viele Kerzen angezündet und Türchen geöffnet – Zehntausende Familien klappen auch die erste Seite um. Seit 1978 begeistert der gedruckte und vom katholischen Ruhrbistum herausgegebene „Essener Adventskalender“ Familien in ganz Deutschland. Nicht mit Schokolade, sondern mit einer bunten Mischung aus Geschichten, Brauchtum, Basteltipps, Liedern und Gebeten begleitet er Kinder und ihre Eltern durch die Advents- und Weihnachtszeit. Mit den rund 220.000 Exemplaren der 40. Ausgabe in diesem Jahr kann der „Essener Adventskalender“ nicht nur auf eine für ein gedrucktes Medium erstaunliche Geschichte zurückblicken, sondern auch eine Gesamtauflage von mittlerweile deutlich mehr als 20 Millionen Stück vorweisen.

Im Interview schaut Michael Dörnemann, als Leiter des Pastoraldezernats im Bistum Essen für den Adventskalender verantwortlich, auf die Geschichte und die bisherige Entwicklung.

Herr Dörnemann, warum hat sich das Bistum Essen Ende der 1970er Jahre entschieden, einen eigenen Adventskalender für Familien herauszugeben?

Michael Dörnemann: Auch in den 1970er Jahren gab es schon große Unterschiede unter den Katholiken im Bistum Essen: Neben Familien, die in den christlichen Bräuchen zu Hause waren, gab es immer mehr Menschen, denen unsere Traditionen nicht mehr vertraut waren – die aber dennoch ein großes Interesse an den christlichen Festen der Advents- und Weihnachtszeit hatten. Deshalb hat man den Versuch unternommen, mit einem einfachen Medium die Bedeutung unseres Brauchtums zu erläutern – zum Beispiel zu Sankt Barbara, der heilige Nikolaus, der Weihnachtskrippe oder den Heiligen drei Königen. Zugleich stand und steht hinter vielen Beiträgen im Adventskalender die Grundbotschaft dieser Zeit: Unser Gott ist Mensch geworden.

Wie konnte sich aus dem Essener Adventskalender ein bundesweit derart erfolgreiches Produkt entwickeln?

Dörnemann: Ich denke, das vor allem die Kombination aus der grundsätzlich bekannten Idee „Adventskalender“ und der von Anfang an sehr abwechslungsreichen Mischung aus Geschichten und Spielen, Liedern, Bastelanleitungen, Gebeten und vielen anderen Inhalten dem Essener Adventskalender diesen unerwarteten Erfolg beschert hat. Außerdem hat der Kalender von Anfang an den Blick auf die Lebenssituation und die Weihnachtsbräuche von Kindern und Erwachsenen auf anderen Kontinenten gelenkt, vor allem in Lateinamerika. Mittlerweile profitieren wir zudem von einer gewissen Tradition: Die Kinder, die mit den ersten Adventskalendern aufgewachsen sind, besorgen ihn nun für ihre Kinder. Bis heute ist unser Adventskalender zudem nicht nur bei uns im Ruhrbistum beliebt, sondern in vielen Regionen des deutschsprachigen Raums. Gerade in süddeutsche Bistümer liefern wir jedes Jahr mehrere zehntausend Exemplare.

Die besondere Klapp-Technik, der tägliche Namenspatron, die inhaltliche Mischung – vieles hat sich in 40 Adventskalender-Ausgaben kaum verändert. Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?

Dörnemann: Jedenfalls nicht an der bewährten Technik, dass man den Kalender an nur einem Nagel aufhängen und dann jeden Tag eine neue, bunte Seite aufschlagen kann – die ist mittlerweile ein Markenzeichen unseres Adventskalenders. Ansonsten hat sich in den vergangenen Jahren schon viel getan – weniger im Kalender selbst, vor allem drumherum. So erzählen wir heute auf unserer Internetseite manche Geschichte aus dem Kalender weiter. Außerdem gibt es dort ergänzende Informationen, Bastelanleitungen oder Malvorlagen. Auch das Malbuch und die CD mit Liedern aus dem Adventskalender, die jedes Jahr neu erscheinen, sind ein Erfolg. In den nächsten Jahren werden wir beobachten, wie sich die mediale Welt weiterentwickelt. Vor allem aber werden wir pünktlich zu jedem Advent einen neuen, toll gestalteten und bunt gemischten Kalender herausbringen – für die Kinder in unserem Bistum und weit darüber hinaus.

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