von Thomas Rünker

Deutsch-Polnische Versöhnungsarbeit in Danzig wird internationaler

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs finanzierte das Bistum Essen zusammen mit anderen Diözesen das Danziger Maximilian-Kolbe-Haus, um Begegnung und Verständigung zwischen Deutschen und Polen zu fördern. Bald 30 Jahre später ist neben die Deutsch-Polnische-Versöhnung die internationale politische Bildung gerückt.

Nicht so herausgeputzt wie die berühmte Altstadt, sondern eher unscheinbar – und doch nur wenige Schritte entfernt – steht in Danzig seit bald 30 Jahren das Maximilian-Kolbe-Haus für Verständigung und Versöhnung zwischen Deutschen, Polen und Menschen aus anderen europäischen Ländern. Franziskaner-Minoriten betreiben die einst vom Bistum Essen und anderen deutschen Diözesen mitfinanzierte Begegnungsstätte, an deren Arbeit sich heute wie in einem Spiegelbild das Verhältnis der Völker in Mittel- und Osteuropa ablesen lässt.

„Seit den 1990er Jahren hat sich der Schwerpunkt unserer Arbeit verschoben, beschreibt es Pater Robert Zbieranski, der die internationale Arbeit koordiniert und sein flüssiges Deutsch unter anderem bei einem Aufenthalt in der Duisburger Filiale seines Ordens gelernt hat. „Die Betonung liegt heute weniger auf Versöhnung als auf internationaler politischer Bildungsarbeit.“ Nach wie vor gehe es darum, aus der Vergangenheit zu lernen, um die Gegenwart und die Zukunft zu gestalten. Doch bald 79 Jahre nach dem deutschen Angriff auf die Danziger Westerplatte seien der Zweite Weltkrieg und die Gräueln der Nazizeit für junge Leute heute so weit entfernt, dass diese Ereignisse im Leben der meisten eine immer weniger konkrete Rolle spielten. Auch deutsche Vertriebenen-Gruppen – früher Stammgäste im Haus – kämen heute nicht mehr, so Pater Robert. Deren Mitglieder seien mittlerweile zu alt oder schon verstorben.

Zentralstelle des Deutsch-Polnischen Jugendwerks

30 bis 40 Gruppen deutsch-polnische Gruppen sind im Durchschnitt pro Jahr zu Gast in dem Tagungshaus – oft im Rahmen von Programmen des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW), für das das Maximilian-Kolbe-Haus eine seiner Zentralstellen ist. „Wir stellen Räume und pädagogische Mitarbeiter für die DPJW-Programme“, erklärt Pater Robert. Zugleich sei das Haus mit drei Franziskaner-Minoriten und neun Mitarbeitern „so etwas wie eine Familie“. Die enge Verzahnung zwischen dem Haus der Kirche und dem staatlich getragenen Jugendwerk habe sich vor allem auf Grund der guten Kontakte der Kirchen ergeben, erklärt Pater Robert. „Nach der Wende waren die Kirchen die Brücke – und die Politik hat diese Brücke benutzt.“

Programme mit der Ostukraine und der Krim vorerst eingestellt

Neben der deutsch-polnischen Arbeit sowie Exerzitienkursen hat das nach dem in Auschwitz ermordeten Franziskaner-Minoriten benannte Haus sein Portfolio schon vor gut einem Jahrzehnt um Begegnungsangebote zwischen Polen und anderen osteuropäischen Ländern erweitert. Zuletzt – Stichwort wechselnde internationale Verhältnisse – habe man jedoch die Programme mit Verbindungen in die Ostukraine oder auf die Krim vorerst einstellen müssen, erklärt Pater Robert. „Es geht bei uns nicht mehr nur um deutsch-polnische Versöhnung, wir müssen heute universaler denken.“

So wie Maximilian Kolbe, sagt der Pater – der habe seinerzeit auch stets den Blick über den Tellerrand gewagt, Kontakte in alle Welt geknüpft und innovative Ideen entwickelt. Immer wieder neue Ideen für Begegnungen, Beziehungen und Frieden dürfte das Team um Pater Robert jedenfalls auch in Zukunft gut gebrauchen können.

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