„Der Mehrheit der Brasilianer bringt die WM keinen Gewinn“

Bei einem Besuch im Bistum Essen berichtet der brasilianische Bischof Alfredo Schäffler über die Lage im Land der Fußball-WM 2014 - und wirbt um Spenden für das Zisternenprojekt seines Bistums.

Bischof Schäffler aus Parnaíba wirbt im Ruhrbistum für Trinkwasserprojekt

Im kommenden Sommer wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den heißen Nordosten Brasiliens kennen lernen. Für Bischof Alfredo Schäffler ist das Klima in der von Armut und einer großen Wasserknappheit gekennzeichneten Region seit Langem Alltag. Der gebürtige Österreicher ist Bischof der Diözese Parnaíba, rund 400 Kilometer nordwestlich der WM-Stadt Fortaleza. Sein Bistum ist etwas größer als Rheinland-Pfalz, allerdings leben dort mit rund 580.000 Menschen nur etwa so viele Einwohner wie in der Stadt Essen – der Großteil von ihnen katholisch. Auf Einladung des emeritierten Weihbischofs Franz Grave, dem früheren Vorsitzenden des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, war Schäffler jetzt im Ruhrbistum unterwegs, um über die Lage im WM-Land 2014 zu berichten – und für weitere Spenden für das Trinkwasserprojekt in seinem Bistum zu werben.

Vor dem Großereignis Fußball-WM prangerte Schäffler bei mehreren Gesprächen im Ruhrgebiet die Missstände in seiner Wahlheimat an: An der Korruption, dem ökologischen Raubbau in der Amazonas-Region, einer schlechten Infrastruktur – gerade in Brasiliens Nordosten – und einem miserablen Gesundheitswesen werde auch die Fußball-WM nichts ändern, fürchtet der 72-Jährige. „Bei aller Liebe der Brasilianer zum Fußball: Der großen Mehrheit der Bevölkerung bringt die WM keinen Gewinn“, sagte Schäffler bei einem Besuch in Bochum. Um so mehr dankte der Bischof den Menschen in Deutschland, die die Katholiken in Brasilien über das Hilfswerk Adveniat oft schon seit vielen Jahren mit großen Spenden unterstützen: „Ihre Spenden sind uns eine sehr willkommene Hilfe“.

Zumal, wenn der Bischof mit den Geldern aus Deutschland derart existenzielle Dinge finanzieren kann wie das Zisternenprojekt seines Bistums. Schon seit einigen Jahren unterstützt die Kirche in der Region Familien beim Bau dieser Trinkwasserspeicher als Instrument gegen die dramatische Wasserknappheit. In Brasiliens Nordosten herrsche oft für mindestens sechs Monate im Jahr absolute Trockenheit, schreibt der aus dem Bistum Essen stammende Priester Heinrich Hegemann, der gemeinsam mit Bischof Schäffler das Zisternenprogramm entwickelt hat. Gerade die Wasserknappheit sei für viele Bewohner Parnaíbas ein Anlass, aus dem Nordosten Brasiliens in den Süden zu ziehen, etwa in die Regionen um Rio de Janeiro oder Sao Paulo. Auch diesem „Ausbluten“ der Region will die Kirche mit dem Zisternenprojekt entgegenwirken.

„Der Bau der Zisternen wird von den einzelnen Familien in Angriff genommen“, erläutert Hegemann. Die Zisternen seien so konstruiert, dass in der kurzen regenreichen Zeit in der Region, möglichst viel Regenwasser aufgefangen und gespeichert werden kann. Wenn die Regenzeit beginnt, ließen die Familien die ersten Schauer zunächst den Schmutz von den Dächern waschen, „danach wird das Wasser in die Zisternen geleitet“. Jeder Wasserspeicher fasst etwa 1400 Liter, damit das Wasser nicht verdunstet oder verschmutzt wird, hat jede Zisterne einen Deckel. „Die Baukosten pro Zisterne belaufen sich auf umgerechnet 400 Euro“, so Hegemann. Mittlerweile hätten die Fachleute der Kirche mehrere Jahre Erfahrung beim Bau der Zisternen. Das Material wird zum Großteil mit Spendengeldern von Adveniat finanziert.

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann an Adveniat spenden: Spendenkonto 17345, BLZ 360 602 95, Bank im Bistum Essen eG, Stichwort Diözese Parnaíba. (tr)

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