Der Himmel ist das, was übrigbleibt

Was für eine Stadt. Glitzernde Bürotürme zwischen schmucklosen Wohnkomplexen, atemberaubende Architektur zwischen unansehnlichen Zweckbauten. Der Himmel ist das, was übrigbleibt.

Leben und Wohnen in einer Stadt der Superlative

Hongkong ist eine Stadt unter Starkstrom. Und vielleicht der einzige Ort auf chinesischem Boden, wo wirklich Freiheit herrscht. Himmelstrebend noch immer.“
(
Kai Strittmatter, China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, München)

Was für eine Stadt. Glitzernde Bürotürme zwischen schmucklosen Wohnkomplexen, atemberaubende Architektur zwischen unansehnlichen Zweckbauten. Der Himmel ist das, was übrigbleibt. Selbst die imposante Kathedrale von Hongkong geht in diesem Steinmeer unter. Nur noch sehr alte Gemeindemitglieder können sich erinnern, dass man von der Bischofskirche an der Caine Road einst aufs Meer hinausschauen konnte.
Doch wie lebt es sich in einer Stadt, in der Planungsquerelen und Bürgerbegehren wie Relikte aus einer anderen Welt erscheinen, in der es vor allem darauf ankommt, den vorhandenen  Raum optimal zu nutzen? Eine Frage, die sich Hongkonger vielleicht nicht einmal so stellen würden. Sie wissen, dass Wohnraum Mangelware ist und Immobilien damit ein lukratives Geschäft versprechen. Kein Wunder, dass die Wohnungsmieten in Hongkong zu den höchsten der Welt gehören.

Hier regt sich niemand darüber auf, dass er für eine Ein-Zimmer-Wohnung monatlich  1.500 Euro berappen muss. Auch schreitet keine Behörde ein, wenn jemand selbst vergitterte Etagen-Schlafplätze für umgerechnet 110 Euro im Monat anbietet. Was stört es die Eigentümer, dass in viele Wohnungen nicht die Sonne dringt und die Aussicht gerade mal bis zum gegenüberliegenden Wolkenkratzer reicht?

Kinder verbringen ihre Freizeit vor allem in den beengten Wohnungen. Nicht selten haben Eltern daher Fenster und Balkone vergittert, aus Sorge, die Kleinen könnten beim Spielen hinausfallen. Nach Spielmöglichkeiten auf der Straße sucht man vergebens, ebenso wie nach Parkplätzen. Kein Wunder, dass sich Hongkonger nur selten gegenseitig besuchen. Vielmehr einigt man sich auf ein Restaurant und trifft sich dort nach der Büroarbeit zum Abendessen.
Ausländern fällt vor allem die Anonymität in den Wohnkästen auf. Obwohl oft zehn und mehr  Mietparteien auf einer Etage zusammen wohnen, grüßen sich die Mieter kaum. „Selbst hartnäckiges Grüßen meinerseits führte zu keinem Erfolg“, berichtet eine Schweizerin, die viele Jahre in Hongkong gelebt hat.

Ihre 70 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung in der 21. Etage eines Hochhauses gegenüber der Universität war für Hongkonger  Verhältnisse  so geräumig, dass sie im Büro schon einmal gefragt wurde, ob sie sich in einer so großen Wohnung nicht fürchten würde. Allenfalls „ein mulmiges Gefühl“ beschleicht  sie noch, wenn im Spätsommer oder Herbst Taifune über die Stadt toben und ihr Haus hin und her schwanken lassen. Wie viele Ausländer in Hongkong hat sie sich an das Leben in klimatisierten Räumen gewöhnt und schätzt die Arbeit der „Pest-Control“, Schädlingsbekämpfer, die regelmäßig Kakerlaken und anderen Insekten zu Leibe rücken.

Und dennoch:  Hongkong ist nach wie vor eine der faszinierendsten Städte der Welt. Es genügt eine Fahrt zum Peak. Der mit 552 Metern höchste Berg von Hongkong Island bietet den Besuchern – insbesondere in der Abenddämmerung einen überwältigenden Blick auf eines der schönsten Stadtpanoramen der Welt.(ul)

Pressestelle Bistum Essen

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