„Christlich leben. Mittendrin.“: Bistum stellt Zukunfts-Vorschläge für Pfarreien und Stadtkirchen in Essen vor
"Christlich leben.Mittendrin."-Programm-Manager Johannes Vutz stellte die Hintergründe für das Entwicklungsprogramm des Bistums vor. Foto: Alexandra Roth | Bistum Essen
Bistum Essen setzt auf engere Kooperation zwischen Pfarreien, Caritas, Schulen und anderen kirchlichen Einrichtungen
Konsultationsphase: Gläubige sollen Ideen und Rückmeldungen zu Bistums-Vorschlägen einbringen
Weitere Regionalkonferenzen folgen ab Januar in anderen Städten des Ruhrbistums
Größere Pfarreien - und alle katholischen Organisationen stadtweit eng miteinander verbunden: Über 100 ehrenamtlich Engagierte aus den katholischen Kirchengemeinden in Essen haben sich jetzt intensiv über „Christlich leben. Mittendrin.“ informiert, das Programm zur Weiterentwicklung des Bistums Essen in den kommenden Jahren. Bei der ersten Regionalkonferenz – ähnliche Veranstaltungen folgen ab Januar in anderen Bistumsstädten – haben am Montagabend, 3. November, der Ressortleiter Kirchenentwicklung im Bistum Essen, Markus Potthoff, und der Programm-Manager für „Christlich leben. Mittendrin.“, Johannes Vutz, den Interessierten die Hintergründe des Programms und die Vorschläge des Bistums für die künftigen Strukturen von größeren und neu organisierten Pfarreien und für die geplanten Stadtkirchen-Netzwerke vorgestellt.
„Welche Strukturen sind passend und angemessen, um viele Menschen – nicht nur die, die unsere Gottesdienste besuchen – in Begegnung mit dem Evangelium zu bringen?“, stellte Vutz die Leitfrage von „Christlich leben. Mittendrin.“ an den Beginn seiner Ausführungen. Vor allem angesichts des demografischen Wandels werde sich die Mitgliederzahl der katholischen Kirche bundesweit und im Bistum Essen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter deutlich reduzieren – „aber wir werden weiterhin sehr viele sein und sehr viele Möglichkeiten haben“, betonte der Theologe und Organisations-Entwickler. Dennoch werde sich die Gestalt der katholischen Kirche „von Grund auf wandeln“ – umso wichtiger sei es, sich nun dafür zu engagieren, dass die Kirche trotz der Veränderungen weiter ihrem Auftrag folgen kann: Menschen mit Gott in Verbindung bringen.
Veränderungsprozesse greifen ineinander
Aus Sicht vieler Haupt- und Ehrenamtlicher steckt das Bistum Essen seit rund 20 Jahren in einem kontinuierlichen Wandel. Dazu passend zitierte Vutz den verstorbenen Papst Franziskus: „Wir leben nicht in einer Ära des Wandels, sondern erleben den Wandel einer Ära“. Veränderung als Dauerzustand – und Veränderungsprozesse, die ineinandergreifen. So seien das 2013 entstandene Zukunftsbild weiter eine inhaltliche Basis und die vor rund zehn Jahren gestarteten Pfarreientwicklungsprozesse mit ihren inhaltlichen Festlegungen und Standortentscheidungen ein strukturelles Fundament, auf dem „Christlich leben. Mittendrin.“ nun aufsetze, so Vutz und Potthoff. „Es gibt nach wie vor einen gesellschaftlichen Bedarf an kirchlichem Handeln“, betonte Vutz, „er hat sich aber deutlich verschoben“. Neben den Pfarreien, seien auch Caritas-Einrichtungen, Schulen, KiTas und kirchliche Weiterbildungseinrichtungen wichtige Orte kirchlichen Handelns.
Kirche soll weiter in der Gesellschaft präsent sein
Den Bistums-Vorschlag, wie diese verschiedenen Organisationen und Einrichtungen in künftigen Stadtkirche-Netzwerken organisiert werden könnten, stellte Potthoff vor. „Christlich leben. Mittendrin.“ bedeute, „wir wollen uns nicht zurückziehen in eine Nische, sondern weiter in der Gesellschaft präsent sein“. Deshalb sollen „Netzwerke christlichen Glaubens“ entstehen, an die sich neben katholischen auch evangelische Partnerinnen und Partner sowie Einrichtungen anderer Glaubensgemeinschaften und aus der Zivilgesellschaft anschließen können. Natürlich gebe es auch bislang schon Vernetzungen christlicher Einrichtungen. Neu an der Stadtkirche-Idee sei, „dass diese Netzwerke mit verbindlichen Strukturen und Ressourcen ausgestattet werden“. So könnte in jeder Stadt ein festes Büro die zentrale Koordinierungsstelle der Stadtkirche sein.
In diesen Stadtkirchen werden die Pfarreien weiter bedeutende Akteure sein, betonten Potthoff und Vutz – allerdings in neuen Strukturen. In kleineren Großstädten, wie derzeit schon in Oberhausen und Bottrop, werden die Pfarreien zu einer stadtweiten Einheit verschmolzen. Für Essen ist die Frage noch offen, ob es künftig eine einzige Stadtpfarrei gibt, oder die derzeit neun Pfarreien zumindest in deutlich weniger neue Einheiten zusammengeführt werden. Hauptziel, so Potthoff, sind dabei eine Professionalisierung der Arbeitsstrukturen und eine Entlastung des Ehrenamts. Künftig könnten die größeren Pfarrei-Einheiten von einem hauptamtlichen Vorstand geführt werden, dem neben dem leitenden Pfarrer der Chef oder die Chefin der Pfarrei-Verwaltung (zuständig etwa für Immobilien, Friedhöfe, Personal) und weitere Mitglieder für unterschiedliche Geschäftsbereiche angehören könnten. Diesem hauptamtlichen Vorstand gegenüber stünde ein von den Kirchenmitgliedern gewähltes Gremium, „dass die pastorale und administrative Ausrichtung der Pfarrei verantwortet“, beschrieb Potthoff. Dieses Gremium könnte zum Beispiel – so der Vorschlag – den Pfarrei-Haushalt beschließen, in dessen Grenzen der Vorstand dann agieren kann.
Angeregte Diskussion soll mindestens bis Februar weitergehen
Schon im Anschluss an die Ausführungen von Vutz und Potthoff begann eine angeregte Diskussion unter den haupt- und ehrenamtlich Engagierten im Publikum und mit den beiden Vortragenden, etwa zu Fragen der künftigen Gremienstruktur in den Pfarreien, zur Verbindlichkeit der geplanten Stadtkirche-Netzwerke oder zur Frage, ob und wie sich die aktiven kirchlichen Orte in den Stadtteilen künftig stadtweit vernetzen sollen. Diese Diskussion soll in den kommenden Monaten weitergehen: Alle Gläubigen im Bistum Essen sind eingeladen, sich am Entwicklungsprogramm „Christlich leben. Mittendrin.“ zu beteiligen, und Rückmeldungen zu den Vorschlägen zu geben, anhand derer die Modelle weiterbearbeitet werden. Diese Vorschläge sind auch online auf https://clm.bistum-essen.de/material abrufbar. In den dort hinterlegten Beschreibungen der Modelle Stadtpfarrei und Stadtkirche sind zudem Fragen hinterlegt, die die Diskussion – zum Beispiel in Pfarrei-Gremien, Gemeindegruppen oder Freundeskreisen – anregen soll. Über Fragen und Anregungen, Lob, Kritik und Weiterentwicklungen freut sich „Christlich leben. Mittendrin.“-Programm-Manager Johannes Vutz bis zum 15. Februar per E-Mail an: programm-clm@bistum-essen.de.
Ansprechpartner
Programm-Manager Christlich leben. Mittendrin.
Johannes Vutz
Zwölfling 16
45127 Essen
0201/2204-668



