von Thomas Rünker

Bistums-Finanzbericht für 2023 veröffentlicht

Unerwarteten Einnahmen dank einer guten Finanzmarktlage steht im Finanzbericht 2023 des Bistums Essen ein Rückgang der Kirchensteuereinnahmen gegenüber. Insgesamt bleibt ein Überschuss, der dem Bistum hilft, die anstehenden Umstrukturierungen zu finanzieren. Denn mittel- bis langfristig sei die finanzielle Gesamtentwicklung „in ihrer Tendenz dramatisch“, sagt Generalvikar Klaus Pfeffer.

Rückgang der Kirchensteuereinnahmen um 17 Millionen Euro auf 175,8 Millionen Euro.

„Christlich leben. Mittendrin.“ soll umfassende Transformation und Vernetzung im Bistum stärken.

Geringe Pro-Kopf-Kirchensteuereinnahmen spiegeln schwache Wirtschaftskraft des Ruhrgebiets wider.

Deutliche Einbußen bei den Kirchensteuereinnahmen auf der einen und positive Einmaleffekte dank einer guten Finanzmarktlage auf der anderen Seite: Der nun vorgelegte Finanzbericht des Bistums Essen für das Jahr 2023 zeigt Licht und Schatten. Bei den Kirchensteuereinnahmen als der wichtigsten Säule auf der Ertragsseite des Bistums musste die Diözese 2023 einen deutlichen Dämpfer verbuchen. Netto, also nach Abzug aller Kosten wie den Zahlungen an die Finanzbehörden, standen dem Bistum im vergangenen Jahr aus Kirchensteuerzahlungen 175,8 Millionen Euro zur Verfügung, das waren 17 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Kompensiert werden konnte dieser Verlust lediglich durch unerwartet günstige Entwicklungen auf den Kapitalmärkten, so dass das Bistum das vergangene Jahr insgesamt sogar mit einem Überschuss von 63 Millionen Euro (+10 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr) abschließen konnte.

„Umfassende Transformation des Bistums ist auf den Weg gebracht“

„Ich bin froh und dankbar, dass wir derzeit noch die finanziellen Möglichkeiten haben, den physischen und strukturellen Umbau in unserer Kirche zu realisieren“, schreibt der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer im Vorwort des Finanzberichts, in dem er die Veränderungen im Bistum Essen anhand konkreter Umbauprojekte von Kirchen, Kitas und Gemeinderäumen beschreibt, vor allem aber auch hinsichtlich des im vergangenen Jahr gestarteten Reform-Programms unter der Überschrift „Christlich leben. Mittendrin.“ Mit diesem Programm werde „eine umfassende Transformation unseres Bistums auf den Weg gebracht“. Eines der zentralen Ziele dabei sei es, „all unsere Aktivitäten und unsere vielen unterschiedlichen Akteure viel enger als bisher miteinander zu vernetzen, damit in den kommenden Jahren in allen Städten und Kreisen jeweils eine Stadt- oder Kreiskirche entsteht, die mit einer großen Vielfalt unterschiedliche Menschen ansprechen und verbinden kann“. Angesichts dieser großen Herausforderungen sei es gut, dass das Bistum 2023 erneut ein positives Jahresergebnis erzielt habe, „das unser Eigenkapital stärkt und damit die Chancen erhöht, auch bei künftig weiter sinkenden finanziellen Möglichkeiten handlungsfähig zu bleiben.“ Das gute Ergebnis dürfe keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass die finanzielle Gesamtentwicklung „in ihrer Tendenz dramatisch ist“: Wir werden uns in den kommenden Jahren auf einen erheblichen Rückgang unserer Einnahmen einstellen müssen“, so Pfeffer.

Späte Klarheit über die Kirchensteuer-Einnahmen

Da die Kirchensteuer auf Basis von Lohnsteuer-Zahlungen jeweils zunächst vom Arbeitgeber eines Kirchenmitglieds über das für ihn zuständige Finanzamt abgeführt wird, ist ein aufwendiges Abrechnungsverfahren erforderlich. Erst über das sogenannte „Clearing“ kann die jeweilige Kirchensteuer-Zahlung dem Wohnsitz-Bistum des Kirchenmitglieds überwiesen werden – und damit letztlich zum Beispiel der Kirchengemeinde, dem Kindergarten oder der katholischen Schule, mit der das Mitglied vor Ort verbunden ist.

Damit gibt es für die Bistümer erst nach vier Jahren Klarheit über diese Einnahmen. Um sich auf regelmäßig hohe Zahlungen an andere Diözesen vorzubereiten, werden in der Bilanz vorsorglich Rückstellungen gebildet. Werden diese nicht benötigt, werden sie aufgelöst und verbessern das Ergebnis im laufenden Jahr.

Mit die geringsten Pro-Kopf-Kirchensteuereinnahmen im Bundesgebiet

Bei einer Bilanzsumme von 556,8 Millionen Euro (Vorjahr 485 Mio.) weist der Finanzbericht knapp zwei Drittel der Gesamterträge in Höhe von 277,8 Millionen Euro als Kirchensteuereinnahmen aus, also die Zahlungen der knapp 660.00 Kirchenmitglieder. Im Vergleich der durchschnittlichen Pro-Kopf-Kirchensteuerzahlungen zeigt sich die relativ schwache Wirtschaftskraft im Ruhrgebiet: Hier belegt das Ruhrbistum im Vergleich aller 27 deutschen Diözesen erneut einen der letzten Plätze. Die weiteren Erträge sind zu einem großen Teil Zuwendungen und Kostenerstattungen, etwa die anteilige Länderfinanzierung für die bistumseigenen Schulen in Essen, Duisburg und Gladbeck.

Von den Gesamt-Aufwendungen des Bistums in Höhe von 249,3 Millionen Euro floss der größte Teil – 88 Millionen Euro – in die sogenannte „Pfarrliche Ebene“, finanzierte also die Seelsorge in den Gemeinden, die Kindertagesstätten sowie die Versorgung, Aus- und Fortbildung des pastoralen Personals. Hinzu kamen 53,4 Millionen Euro für die Schulen. Daneben gab das Bistum unter anderem 13,1 Millionen Euro für caritative Aufgaben aus, 6,9 Millionen Euro für die Jugendarbeit und 6,6 Millionen Euro für den Bildungsbereich.

Der komplette Finanzbericht 2023 sowie ein Ausblick auf die Haushaltsplanungen und verschiedene weitere Informationen gibt es online unter finanzen.bistum-essen.de.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen