von Thomas Rünker

Bistum Essen reist mit bunter Jugendgruppe durch Polen

Begegnungsreise führt junge Leute aus afrikanischer, syrischer, polnischer und deutscher Gemeinde unter dem Motto „Vielfalt leben“ auch ins Essener Partnerbistum Kattowitz. In Danzig hat Weihbischof Ludger Schepers die Gruppe getroffen.

22 junge Leute aus dem Ruhrbistum sind derzeit in Polen unterwegs

Seit 25 Jahren besteht Partnerschaft zwischen den Bistümern Essen und Kattowitz

Fragen der kulturellen Vielfalt stehen im Mittelpunkt der Reise

Sie sind schon eine ziemlich bunte Truppe: Jugendliche und junge Erwachsene aus afrikanischen und polnischen Gemeinden im Ruhrgebiet sowie aus der syrisch-katholischen und der Essener St. Hedwig-Gemeinde sind in diesen Tagen auf einer Jugendbegegnungsreise in Polen unterwegs. Am Donnerstag hat in Danzig auch Weihbischof Ludger Schepers die Gruppe einen Tag lang begleitet. „Vielfalt leben“ ist das Motto der vom Bistum Essen organisierten Tour. Eine Realität an Rhein, Ruhr und Lenne, die jedoch im Polen von 2018, das sich nach Kräften gegen Zuwanderer wehrt, fast wie eine Provokation klingt.

Zumindest für die Jugendlichen, die die Gruppe aus dem Ruhrgebiet Anfang der Woche im Essener Partnerbistum Kattowitz getroffen hat, war die Vielfalt ihrer deutschen Altersgenossen kein Problem. „Die jungen Leute waren so froh, uns kennenzulernen und mit uns Zeit zu verbringen“, beschreibt es die Leiterin der Fahrt, Katarzyna Paczynska-Werner. Sie seien „mit großem Respekt“ nach Polen gefahren, erklärt die Referentin für interkulturelle Jugendpastoral im Ruhrbistum. Doch bei den Jugendlichen hätten sie „keinerlei Ressentiments“ gespürt, sondern eine große Lust, auch die kompliziertesten Sprachbarrieren – zum Beispiel Arabisch-Polnisch – mit Händen und Füßen zu überwinden.

Kaum Dunkelhäutige auf den Straße von Kattowitz

Auf der Straße, im Umgang mit fremden und eher älteren Menschen kann dies jedoch auch anders sein, hat die Gruppe in Polen ebenfalls erlebt. Die DuisburgerinChristiana Adora aus der afrikanischen Gemeinde im Ruhrbistum berichtet, dass sie während der Tage in Kattowitz „keine fünf Dunkelhäutigen“ getroffen habe. „Und ich werde hier von vielen ziemlich Leuten komisch angeschaut“, sagt sie. Das sei ganz anders als in ihrer Heimatstadt am Rhein.

Dass zumindest die jungen Leute recht unbefangen miteinander umgehen, könnte auch daran liegen, dass sich die Jugendlichen dies- und jenseits der Grenze heute viel ähnlicher sind als früher, vermuten einige Begleiter der Bistumsgruppe: Hier wie dort hört man mit den gleichen Handys ähnliche Musik und kauft seine Mode in den gleichen Läden.

Erzbischof Skworc freut sich auf Besuch in Essen

Und dann gibt es speziell in der Region um Kattowitz mit dem Bergbau auch noch eine ähnliche Geschichte wie im Ruhrgebiet: „Das sieht streckenweise schon aus wie bei uns zuhause“, erzählt der Essener Michael mit Blick auf die schlesischen Zechentürme und Industriekulissen. Seit 25 Jahren verbindet die Bistümer Essen und Kattowitz eine Partnerschaft, in der der Bergbau bis heute eine Rolle spielt: So bedankt sich der Kattowitzer Erzbischof Wiktor Skworc beim Treffen mit der Essener Gruppe für die Einladung von Bischof Franz-Josef Overbeck und dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen zum feierlichen Gottesdienst zum Ende des Ruhrbergbaus im Dezember in Essen. Er komme sehr gerne, so Skworc.

Von den deutschen Jugendlichen auf ihr Reise-Thema Vielfalt und Interkulturalität angesprochen, verweist Skworc beispielhaft auf die guten Kontakte zu den jüdischen und muslimischen Gemeinden in Kattowitz. Dabei registrieren die jungen Leute, dass Skworc von einem „friedlichen Nebeneinander“ spricht. „Bei uns im Ruhrgebiet würden wir doch eher ,Miteinander‘ sagen“, meint Susen, die wie Michael aus der Essen-Altenessener St. Hedwig-Gemeinde kommt. Wie das Bistum pflegt St. Hedwig seit 25 Jahren eine Partnerschaft nach Schlesien: Zur St. Hedwig-Gemeinde in Tychy.

Erste Messdienerinnen im traditionsreichen Wallfahrtsort

Wie sehr solche Partnerschaften auf beiden Seiten den Horizont erweitern können, erlebt die Gruppe im schlesischen Wallfahrtsort Piekary Slaskie. Als sich zum Gottesdienst Severina und Mina als Messdienerinnen melden, stellt sich heraus, dass dort sonst nur Jungen die Priester am Altar unterstützen. So erlebt die traditionsreiche Pilgerkirche mit den beiden Mädchen aus dem Ruhrbistum und ihrem Priester, dem aus Nigeria stammenden Sylvester Ozioko, in einer internationalen Messe eine unerwartete Premiere. Der Gottesdienst zeigt einmal mehr die große Vielfalt katholischer Glaubensformen und –praktiken, auf die die jungen Leute auf ihrer Reise immer wieder treffen: In Tschenstochau erleben sie am Maria-Himmelfahrtstag wie Heerscharen von Gläubigen die „Schwarze Madonna“ verehren, zwischendurch bringen die Mädchen der afrikanischen Gemeinde den aus Syrien stammenden Glaubensschwestern englische Kirchenlieder bei – und Francesco aus der polnischen Gemeinde in Bochum erzählt der Gruppe, welch große Bedeutung die Beichte in seiner Gemeinde hat, während sie für viele deutsche Katholiken kaum noch ein Thema ist.

Weihbischof Schepers: „Jeder Mensch ist vor Gott einzigartig“

Auch im gemeinsamen Gottesdienst spricht Weihbischof Ludger Schepers am Donnerstagabend in Danzig über den Schatz, der in der Vielfalt steckt. Jeder Mensch sei vor Gott einzigartig, betont er. „Und wenn wir uns auf die Liebe besinnen, die jede und jeder einzelne in sich trägt, und anfangen diese auszuteilen, dann wird mehr als genug für alle da sein“, zieht er den Vergleich zum Wunder der Brotvermehrung.

Noch bis Dienstag in Polen unterwegs

Die 22 jungen Deutschen sind noch bis Dienstagabend in Polen unterwegs und sprechen unter anderem im Danziger Maximilian-Kolbe-Haus über die Versöhnungsarbeit des Deutsch-Polnischen-Jugendwerks. Dann geht es wieder zurück ins Ruhrgebiet – zweifellos beladen mit sehr vielfältigen Eindrücken.

Referentin für Gemeinden anderer Muttersprachen und Interkulturelle Jugendpastoral

Katarzyna Paczynska-Werner

Zwölfling 16
45127 Essen

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen