von Thomas Rünker

Bistum ermuntert zu „St. Martin im kleinen Kreis“

Laternen im Fenster, Martinsbrezeln für die Nachbarn – Martinsfreude könne man auch ohne die coronabedingt ausfallenden Umzüge spüren – und teilen, sagt die Theologin Theresa Kohlmeyer.

Laternen im Küchenfenster statt am Martinsfeuer, Umzug mit der Lehrerin über den Schulhof statt hinter dem Martinspferd durch den Stadtteil – „Sankt Martin feiern wir in diesem Jahr im kleinen Kreis“, sagt Theresa Kohlmeyer. Die Theologin leitet die Abteilung Glaube, Liturgie und Kultur im Bistum Essen und beobachtet, wie sich das Fest um den prominenten Heiligen und seine berühmte Mantel-Teilung im Corona-Jahr wandelt. „Große Umzüge mit teilweise mehreren Tausend Teilnehmern kann es in diesem Herbst natürlich nicht geben“, sagt Kohlmeyer, „aber deshalb fällt St. Martin doch nicht aus!“ Sie verweist auf viele kreative Aktionen in Kindergartengruppen und Grundschulen – und auf das Teilen als Grundthema des Martinsfests: „Das klappt auch ohne Martinszug – und ist jetzt wichtiger denn je“.

Martinslaternen leuchten in die Wohnungen und auf die Straße

Eine tolle Initiative in vielen Nachbarschaften sei etwa das Aufhängen von Martinslaternen in Fenstern, die gut von der Straße einsehbar sind. „So wie im ersten Corona-Lockdown viele Familien Regenbogen an ihre Fenster gemalt und abends eine Kerze als Hoffnungslicht entzündet haben, können auch die Martinslaternen Zeichen von Hoffnung, Freude und Zuversicht sein“, sagt Kohlmeyer. Zum einen leuchteten die Laternen schließlich nach innen, in die Wohnungen. „Vielleicht laden sie in Familien zu einem Martins-Ritual ein“, schlägt die Liturgie-Expertin vor, „zum Beispiel zu einem abendlichen Martinslied mit Eltern und Kindern, kurz vor dem Schlafengehen.“ Die Martinslaternen würden aber natürlich auch nach draußen wirken: „Wenn bei dieser Aktion viele Menschen mitmachen, kann man bei einem Spaziergang in den Tagen vor dem Martinsfest seinen ganz privaten Martinsumzug erleben“, erwartet Kohlmeyer. Vielerorts würden die ersten Laternen bereits am kommenden Allerheiligen-Wochenende in die Fenster gehängt, anderswo startet die Aktion eine Woche später, „auf jeden Fall rechtzeitig vor dem Martinsfest am 11. November“.

Martinslaternen basteln – und verschenken

St. Martin

Der Heilige Martin stammt aus dem heutigen Ungarn, war römischer Soldat und um das Jahr 330 in Reims im Einsatz. Als er gemeinsam mit anderen Soldaten vor dem Stadttor auf einen fast unbekleideten Bettler traf, um den sich trotz des eisigen Winters niemand kümmern wollte, hat Martin der Legende nach zum Schwert gegriffen und kurzerhand seinen Mantel in zwei Stücke geteilt, um eines davon dem Bettler zu geben. Später ließ Martin sich taufen, wurde Priester und später Bischof von Tours. Im Alter von 81 Jahren starb er 397 und wurde am 11. November beerdigt.

Neben Hoffnung, Freude und Zuversicht, die die Martinslaternen ausstrahlen, lassen sich auch die Laternen selber teilen. „Teile dein Licht“, heißt eine Aktion, zu der das Sternsingerwerk zum Martinsfest aufruft. „Die Idee: Kinder, die in den kommenden Tagen eine Martinslaterne basteln, basteln eine zweite Laterne, die sie weiterschenken“, erläutert Kohlmeyer. So könnten dann auch Oma oder Opa, die ältere Dame im Erdgeschoss oder die Studenten-WG unterm Dach ein wenig Martins-Atmosphäre genießen. Und wer lieber nicht basteln, aber trotzdem teilen möchte, der könne schließlich zur Martinsbrezel greifen. „Die ist groß genug für ein kleines gemeinsames Martinsmahl daheim, lässt sich aber auch prima auf einem Teller beim Nachbarn vor die Tür legen“, ermuntert Kohlmeyer zum süßen Martins-Brauch-. 

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