von Thomas Rünker

Bistum ehrt Wilhelm Beermann mit dem Heinrich-Brauns-Preis

Bischof Overbeck nennt langjährigen Bergbaumanager „eine verlässliche katholische Stimme, die zeigt: die Kirche spielt mit“.

Preisträger war erster Vorstandsvorsitzender der Deutschen Steinkohle AG

Laudatio von IGBCE-Vorsitzendem Michael Vassiliadis

Beermann spendet Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro an das Bochumer Frauenhaus.

Das Ruhrbistum hat den langjährigen Bergbau-Manager und engagierten Bochumer Katholiken Wilhelm Beermann am Samstag in Mülheim mit dem Heinrich-Brauns-Preis ausgezeichnet. Damit würdigt das Bistum Beermanns „persönliches, an den Zielen der Katholischen Soziallehre orientiertes, christliches Glaubenszeugnis“, das sich mit der Geschichte des Bergbaus und der Entwicklung des Ruhrgebiets verbinde, wie es in der Begründung der Jury heißt. Soziale Sicherheit, Gemeinwohl, Sozialpartnerschaft sowie ethisch verantwortliches Handeln in Unternehmen, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche seien zentrale Anliegen und Motive, die sein engagiertes Wirken in Beruf und Ehrenamt kennzeichneten. Bei einem Festakt in der Akademie „Die Wolfsburg“ nannte Bischof Franz-Josef Overbeck Beermann – bis 2001 erster Vorstandsvorsitzender der Deutschen Steinkohle AG und gleichzeitig stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Arbeitsdirektor der damaligen RAG Aktiengesellschaft – eine „verlässliche katholische Stimme, die zeigt: die Kirche spielt mit“. Beermanns Beispiel mache deutlich, dass Christen nicht für sich selbst glaubten, „sondern um sich einzumischen und die Gesellschaft mitzugestalten“.

In seiner Laudatio schlug der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), Michael Vassiliadis, einen weiten Bogen über das lange und vielfältige Berufsleben des 82-jährigen Preisträgers – und dessen enge Verknüpfung mit der Entwicklung des Bergbaus: Von den „goldenen Jahren“ des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet, als Beermann 1951 seine Ausbildung bei der Gelsenkirchener Zeche Rheinelbe begann und im Revier noch rund 600.000 Bergleute in über 150 Zechen beschäftigt waren, über die erste Kohlekrise Ende der 1950er Jahre und das in den folgenden Jahrzehnten stete Ringen zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaft und Politik, um Reduzierungen und Anpassungen in der Montan-Industrie. CDU-Mitglied Beermann habe dabei stets nicht nur Respekt, „sondern auch besonderes Vertrauen der jeweils anderen Seite, der Gewerkschaften und der anderen Parteien erfahren“, so Vassiliadis. Besonders Beermanns Kommunikationsfähigkeit und sein Gespür würden bis heute geschätzt, auch für ihn sei Wilhelm Beermann „bis heute ein geschätzter Gesprächspartner“, so der Gewerkschaftschef.

Kein Bergmann darf ins Bergfreie fallen

Beermann zeigte sich in seiner Dankesrede bewegt von der Tatsache, den Heinrich-Brauns-Preis ausgerechnet in dem Jahr zu erhalten, in dem der Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet beendet wird. Neben Wehmut, die damit verbunden sei, empfinde er auch eine „gewisse Zufriedenheit, dass wir gemeinsam etwas erreicht haben, was viele erstaunt hat und auch für Unverständnis geführt hat – dass wir dem Slogan treu geblieben sind: Kein Bergmann darf ins Bergfreie fallen.“

Gerade in den besonders brisanten Entscheidungen seines Berufslebens sei die Zusammenarbeit mit der IGBCE stets besonders gut gewesen, so Beermann. Zuvor hatte bereits Vassiliadis an das Ringen um den „Kohlekompromiss“ 1997, an Massendemonstrationen und die Menschenkette „Band der Solidarität“ mit 220.000 Teilnehmern erinnert. Nur durch den gemeinsamen Kampf von Belegschaften, Arbeitgebern, aber auch Kirchen und anderer gesellschaftlicher Kräfte seien damals ein massenhafter Arbeitsplatzabbau und betriebsbedingte Kündigungen verhindert worden. Heute engagiert sich Beermann unter anderem als Aufsichtsrats-Vorsitzender des Katholischen Klinikums Bochum und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum. Auch das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro spendet Beermann in seiner Heimatstadt und unterstützt damit das Frauenhaus der Caritas.

Heinrich Brauns' Wirken bleibt aktuell

Vassiliadis wie Beermann hoben die Aktualität des Wirkens von Heinrich Brauns (1868 – 1939) bis in die heutige Zeit hervor, der zum einen als junger Priester in Essen Borbeck den katholischen Bergarbeiterverein förderte und sich später sowohl für Konfessions-übergreifende Gewerkschaften wie auch für eine christliche Partei ohne konfessionelle Grenzen einsetzte. Als Reichsarbeitsminister (1920 – 1928) zeichnete er schließlich nicht nur für die Arbeitszeitverordnung, sondern auch für das Arbeitsgerichtsgesetz und das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung verantwortlich. Regelungen, die weit über die Zeit der Nazi-Diktatur ihre Wirkung auch in die junge Bundesrepublik entfalteten, wie die stellvertretende „Wolfsburg“-Chefin Judith Wolf betonte, die den Festakt moderierte. Brauns sozialpolitisches Vorbild war Papst Leo XIII. (1810 – 1903), der mit seiner Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ (1891) die katholische Soziallehre deutlich aufgewertet hat.

Mit dem nach Heinrich Brauns benannte Preis ehrt das Bistum Essen seit 1978 alle drei Jahre Persönlichkeiten, die sich – wie Brauns – um die katholische Soziallehre und die christlich-soziale Bewegung in besonderer Weise verdient gemacht haben. Frühere Preisträger sind unter anderem der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm, Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, der polnische Politiker Wladyslaw Bartoszewski, der damalige Premierminister Luxemburgs und heutige Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, der ehemalige Vorsitzende der IG Bergbau und Energie, Adolf Schmidt, und der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider.

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