von Thomas Rünker

Bischof Wanke ermutigt Priester und Diakone im Ruhrbistum

Emeritierter Bischof hat vor und nach der Wende das Bistum Erfurt geleitet und warb am Montag beim Tag der Priester und Diakone in Essen für eine „geistliche Qualitätserneuerung“.

Angesichts vieler Unsicherheiten in Kirche und Gesellschaft hat der frühere Erfurter Bischof Joachim Wanke die Priester und Diakone im Ruhrbistum ermutigt, sich neu an der biblischen Botschaft des Evangeliums auszurichten. Wanke warb für eine „geistliche Qualitätserneuerung“, die keinen Aufschub dulde. Dabei seien Seelsorger „weder Funktionäre, die ein System aufrecht erhalten müssen, noch ,Macher‘, ohne die Gott hilflos wäre, noch Bildungsinstrukteure, die immer genau wissen, was zu tun ist“, so der emeritierte Bischof aus Thüringen.

Egal ob in den Pfarreien und Gemeinden zwischen Rhein, Ruhr und Lenne oder in besonderen Arbeitsfeldern wie Krankenhäusern oder Gefängnissen – überall sind Seelsorger mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert. So dankte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck den rund 250 Priestern und Diakonen beim traditionellen Treffen am Jahresbeginn in Essen für ihre engagierte Mitarbeit bei den Pfarreientwicklungsprozessen, deren erste Etappe im vergangenen Jahr abgeschlossen worden ist. Zugleich belasten die Diskussionen über die Missbrauchsfälle in der Kirche die Seelsorger in den Gemeinden.

Wanke warb dafür, dass sich die Priester und Diakone „auch angesichts der Bodenlosigkeit und der Unabsehbarkeit der Erschütterungen“ neu ihrer Berufung vergewissern. Dabei gehe es „nicht um eine Abkehr von konkreten Fragen, die in den Diözesen anstehen und auf Lösungen warten“, sagte Wanke auch mit Blick auf den Dialog- und Zukunftsbild-Prozess im Bistum Essen. Allerding solle man den „Fragen und manchmal auch Ratlosigkeiten einen größeren Horizont geben“. In Kirche und Gesellschaft brauche es mehr „Deutung aus christlicher Hoffnung heraus“.

Bischof Wanke: „Akzeptieren, dass es ist, wie es ist“

Voraussetzung für eine solche Haltung sei indes die Akzeptanz, dass „es ist, wie es ist“, betonte Wanke. Es gehe darum, „nicht die Veränderungen leugnen, sie nicht schön reden, nicht nach den Schuldigen fahnden oder sonst die Probleme verdrängen“. Dies könne nicht gut gehen, denn „was nicht angenommen wird, kann nicht verwandelt werden“, so der 77-Jährige, der von 1980 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2012 Bischof in Erfurt war. Das Leben in einer liberalen, offenen Gesellschaft gebe den Christen die Gelegenheit, „sich auf eine Vertiefung des Glaubens und Bekennens einzulassen, gleichsam eine geistliche ,Tiefenbohrung‘ vorzunehmen“, sagte Wanke. So lebten „die Christen im Osten Deutschlands jetzt ,ehrlicher‘ als früher“, weil sie sich nicht mehr „hinter den Schikanen und Behinderungen religiösen Lebens wie in DDR-Zeiten“ verstecken könnten. In Ost wie West gehe es für Priester und Diakone nun darum, sich neu „bereitwillig dem Anspruch des Evangeliums zu stellen“, betonte Bischof Wanker.

Der Vortragstext von Bischof Wanke:

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