von Katholische Nachrichtenagentur, Thomas Rünker

Bischof und Präses werben für stärkere ökumenische Präsenz vor Ort

Beim Sozialpolitischen Aschermittwoch stand in Essen-Altenessen der Blick auf die Problemstadtteile der Region auf der Agenda. Gemeinsam warben die Diskussionspartner für ein stärkeres kirchliches und gesellschaftliches Engagement für die Quartiere. Bischof Overbeck sieht zudem „Olympia im Ruhrgebiet“ als eine Idee, die die Menschen in der Region neu miteinander verbinden kann.

Angesichts wachsender sozialer Aufgaben plädiert der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck für mehr Zusammenarbeit der Konfessionen im Ruhrgebiet. Es sei eine ökumenische Aufgabe, dass die unter Mitgliederrückgang leidenden Kirchen dauerhaft ihre gesellschaftliche Präsenz sichern, sagte Overbeck beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der evangelischen und katholischen Kirche in Essen. Dabei müsse sich die Qualität dieser Präsenz verändern, so Overbeck. „Es ist nicht einfach so, dass wir das Alte kleiner machen. Wir werden vor allen Dingen ganz anders.“ Ökumene meine heute auch die Zusammenarbeit mit anderen Religionen.

Politische Akzente aus christlicher Perspektive

In diesem Jahr hatten sich das Ruhrbistum und die Evangelische Kirche im Rheinland Essen-Altenessen als Ort für ihr traditionelles Aschermittwochs-Programm mit politischen Akzenten aus christlicher Perspektive ausgesucht. In dem nach der eigenen Straße und Hausnummern benannten ehemaligen evangelischen Gemeindezentrum „KD 11/13 – Zentrum für Kooperation und Inklusion“ diskutierte Bischof Overbeck gemeinsam mit dem rheinischen Präses Manfred Rekowski, dem Stadtforscher Klaus Selle und Tanja Rutkowski vom katholischen Sozialdienstleister CSE über Perspektiven für Problem-Stadtteile im Ruhrgebiet.

„Die Auftragslage für Kirche und Diakonie ist ziemlich gut“, hob Präses Rekowski hervor. Die Herausforderungen etwa für Gemeinden im Ruhrgebiet seien groß, während die Ressourcen der Kirchen kleiner würden. „Die Aufgabe dieser Generation ist, die großen Strukturen aus dem letzten Jahrhundert an die kleiner werdenden Zahlen anzupassen und das intelligent zu tun“, so Rekowski. Entsprechende Lösungen müssten gemeinsam mit anderen Gruppen entwickelt werden.

„Die Kirchen sind wichtige Kerne des Engagements im Quartier“

Stadtforscher Klaus Selle hob die Bedeutung von Kirchen vor Ort hervor. „Die Kirchen sind wichtige Kerne des Engagements im Quartier und für das Quartier“, sagte er. Problematisch seien die geringeren Chancen junger Menschen in bestimmten Vierteln, ihre Situation zu verbessern. Bildung sei ein Weg, diese Ungleichheit zu beseitigen.

Mit Fachleuten verschiedenster Professionen engagiert sich die von Caritas und dem Sozialdienst katholischer Frauen getragene CSE in Essen in der Stadtteilarbeit. Als problematisch kritisierte CSE-Vertreterin Rutkowski die häufige Projektstruktur in diesem Bereich. Zahlreiche befristete Stellen und ein großer Aufwand für die Beantragung und Auswertung von Projektmitteln erschwerten die Arbeit mit den Menschen im Stadtteil. Nötig sei eine stabile und dauerhafte Finanzierung der Quartiersarbeit.

Bischof Overbeck wirbt für „Olympia im Ruhrgebiet“

Um verschiedene Menschen zusammenzubringen, sprach sich Overbeck für eine Olympia-Bewerbung des Ruhrgebiets aus. „Dann passiert nämlich was - und das braucht man in den Stadtteilen: nämlich eine gemeinsame Idee“, sagte der Geistliche, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Sozialfragen verantwortlich ist. Er forderte zudem eine bessere Verkehrspolitik sowie neue Formen von Solidarität. Mit Blick auf den früheren Zusammenhalt unter Bergleuten sagte er: „Wir müssen heute nicht nur eine Arbeitsform, sondern eine Haltungsform finden, die uns solidarisch zusammenhält.“

Sozialpolitischer Aschermittwoch seit 22 Jahren

Seit 1998 laden das Ruhrbistum und die Evangelische Kirche im Rheinland jährlich zum Sozialpolitischen Aschermittwoch ein. In Anlehnung an die traditionellen Partei-Veranstaltungen an diesem Tag möchten die Kirchen hier einen politischen Akzent aus christlicher Perspektive setzen. So wollen sie zum Ausdruck bringen, dass christlicher Glaube zugleich christlicher Einsatz für eine gerechte Gesellschaft bedeutet.

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