Bischof und Generalvikar danken für Rückendeckung der Mitarbeiter
Erfreut und beeindruckt haben sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer von der großen Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezeigt, die ihre Forderungen nach konkreten Konsequenzen aus der im vergangenen Herbst vorgestellten Missbrauchsstudie (MHG-Studie) ausdrücklich mittragen. In einem offenen Brief an Overbeck und Pfeffer hatten sich rund die Hälfte der Beschäftigten im Bischöflichen Generalvikariat ausdrücklich hinter die Forderungen der Bistumsleitung nach Veränderungen in den Bereichen Macht, Zölibat und Sexualmoral gestellt. „Wir danken Ihnen für Ihre klare Einschätzung der Situation und die Bereitschaft, nun auch Taten folgen zu lassen“, heißt es in dem Schreiben. „Wir sind – wenn Sie erlauben – sogar ein wenig stolz: Unser Bischof und unser Generalvikar reden nicht um den heißen Brei herum!“
Kritik innerhalb der Kirche
„Bischof Overbeck und ich freuen uns über so viel Rückendeckung, die wir von unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten für den Weg, den wir als Bistum Essen einschlagen“, erklärte Generalvikar Klaus Pfeffer jetzt in einer Reaktion auf das Schreiben. „Mit manchen Positionen stoßen wir ja zuweilen auch auf Kritik innerhalb der Gesamtkirche – da tut es gut, wenn es aus dem eigenen Bistum eine so deutliche Bestätigung und Unterstützung gibt.“ Ihm liege sehr daran, „dass wir im Bistum Essen versuchen, gemeinsam unsere Kirche in eine gute Zukunft zu bewegen“, betonte Pfeffer. „Dafür stehen auch die verschiedenen Projekte, die wir nach vielen Diskussionen und Gesprächen zur Missbrauchsstudie jetzt auf den Weg gebracht haben.“
Zwei große Schritte, um Veränderungen in die Wege zu leiten
Vergangene Woche hatte Pfeffer bereits zwei große Schritte angekündigt, mit denen das Ruhrbistum Reformen und Veränderungen verbindlich in die Wege leiten wird. Zum einen geht es um fünf zentrale Problemfelder kirchlichen Lebens, die im Bistum Essen in Eigenverantwortung des Bischofs geprüft und verbessert werden sollen. Dazu gehören Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt, die Stärkung der persönlichen Reife in der Ausbildung von Priesterkandidaten sowie die Suche nach Maßnahmen zur Verbesserung des Berufs- und Alltagslebens der Priester, Transparenz in der Personalarbeit für das seelsorgerliche Personal und die historische und systematische Aufarbeitung des früheren Umgangs mit sexualisierter Gewalt im Ruhrbistum. Zum anderen sollen unter öffentlicher Beteiligung all jene Faktoren im „System Kirche“ auf den Prüfstand gestellt werden, die nach den Einschätzungen der MHG-Studie sexualisierte Gewalt begünstigen: Fragen der Sexualmoral, das Selbstverständnis des Weiheamtes, Machtfragen und Geschlechtergerechtigkeit. Diese Themen werden weit über das Ruhrbistum hinaus in der katholischen Kirche kontrovers diskutiert, Impulse aus dem Ruhrbistum sollen daher auch in den synodalen Weg einfließen, auf den sich die Deutsche Bischofskonferenz verständigt hat. „Für diese Schritte werden wir die Unterstützung aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr konkret benötigen – gerade auch dort, wo wir Maßnahmen der Prävention oder auch notwendige strukturelle Veränderungen umsetzen müssen“, kündigte Pfeffer jetzt an.
Mit Blick auf den Brief betonte Pfeffer zudem: „Der Missbrauchs-Skandal und die von ihm ausgelöste Krise unserer Kirche lässt niemanden in unserem Hause kalt." Er wisse aus vielen Gesprächen, „dass die Skandale unserer Kirche manche Mitarbeitende persönlich schwer belasten, zumal sie im Privatleben oft angefragt werden, warum sie noch für eine Kirche arbeiten, in der es so viele Missstände gäbe“. Er könne darum gut verstehen, wenn sich Mitarbeitende nun ungeduldig schnellere Reformen wünschten, die die Ursachen des sexuellen Missbrauchs in ihren Wurzeln bekämpfen.