von Thomas Rünker, Katholische Nachrichtenagentur

Bischof Overbeck sieht Synodalen Weg als „enorme Chance“

Mit dem ersten Advent ist der Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland gestartet.

Symbolischer Auftakt mit Gottesdiensten in allen Bistumskirchen

Die Beratungen über Themen wie Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Gewaltenteilung und die Rolle von Frauen beginnen beim ersten Treffen der Synodalversammlung Ende Januar in Frankfurt.

Mit dem Synodalen Weg will die Kirche nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen

Mit feierlichen Gottesdiensten im Münchener Liebfrauendom und vielen anderen deutschen Kathedralen hat die katholische Kirche in Deutschland am ersten Adventssonntag, 1. Dezember, ihren Synodalen Weg eröffnet. In dem zunächst auf zwei Jahre angesetzten Reformdialog wollen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Essener Synodalkerze brennt vor der Goldenen Madonna

Zum symbolischen Start dieses Weges hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, im Gottesdienst in München gemeinsam mit ZdK-Vizepräsidentin Katrin Kortmann eine besondere Kerze für die Synode entzündet – parallel wurden am ersten Advent auch in allen anderen Bischofskirchen in Deutschland Synodalkerzen entzündet. Im Essener Dom hat Domkapitular Michael Dörnemann dieses Licht im morgendlichen Kapitelsamt vor der Goldenen Madonna, der Essener Bistumspatronin, entzündet.

Die inhaltlichen Beratungen des Synodalen Weges beginnen in zwei Monaten mit der ersten Synodalversammlung, die vom 30. Januar bis 1. Februar in Frankfurt zusammenkommt. Die Synodalversammlung ist das oberste Organ des Synodalen Weges und besteht aus mehr als 200 Mitgliedern, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Neben den deutschen Bischöfen und 69 Vertretern des ZdK sind unter anderem mindestens 15 unter 30-Jährige Katholiken sowie Vertreter der Orden, der Priester und anderer pastoraler Berufsgruppen Mitglieder der Synodalversammlung.

Overbeck arbeitet im Synodenforum über Gewaltenteilung mit

Themen des Synodalen Wegs sind die katholische Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Gewaltenteilung und die Rolle von Frauen in der Kirche. Die Vorarbeiten haben vier Synodalforen mit jeweils rund 30 Mitgliedern übernommen, in zwei dieser Foren wirken auch Katholiken aus dem Bistum Essen mit:

Forum „Macht, Partizipation und Gewaltenteilung“

  • Bischof Franz-Josef Overbeck
  • Thomas Söding, Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum

Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“

  • Andrea Qualbrink, Referentin für Strategie und Entwicklung im Essener Generalvikariat
  • Weihbischof Ludger Schepers, Mitglied der Frauenkommission in der Deutschen Bischofskonferenz
  • Irmentraud Kobusch, Netzwerk „Diakonat der Frau“

„Widerstände können auch bereichernd für die Kirche sein.“

Bischof Overbeck setzt große Hoffnungen in den Synodalen Weg. Er sehe in dem Reformdialog die „enorme Chance, eine konstruktive Streit- und Konfliktkultur zu entwickeln“, sagte er der Deutschen Presseagentur. Dazu gehöre „der offene Dialog mit einer kritischen inner- und außerkirchlichen Öffentlichkeit“, betonte der Bischof. „Widerspruch und Widerstände sind nicht immer nur negativ. Sie können auch bereichernd für die Kirche sein“. Dies setze jedoch eine geschwisterliche Haltung voraus, die der anderen Seite in einer inhaltlichen, vernunftgeleiteten Auseinandersetzung zugesteht, „womöglich Recht zu haben“.

Bezug zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

Im Gespräch mit dem Kölner Sender domradio.de setzte Overbeck die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in Bezug zum Synodalen Weg. „Deutlich wird: Sexualität, Nähe zum Menschen, wird oft missbraucht, um Machtfragen zu klären und Gewalt auszuüben.“ Kirche müsse dem künftig entgegenwirken. Overbeck betonte, die Kirche lebe „in vielen Welten, von denen wir viel lernen können.“ Eine demokratische Welt lehre vor allen Dingen, Macht zu kontrollieren, fügte der Bischof hinzu. „Das ist ein neues, großes Thema für uns.“

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