von Jens Albers

Bischof Overbeck sieht immer mehr Populismus und Verunsicherung

Die Katholische Journalistenschule ifp ist mit rund 200 Journalisten zum Jahrestreffen in Essen zusammengekommen. Ein Schwerpunkt des Treffens ist die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle des Journalismus in Zeiten von Terror, Angst und Flucht.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck beobachtet immer mehr Populismus und eine zunehmende Verunsicherung in der Gesellschaft. Kirche, Politik und Medien müssten darauf richtig reagieren, mahnte Overbeck am Samstagabend im Essener Dom. Bei einem Gottesdienst im Rahmen des Jahrestreffens der katholischen Journalistenschule ifp sprach er von einer "Zeit, in der kein Stein auf dem anderen bleibt". Gewohnte Ordnungen vergingen, und anstelle politischer Verlässlichkeiten gebe es immer mehr Unwägbarkeiten. Hinzu komme, "dass viele Menschen in einer für nicht wenige unvorstellbare Weise vom Populismus angezogen werden".

Hier zählten nicht mehr Fakten und Logik, so Overbeck weiter, sondern "vielmehr emotionale Argumente, die in scheinbare neue Sicherheiten und in Altbewährtes zurückführen". Ungewöhnlich sei dabei, "mit welcher Heftigkeit von gewissen Gruppen plötzlich wieder nach einer nationalen Identität gesucht wird". "Bemerkenswerte Bevölkerungsteile" wollten sich Flüchtlingen und anderen Menschen verschließen. Dies betreffe aber "Gott sei Dank nicht die gesamte Bevölkerung".

Die Kirche, aber auch Medien und die Politik, müssten sich diesen Herausforderungen stellen, forderte Overbeck. Dazu gehörten auch die Risiken und Chancen der Digitalisierung und neuer Organisationsformen der menschlichen Arbeit und Kommunikation. Dabei seien "intensive Wertediskurse notwendig und zugleich ethische Fragen zu thematisieren, die vor allen Dingen die Rolle des Menschen in diesen Veränderungsprozessen betreffen". Menschlichkeit und Solidarität dürften hier nicht an den Rand gedrängt werden, auch nicht in den zum Teil sehr heftigen Debatten über die sozialen Medien.

Christen müssten hier mutig den Glauben leben und sich für die Würde und die Rechte jedes Menschen einsetzen. Aufgabe der Kirche sei es dabei, "all diejenigen Situationen zu benennen und anzuprangern, in denen diese Würde und diese Rechte verletzt werden". Dazu gehöre auch eine Arbeitswelt, die nicht familiengerecht gestaltet werde, sondern in der jeder grenzenlos mobil und pausenlos erreichbar sein müsse.

Vielfältiges Programm beim ifp-Jahrestreffen

Auch die Medien seien hier gefordert, ergänzte der Ruhrbischof vor den mehr als 200 Absolventen der katholischen Journalistenschule. Das ifp wurde 1968 im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Seither absolvierten mehr als 2.000 Journalisten hier Aus- und Fortbildungen.

Bereits seit Freitag versammeln über 200 Absolventen der Journalistenschule im Hotel Franz zum traditionellen Jahrestreffen. Nach einem lateinamerikanischen Abend, bei dem die jungen Journalisten mehr über die Arbeit des Bischöflichen Hilfswerkes Adveniat erfuhren, beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Samstagmorgen mit der selbstkritischen Frage, welchen Stellenwert Journalisten in Zeiten von Terror, Flucht und Angst einnehmen müssen und können.

Der Samstagnachmittag wurde dann dazu genutzt, um die Vielfalt der Ruhrgebietsmetropole näher kennenzulernen. Neben einem Besuch auf Zeche Zollverein und in der Redaktion der Funke-Mediengruppe, standen unter anderem auch die Villa Hügel und die Pressestelle des Ruhrbistums auf dem Programm. Gut 30 Journalisten kamen mit Ulrich Lota, Leiter der Stabsabteilung Kommunikation im Bistum Essen, über die integrierte Medienarbeit des Ruhrbistums ins Gespräch. Ein besonderes Augenmerk wurde hierbei auf das Magazin BENE und die Arbeit in den Sozialen Medien gelegt.

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen