von KNA

Bischof Overbeck in Sorge über wachsenden Populismus in Europa

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zeigt sich mit Blick auf die anstehenden Wahlen in mehreren Staaten der EU und sich hinziehenden Brexit-Verhandlungen besorgt über den Zustand Europas.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zeigt sich besorgt über den Zustand Europas. Mit Blick auf anstehende Wahlen in mehreren Staaten der EU und sich hinziehende Brexit-Verhandlungen habe er „große Sorge, wie sich Europa angesichts des sich abzeichnenden Wachstums des Populismus entwickeln wird“, sagte er am Freitag in Düsseldorf. Das gelte auch für Tendenzen zu „Renationalisierung“ und „Abschottung“ gegenüber Flüchtlingen.

Dass manche Europäer die „angeblich plötzlich auf uns zugekommene Welle“ von Menschen als „Tsunami“ beschrieben, mache deutlich, „auf welch tönernen Füßen das System Europas gebaut ist“, so der katholische Sozialbischof. „Die Flüchtlingskrise ist, noch mehr als die Euro- und Finanzkrise, das Zeichen für die Fragilität der politischen Rahmenbedingungen unserer westlichen Lebensweise.“

Die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte der Ruhrbischof einen „humanitären Akt“, der den Deutschen „eine Demonstration ungeahnter Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit“ ermöglicht habe. „Das Solidaritätspotenzial unserer Zivilgesellschaft, der Menschen in ihren Lebensbezügen, der Kirchengemeinden und Nachbarschaften war und ist enorm und macht mich stolz.“

Langfristig seien die neu Zugewanderten „ein Segen“; auch angesichts des demografischen Wandels sollten sie nicht als Konkurrenz gesehen, sondern in den Arbeitsmarkt integriert werden. Diejenigen, die zum Wiederaufbau in ihre Heimat zurückkehrten, würden „gute Botschafter für Deutschland sein, für unsere Produkte und Techniken und für unsere Lebensform“, erklärte Overbeck. Nachdrücklich forderte er die Entwicklung eines „Marshallplans“ zum Aufbau der zerstörten Länder im Nahen Osten und in Afrika. Auf diese Weise entstünden neue Wirtschaftspartner und Märkte in der nächsten Nachbarschaft Europas. „Und die Welt bekommt die Chance, ein wenig friedlicher zu werden“, sagte er.

Overbeck äußerte sich in einem Vortrag zum Thema „Bildung. Arbeit. Integration“ vor der Vereinigung der Verwaltungsrichter Nordrhein-Westfalen. Er dankte den Juristen, dass sie in Asylverfahren dafür sorgten, dass es für alle Beteiligten mit „rechten Dingen“ zugehe. „Ihre Aufgabe sichert die Qualität unseres freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens, indem Entscheidungen in überprüfbaren Verfahren getroffen werden.“ Damit sei „Willkür gebannt“.

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