von Cordula Spangenberg

Bischof Overbeck im Gespräch mit 60 Oberstufenschülern aus Essen und Mülheim

Zum „Dialog mit der Jugend“ lädt der Initiativkreis Ruhr alljährlich Führungskräfte und Jugendliche ein. Die Jugendkirche GleisX war diesmal Gastgeberin des Treffens mit dem Bischof.

60 Oberstufenschülerinnen und –schüler trafen Bischof Overbeck in der Gelsenkirchener Jugendkirche GleisX

Die Jugendlichen befragten den Bischof zu Sozialpolitik, Kirche und seinem Privatleben

Veranstalter des „Dialogs mit der Jugend“ ist seit 20 Jahren der Initiativ-kreis Ruhr, nun mit seiner neuen Stiftung „TalentMetropole Ruhr“

Essener Tafel, Gottesfrage und Marathonlauf – sozialpolitische und kirchliche Positionen, aber auch das Privatleben des Ruhrbischofs standen im Mittelpunkt eines Gespräches von 60 Oberstufenschülerinnen und -schülern mit Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck am Dienstag, 20. März, in der Jugendkirche GleisX in Gelsenkirchen. Alljährlich bringt der Initiativkreis Ruhr mit seiner Stiftung „TalentMetropole Ruhr“ Jugendliche mit Führungskräften der Region zum Austausch zusammen.

Aktuell beschäftigten sich die Jugendlichen, die in diesem Jahr aus Religionskursen der Klasse 11 des Essener Gymnasiums Am Stoppenberg und des Gymnasiums Karl-Ziegler-Schule in Mülheim nach Gelsenkirchen zum Zusammentreffen mit Overbeck gekommen waren, besonders mit der öffentlichen Diskussion um den befristeten Ausschluss von Ausländern von der Lebensmittelausgabe der Essener Tafel. Overbeck, der sich zur Problematik nicht öffentlich geäußert, jedoch im Hintergrund an einer friedlichen Lösung mitgewirkt hatte, ermutigte die Jugendlichen, sich selbst einen Eindruck vom hohen Engagement der dort tätigen Ehrenamtlichen zu verschaffen. Allerdings, so der Bischof, hätte man dort besser miteinander reden sollen, statt eine Gruppe selektiv auszuschließen. „Symbolhandlungen helfen jedoch manchmal, soziale Fragen zu klären“, urteilte Overbeck im Blick auf die bundesweite öffentliche Diskussion um dieses Thema.

Auch die parteipolitische Meinung des Bischofs – besonders hinsichtlich der soeben ins Amt gehobenen Großen Koalition – war bei den Jugendlichen gefragt. Das Bessere sei der Feind des Guten, aber dennoch sei die „Groko“ ein kluger Kompromiss, sagte Overbeck: „Der Kompromiss gehört zu unserer Demokratie und ist oft kein Fehler, sondern ein Zeichen von Mut.“ Den Schülerinnen und Schülern legte er nah, sich selbst politisch zu engagieren und das öffentliche Leben mitzugestalten.

In der Kirche gewinne man aktive Glieder am ehesten, wenn die Seelsorge nahe bei den Menschen sei, sagte Overbeck. Das gelte nicht nur für die zehn Prozent der Gottesdienstbesucher, sondern auch für die 90 Prozent der gemeindefernen Kirchensteuerzahler, die Geld gäben, ohne Angebote in Anspruch zu nehmen. „Wer einmal getauft ist, gehört zu Gott“, sagte der Bischof. Jedoch sei Christsein immer eine Sache der Gemeinschaft, die junge Menschen zum Beispiel in der Jugendkirche GleisX erfahren könnten, in der das Gespräch stattfand.

Besonders interessierten die Schüler sich für den Bischof als Privatperson. Ob er sich das Bischofamt gewünscht habe, und warum er trotz des Zölibates Priester geworden sei, wurde gefragt. Das Bischofsamt hätte er nur aus triftigen Gründen ausschlagen können, sagte Overbeck, aber seine Entscheidung als Jugendlicher für den Priesterberuf habe sich im Nachhinein als richtig erwiesen. Beten, den Gottesdienst feiern, mit Menschen zusammen sein – das alles tue er auch als Bischof gern, kein Tag sei für ihn wie der andere. Auch den Jugendlichen wünschte er das Glück, später sagen zu können: „Es war eine gute Berufsentscheidung.“ Freilich habe er selbst oft lange, anstrengende Arbeitstage in einer 70- bis 90-Stunden-Woche, von der er sich beim Laufen erhole. Einen Marathon schaffe er zwar nicht, aber eine gute Stunde laufe er schon, um den Körper zu belasten und den Kopf abzuschalten. 

Denn als Priester und gerade in seiner Funktion als Militärbischof erlebt Bischof Overbeck oft Belastendes, so etwa in Afghanistan oder Mali. Er habe keine einfachen Antworten auf Leid, das man nicht lindern, sondern nur ertragen könne. Aber beten könne er, sagte Overbeck: Am Abend die Eindrücke eines jeden Tages wortlos mit dem Atem vor Gott bringen. Den Jugendlichen versprach er: „Das tue ich auch heute Abend und nehme euch mit.“

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