von Thomas Rünker

Bischof Overbeck besucht die assyrische Gemeinde in Essen

Zeichen der wachsenden ökumenischen Gemeinschaft. Gemeinde besteht vor allem aus Christen, die aus dem Nahen Osten geflohen sind.

Als Zeichen der wachsenden ökumenischen Gemeinschaft unter den Christen im Ruhrgebiet hat Bischof Franz-Josef Overbeck am Sonntag die assyrische Gemeinde in Essen-Frohnhausen besucht. Die von Pfarrer Patros Youkhana Patros geleitete Gemeinde, zu der rund 350 Menschen aus der gesamten Rhein-Ruhr-Region gehören, trifft sich zweimal im Monat in der katholischen Kirche St. Antonius zum Gottesdienst. Die meisten Gemeindemitglieder sind Geflüchtete aus dem Irak und aus Syrien. Overbeck betonte in seiner Ansprache, dass die Christen in Deutschland nach dem vergangenen Jahr des besonderen Reformationsgedenkens zwischen Katholiken und Protestanten auch die große Vielfalt der ökumenischen Gemeinschaft in den Blick nehmen sollten, zu der auch die orientalischen und orthodoxen Kirchen gehörten. „Wir Christen müssen das Verbindende, den gemeinsamen Glauben, betonen und das Trennende zwischen unseren Traditionen überwinden“, sagte Overbeck.

Für diese Vielfalt ist die „Assyrische Kirche des Ostens“ ein gutes Beispiel: Wie die im Ruhrgebiet bekanntere und größere chaldäische Gemeinde führen die assyrischen Christen ihre Ursprünge im heutigen Irak unter anderem auf den Apostel Thomas sowie auf Addai und Mari und deren Missionstätigkeit im 1. Jahrhundert nach Christus zurück. Bis heute beten Assyrer und Chaldäer auf Aramäisch, der Sprache, die auch Jesus gesprochen hat. Vor allem im frühen Mittelalter hatte die Ostkirche große Missionserfolge und verbreitete den christlichen Glauben bis nach Asien. Später wurde sie nahezu kontinuierlich von den wechselnden Herrschern und als Leidtragende der Konflikte im Nahen Osten unterdrückt und verfolgt – zuletzt 1915/1916 zusammen mit den Armeniern durch das Osmanische Reich, dann nach dem Zweiten Golfkrieg und ganz aktuell durch die Terroristen des „Islamischen Staates“.

Im 16. Jahrhundert suchte ein Teil der Assyrer die Verbindung mit dem Vatikan. So entstand die chaldäische Kirche, die heute in Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche steht. Zwischen dem Vatikan und der assyrischen Kirche gibt es erst seit Mitte der 1990er Jahre offizielle Gespräche. Mittlerweile ist daraus ein strukturierter ökumenischer Dialog geworden, der unter anderem bereits ermöglicht hat, dass assyrische und chaldäische Christen unter gewissen Bedingungen am Abendmahl der jeweils anderen Konfession teilnehmen können.

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