Bischof Bätzing kritisiert AfD-Chefin Weidel sowie Pläne von Union und SPD

Bischof Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beim Eröffnungsstatement der Frühjahrsvollversammlung im Kloster Steinfeld in der Eifel. Foto: Deutsche Bischofskonferenz | Marko Orlovic
Bätzing bezeichnet AfD-Erfolg bei Bundestagswahl als besorgniserregend und warnt vor völkischem Nationalismus
Katholische Kirche warnt vor schärferer Flüchtlingspolitik und betont Bedeutung des Familiennachzugs
Beratungen zu Synodalem Weg, Kirchenmitgliedschaft und Missbrauchsaufarbeitung bei Bischofskonferenz
Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat der Vorsitzende Georg Bätzing die AfD-Chefin Alice Weidel scharf kritisiert. Es habe ihn schockiert, wie unverfroren sie im Bundestagswahlkampf „spalterische Positionen, antieuropäische Positionen, Pro-Putin-Positionen“ vertreten habe, sagte Bätzing am Montag im Kloster Steinfeld in der Eifel. Zugleich wandte er sich gegen die Pläne von Union und SPD zur Verschärfung der Flüchtlingspolitik: „Grenzschließungen und Zurückweisungen sehen wir nach wie vor kritisch.“
Familiennachzug soll Anschlägen vorbeugen
Die katholische Kirche halte es für „richtig und wichtig, in einem gesunden Maß den Familiennachzug zu ermöglichen, damit Familien zusammenbleiben“, betonte der Bischof von Limburg. Dies verbessere die Integration und beuge auch möglichen Anschlägen verirrter Einzeltäter vor: „Ich glaube, das ist auch die beste Gewähr dafür, dass Menschen nicht irritiert werden, die alleine auf weiter Flur stehen, die sich hier mit Integration nicht so leicht tun und auch abirren in ihren Gedanken und möglicherweise in ihren Taten. Wer in einem Familienverbund eingebunden ist, hat sozusagen den Rückfallboden.“
Im Sondierungspapier zwischen CDU/CSU und SPD heißt es, die Zurückweisungen von Migranten und Asylbewerbern an den deutschen Grenzen sollten „in Abstimmung mit unseren europäischen Nachbarn“ erfolgen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte der „Bild“-Zeitung: „Zurückweisungen werden massiv hochgefahren, der Familiennachzug ausgesetzt, Rückführungen nach Afghanistan ermöglicht.“
Abschneiden der AfD „besorgniserregend“
Das Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl sei besorgniserregend, sagte Bischof Bätzing. Eine Politik, die einen völkischen Nationalismus vertrete, könne die Kirche nicht unterstützen. Bätzing verteidigte die vor einem Jahr beschlossene Erklärung der Bischofskonferenz, die sich kritisch mit der AfD auseinandersetzt. Sie trägt den Titel „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. Die aktuelle Entwicklung zeige, wie wichtig diese Stellungnahme sei, so Bätzing. Die in Teilen rechtsextreme AfD hatte bei der Bundestagswahl auch in katholisch geprägten Regionen deutlich zugelegt. Insgesamt verdoppelte sie ihr Ergebnis auf 20,8 Prozent.
Diskussionen über Synodalen Weg und Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung
Im Mittelpunkt der Beratungen, zu denen sich die rund 60 Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Bistümern im Eifel-Ort Kall getroffen haben, steht bis Donnerstag unter anderem ein Studientag zur Wirkung der Sozial- und Umweltenzyklika Laudato siʼ von Papst Franziskus, die dieser vor zehn Jahren veröffentlicht hat. Außerdem geht es um Fragen einer synodalen Kirche angesichts der Ergebnisse der Weltsynode in Rom im vergangenen Oktober und des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland. Auf der Agenda stehen zudem die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) sowie die Aufklärung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche.
Als Gast wird der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, erwartet. Am Wochenende sorgten Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit in Syrien international für Entsetzen. Die Deutsche Bischofskonferenz sieht auch die christliche Minderheit Syriens in ihrer Existenz bedroht. „Die Gefahr ist sehr real“, sagte Bätzing. Die Zahl der Christen in Syrien sei seit Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als zwölf Jahren von 1,5 Millionen auf etwa 300.000 gesunken. „Christinnen und Christen werden zerrieben.“