Bischöfe verschärfen Kampf gegen sexuellen Missbrauch

Einen Vier-Punkte-Plan gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche haben die deutschen Bischöfe zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung vorgelegt.

Freiburg. Zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung haben die deutschen Bischöfe einen Vier-Punkte-Plan gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgelegt. Kernstück ist die Ernennung eines bundesweiten Ansprechpartners für alle „Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich“, wie der Bischofskonferenz-Vorsitzende Robert Zollitsch in Freiburg mitteilte. Damit hat die katholische Kirche in Deutschland erstmals eine zentrale Anlaufstelle für solche Fälle. Das neue Amt übernimmt der Trierer Bischof Stephan Ackermann (46). Unterstützung erhält er von einem zentralen Büro, das die Kirche im Sekretariat der Bischofskonferenz in Bonn einrichtet. Hier soll die Zusammenarbeit zwischen Bistümern und Orden ausgebaut werden. Ackermann und das Büro haben auch die Aufgabe, den Kontakt zu „zivilgesellschaftlichen Initiativen und staatlichen Aktivitäten“ zu halten. Außerdem richtet die Kirche eine bundesweite Telefonhotline ein.

Der Plan sieht weiter eine Überarbeitung der kirchlichen Missbrauchsrichtlinien von 2002 mit Unterstützung externer Berater vor. Zudem sichern die Kirchenführer den Strafverfolgungsbehörden ihre „aktive Unterstützung“ zu. Die Staatsanwaltschaft werde „frühzeitig eingeschaltet“. Für die Priesterausbildung wird ein Bericht in Auftrag gegeben, der klären soll, ob weitere Hilfen zur „Stärkung der psychosexuellen Reife“ der Priesteramtskandidaten nötig sind. Die Einrichtung eines nationalen Fonds für Opfer sexuellen Missbrauchs durch kirchliche Mitarbeiter lehnten die Bischöfe ab. Zollitsch sagte, die Entschädigung sei Sache der jeweils betroffenen Bistümer und Ordensgemeinschaften. Er betonte, dass auch bislang schon finanzielle Hilfe für Therapien an Opfer geleistet worden sei. Zugleich wies der Konferenz-Vorsitzende Forderungen nach dem Rücktritt einzelner Bischöfe zurück. Er sehe unter seinen Amtsbrüdern keinen, der seine Pflichten im
Zusammenhang mit Missbrauchsfällen nicht erfüllt habe.

Bedenken haben die Kirchenführer bei automatischer Strafanzeige in allen Fällen sexuellen Missbrauchs. Ein solcher Automatismus, der dann auch gegen den ausdrücklichen Wunsch eines Missbrauchsopfers angewandt werden müsse, könne den Opfern im Einzelfall schaden, sagte der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. „Unsere psychiatrischen Experten warnen uns davor.“ Er kündigte zugleich an, in dieser Frage seien weitere Beratungen mit Experten geplant. Die Diskussionen über die künftige Zusammenarbeit zwischen Kirche und staatlichen Behörden wollen die Bischöfe auch mit Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger führen. Der Konflikt um die Äußerungen der FDP-Politikerin in den Tagesthemen sei für ihn vorerst beendet, sagte Zollitsch. Er sehe dem von Leutheusser-Schnarrenberger anvisierten Gespräch hoffnungsvoll entgegen. Die Ministerin hatte den Eindruck erweckt, dass die Kirche Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen vertusche und eine rasche strafrechtliche Aufarbeitung verhindere.

Bei kircheninternen Kritikern stießen die Initiativen der Kirchenführer auf ein positives Echo. „Die Bischöfe scheinen endlich die Dramatik der Situation erkannt zu haben“, hieß es seitens der Bewegung „Wir sind Kirche“. Auch die Initiative „Kirche von unten“ sprach von einem „richtigen Schritt“. Allerdings werde sich die Ernsthaftigkeit der bischöflichen Beschlüsse erst an ihrer Umsetzung erweisen. (KNA)

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