von Thomas Rünker

Bischöfe fordern globale Solidarität bei der Impfstoff-Verteilung

Franz-Josef Overbeck plädiert zusammen mit Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg) und Bischof Heiner Wilmer (Hildesheim) für eine faire Verteilung von Corona-Impfstoffen und eine stärkere Unterstützung für ärmere Länder im Kampf gegen die Pandemie.

In der Corona-Pandemie fordern Bischof Franz-Josef Overbeck und zwei weitere deutsche Bischöfen eine gerechtere Verteilung der Impfstoffe, eine stärkere Unterstützung ärmerer Länder und die freiwillige Bereitstellung von Technologien, Patenten und Know-How zur Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten gegen Corona. Es werde immer deutlicher, „dass wir die Pandemie auch in unserem Land erst dann überwunden haben werden, wenn sie weltweit besiegt ist“, betont Overbeck als Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche, und dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax. „Auch deshalb ist es von größter Bedeutung, alles dafür zu tun, dass Impfstoffe so rasch wie möglich in allen Ländern eingesetzt werden können.“ Dies sei „ein Gebot der Solidarität, weltweiter Geschwisterlichkeit und des wohlverstandenen Eigeninteresses gleichermaßen“, so die drei Bischöfe.

„Die wohlhabenden Staaten stehen in der Pflicht, den Menschen weltweit Zugang zu Schutzausrüstung, Tests, Geräten, Medikamenten und Impfstoffen zu ermöglichen“, mahnen Overbeck, Schick und Wilmer. Die Internationale Gemeinschaft habe sich 2015 in den Nachhaltigkeitszielen dazu verpflichtet, alles dafür zu tun, ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten. „Diese Verpflichtung muss auch für den globalen Umgang mit den Impfstoffen ausschlaggebend sein.“

Zu viel Impfstoff zu sichern ist ungerecht

„Wir nehmen die große Ungeduld vieler Menschen in unserem Land wahr und können sie nachvollziehen“, heißt es in der Erklärung mit Blick auf die täglich steigende Zahl der Geimpften in Deutschland. „Es ist aber ungerecht, wesentlich mehr Impfstoff zu sichern, als für den Schutz der eigenen Bevölkerung notwendig ist“, kritisieren die Bischöfe. Vielmehr müssten „Menschen in ärmeren Ländern, die über die geringsten Ressourcen und Möglichkeiten verfügen, sich vor einer Covid-19-Erkrankung zu schützen oder Erkrankte zu versorgen“ ebenso schnell geimpft werden wie Menschen auf der Flucht, „die in Flüchtlingslagern oder unterwegs den großen Risiken einer Covid-19-Erkrankung bislang oft völlig schutzlos ausgesetzt“ seien. Neben der Frage der Menschlichkeit sei es auch eine Frage der Vernunft, diese Menschen zeitnah zu impfen. „Denn dort, wo sich Viren ungehindert und in großer Zahl verbreiten, werden weitere Mutationen auftreten, die wiederum auf Europa zurückwirken können“, so die Bischöfe.

Milliardenschwere Finanzlücken bei der Weltgesundheitsorganisation

Overbeck, Schick und Willmer verweisen auf die milliardenschweren Finanzlücken der Weltgesundheitsorganisation im Kampf gegen Corona. Diese globale Zusammenarbeit müsse „von deutlich mehr Staaten mit signifikanten Beiträgen finanziell und technisch gefördert werden“. Ausdrücklich begrüßen die Bischöfe die durch Anregungen von Papst Franziskus und die jüngsten Äußerungen der US-Regierung intensivierte Diskussion über eine Freigabe geistiger Eigentumsrechte zur Beschleunigung der Impfstoffversorgung. Zugleich verweisen sie auf die Datenbank der Weltgesundheitsorganisation, in der Unternehmen bereits jetzt ihre Technologien, Patente und Know-How zur Herstellung und Weiterentwicklung von Impfstoffen und anderen Mitteln zur Bekämpfung von Covid-19 mit anderen Unternehmen teilen könnten. „Wir rufen alle Unternehmen dazu auf, diese Möglichkeit im Sinn ihrer Gemeinwohlverantwortung in Erwägung zu ziehen“, so die drei Bischöfe.

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