von Thomas Rünker

Bischöfe ermuntern zu konkreter ökumenischer Zusammenarbeit

Bischof Overbeck betonte beim Gottesdienst in Essen-Katernberg die vergleichbaren Herausforderungen der Kirchen und die gemeinsame wichtige gesellschaftliche Rolle. Weihbischof Zimmermann erinnerte in Meinerzhagen an die wichtige Versöhnungsarbeit.

Am Mittwoch, dem Buß- und Bettag, haben Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Weihbischof Wilhelm Zimmermann die katholischen und evangelischen Christen zu weiteren konkreten Projekten der Zusammenarbeit aufgerufen. „Das gerade hinter uns liegende Jahr des Reformationsgedenkens hat starke ökumenische Akzente gesetzt, die wir nun weiterführen müssen“, sagte Overbeck, der am Abend in der evangelischen Kirche in Essen-Katernberg predigte. Wie dort feierten Katholiken und Protestanten an vielen Orten im Bistum Essen gemeinsam den evangelischen Feiertag, der zu Buße, Umkehr und Gebet aufruft. Weihbischof Zimmermann, Bischofsvikar für die Ökumene im Ruhrbistum, predigte in der Meinerzhagener Johanneskirche.

„Bewahren heißt nicht konservieren“

Overbeck lenkte den Blick der Gläubigen im Katernberger „Bergmannsdom“ auf die vergleichbaren Situationen der beiden großen christlichen Kirchen. Beispielhaft nannte er Mitgliederschwund, Rückgang der Gottesdienstbesucherzahlen oder Nachwuchssorgen beim hauptberuflichen Personal. „Bei allen Unterschieden in Details machen wir dabei als Katholiken und Protestanten die gleichen Erfahrungen.“ Davon dürften sich die Kirchen jedoch nicht entmutigen lassen, so Overbeck. Es müsse darum gehen, das kostbare Gut des Glaubens zu bewahren. „Bewahren heißt aber nicht konservieren“, betonte der Bischof. Overbeck verwies auf jahrzehntelang bewährte „Formen kirchlicher Arbeit, gemeindlicher Strukturen und gottesdienstlicher Feiern“. Diese Formen müsse man jedoch neu gestalten, „wenn sie den kostbaren christlichen Glauben erkennbar nicht mehr so zum Ausdruck bringen, dass darin die Gnade und Liebe Gottes sichtbar wird“. Nicht der Glaube stehe zur Disposition, „sondern eine geschichtlich bedingte Sozialgestalt von Kirche“.

„Kirche ist Heimat, aber nicht im Sinne einer Immobilie“

Mit Blick auf die in beiden Konfessionen immer wieder diskutierte Zukunft von Kirchengebäuden ergänzte der Bischof: „Kirche ist Heimat, aber nicht im Sinne einer Immobilie.“ Katholiken und Protestanten sollten „überall da, wo es sinnvoll und möglich ist, von vornherein zusammenarbeiten, zusammen auftreten und ganz praktisch prüfen, ob wir auch Kirchen und Gemeindehäuser gemeinsam nutzen können“. Feste Partnerschaften, wie sie etwa in Essen-Schonnebeck bereits seit 2009 zwischen der evangelischen, der katholischen und der freikirchlichen Gemeinde einen verbindlichen Rahmen der Zusammenarbeit schaffen, seien „Zukunftsmodelle“, betonte Overbeck auch mit Blick auf das Wirken der Gemeinden in der Gesellschaft: In der Vielfalt der gesellschaftlichen Akteure und religiösen Gruppen gebe es „niemanden, der die Kirchen als engagierte und überparteiliche Anwälte für eine gerechte Gesellschaft und ein gelingendes Zusammenleben vor Ort ersetzen könnte“.

Versöhnung sorgt für neues Miteinander

In Meinerzhagen schaute Weihbischof Zimmermann auf die Entwicklungen hin zu einem besseren Miteinander der Konfessionen, das im Jahr des Reformationsgedenkens beobachtet wurde – und so zuvor kaum zu erwarten war. „Die beginnenden Planungen für ein Reformationsjubiläum auf evangelischer Seite, bei dem die Schattenseiten der Geschichte ausgeblendet schienen, taten den Katholiken weh“, erinnerte Zimmermann. „Und die ablehnende Haltung der Katholiken nach dem Motto ,da gibt es nichts zu feiern‘ schmerzte die Protestanten.“ Heute könnten die beiden Konfessionen „gemeinsam auf ein Reformationsjahr 2017 zurückblicken, das uns als Protestanten und Katholiken näher zusammen gebracht und der Ökumene einen kräftigen Impuls gegeben hat“, so Zimmermann. Geschehen sei dies durch die gemeinsame Besinnung auf eine zentrale biblische Erfahrung, „die von Gott geschenkte Versöhnung“, betonte der Weihbischof.

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