Bischöfe diskutieren über Kirchenaustritte, Missbrauch und den Synodalen Weg
Angesichts der Corona-Pandemie treffen sich die katholischen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in dieser Woche erstmals rein digital. Als eine ihrer ersten Entscheidungen wählte die Bischofskonferenz am Dienstag, 23. Februar, Beate Gilles (50) zu ihrer Generalsekretärin sowie zur Geschäftsführerin des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD). Sie tritt am 1. Juli die Nachfolge von Hans Langendörfer an, der Anfang Januar 2021 nach 24 Jahren in den Ruhestand getreten war. Gilles gilt als profunde Theologin, stark in den vielfältigen Strukturen der katholischen Kirche vernetzt und mit besten organisatorischen Fähigkeiten ausgestattet.
Beate Gilles
Gilles, am 2. Mai 1970 in Hückeswagen im Bergischen Land geboren, studierte von 1989 bis 1995 an der Universität Bonn katholische Religionslehre und Deutsch. 2000 promovierte sie mit einer liturgiewissenschaftlichen Arbeit zu Gottesdienstübertragungen in den Medien. Von 2000 bis 2010 war sie Leiterin und Geschäftsführerin des Katholischen Bildungswerkes Stuttgart. Seit 2010 ist sie Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg. Gilles ist seit Januar 2021 Beauftragte der hessischen Bistümer im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks. Sie ist zudem seit 2020 ehrenamtliche Bundesvorsitzende von IN VIA Deutschland, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit.
Gilles sprach von einer herausfordernden, „aber auch spannenden Phase für die katholische Kirche in Deutschland“. Mit dem Reformdialog des Synodalen Wegs habe etwas Neues begonnen. „Dieser Prozess wird es mir ermöglichen, die differenzierte katholische Landschaft schnell kennenzulernen“, sagte sie. Der aktuelle Stand beim Synodalen Weg zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland wird auch Inhalt der Beratungen der Vollversammlungen sein. In diesen Reformprozess sind Bischof Franz-Josef Overbeck und zahlreiche weitere Menschen aus dem Bistum Essen eng eingebunden.
Studientag zu Kirchenaustritten
Im Mittelpunkt der bis Donnerstag dauernden Beratungen steht am Mittwoch ein Studientag zu den Erfahrungen mit Kirchenaustritten und Kirchenverbleib. Bischof Bätzing betonte: „2019 war das Jahr mit den bislang höchsten Zahlen von Kirchenaustritten. Das sind nicht Zahlen, sondern das sind Menschen, die ein Statement geben, dass sie kaum mehr Berührung haben mit der Kirche oder dass sie mit einer Entwicklung der Kirche nicht einverstanden sind“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. „Was sagen uns diese Zahlen?“, sei die zentrale Frage des Studientags. Eine der Gesprächspartnerinnen der Bischöfe wird dann Regina Laudage-Kleeberg sein, Referentin für Organisationsentwicklung im Bistum Essen. Sie stellt den knapp 70 deutschen Orts- und Weihbischöfen die Ergebnisse der Studie „Kirchenaustritt – oder nicht? Wir Kirche sich verändern muss“ vor, die das Bistum 2018 als Ergebnis eines dreijährigen Zukunftsbild-Projekts veröffentlicht hat.
Vom Sekretär zur Generalsekretärin
Mit der Veränderung des Titels in „Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz“ – Langendörfer war „Sekretär“ – komme man einer Anpassung an die internationalen Gegebenheiten nach, zumal das kirchliche Recht diese Begrifflichkeit verwende, hieß es bei der Bischofskonferenz.
Aufarbeitung des Missbrauchsskandals
Ebenfalls Thema der Frühjahrstagung ist die weitere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche, bei der aktuell der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki besonders in der Diskussion steht. „Ich glaube Kardinal Woelki, dass sein Aufklärungswille wirklich deutlich und klar ist“, sagte Bischof Bätzing am Dienstag. Zugleich äußerte er Verständnis für den Unmut darüber, dass Woelki ein erstes Gutachten zur Aufarbeitung von Missbrauch in dessen Erzbistum bislang nicht veröffentlichte. Er habe mit dem Kardinal mehrfach in dieser Sache gesprochen, aber an dessen Kurs habe sich nichts geändert. Nun stehe die Publikation des zweiten, von Woelki in Aussicht gestellten Gutachtens aus. „Wir werden jetzt warten müssen bis zum 18. März und möglichst keine Vorverurteilungen treffen“, sagte Bätzing.
Allgemein habe die katholische Kirche bei der Aufarbeitung von Missbrauch Fortschritte gemacht, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Dabei orientiere man sich an der im vergangenen Jahr getroffenen Vereinbarung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig. Daran werde man sich messen lassen.