von Thomas Rünker

Beim Ludgerus-Fest in Essen-Werden spielt auch der Hl. Altfrid eine Rolle

Zum Festgottesdienst mit Prozession am Sonntag, 1. September, begleitet in diesem Jahr der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer seinen Essener Amtskollegen Franz-Josef Overbeck. Wilmer steht dem Bistum vor, das im 9. Jahrhundert von Bischof Altfrid geleitet wurde – dem vor 1150 Jahren verstorbenen Gründer von Stadt und Stift Essen. Womöglich waren der in Werden begrabene Ludgerus – einst Bischof von Münster – und der 65 Jahre später gestorbene Altfrid sogar verwandt.

Wenn am ersten September-Wochenende in Essen-Werden der Heilige Ludgerus gefeiert wird, ist in diesem Jahr gewissermaßen auch der Heilige Altfrid mit von der Partie. Denn gemeinsam mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck wird am Sonntag, 1. September, um 10 Uhr der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer mit den Gläubigen die Heilige Messe in der Ludgerus-Basilika feiern, an die sich die traditionelle Prozession mit dem Ludgerus-Schrein durch die Straßen von Werden anschließt. Wilmer ist der 71. Bischof von Hildesheim. Altfrid, der vor 1150 Jahren verstorbene Gründer der Stadt und des Frauenstifts Essen, war von 851 bis 874 der 4. Leiter des Bistums Hildesheim. So kommt nach dem Abschluss der Altfrid-Festtage mit dem Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz am 25. August im Essener Dom eine Woche später schon wieder ein Bischof der norddeutschen Diözese nach Essen, deren Dom ebenfalls auf den Heiligen Altfrid zurückgeht.

Waren Ludgerus und Altfrid verwandt?

Das Ludgerus-Fest im Altfrid-Jahr lenkt den Blick auf spannende Parallelen zwischen den beiden Essener Heiligen aus dem Mittelalter: Ludgerus (742 bis 809) und Altfrid (um 800 bis 874) dürften sich zwar kaum begegnet sein. Zumindest Altfrid wird aber von seinem Bischofs-Kollegen gewusst haben, der im Jahr 805 zum ersten Bischof von Münster geweiht worden war und rund 50 Jahre vor seinem Frauenstift in der heutigen Essener Innenstadt wenige Kilometer südlich ein Benediktinerkloster gegründet hatte. Ludgerus und Altfrid stammten beide aus Adelsfamilien, genossen beide exzellente Ausbildungen, waren Bischöfe, christliche Missionare – und hatten beide Kontakte zu den höchsten Regierungskreisen. Zudem halten es Fachleute durchaus für plausibel, dass die beiden Kirchenmänner miteinander verwandt gewesen sind. Zumindest wählten sie nach dem Tod die gleiche Bestattungsform: Nicht als Bischof in ihren jeweiligen Bischofskirchen, sondern in ihrem selbst gegründeten Kloster (Ludgerus) beziehungsweise Frauenstift (Altfrid). In diesen Orten des Gebets konnten sich die beiden Kirchenmänner der „Memoria“ sicher sein. Diese dauerhafte, mit regelmäßigen Gebeten für das Seelenheil verbundene Erinnerung sollte – so die damalige Vorstellung – einen schnellen Einzug ins Himmelreich bewirken.

Ludgerus-Prozession gibt es seit fast 900 Jahren

Dass der Ludgerus-Schrein nun nicht nur – wie der des Hl. Altfrid – in der Kirche verehrt wird, sondern auch durch die Straßen getragen wird, ist einem Abt der von Ludgerus gegründeten Benediktiner-Abtei zu verdanken. Bernhard von Wevelinghofen legte aus Dankbarkeit für eine abgewendete Hungernot 1128 das Gelübde ab, die Gebeine des Hl. Ludgerus einmal im Jahr in einer feierlichen Prozession durch die Straßen zu tragen. Diese fast 900-jährige Tradition währt bis heute – nicht nur als Prozession, sondern als dreitägiges Fest.

Ein Überblick über das Fest-Programm 2024:

Freitag, 30. August, 19 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst mit Erhebung des Ludgerus-Schreins in der Basilika St. Ludgerus. Die Predigt hält Vikar Christian Koch (Evangelische Kirchengemeinde Werden). Den Weg zur anschließenden Agape-Feier im Saal der Stiftung St. Ludgeri, begleitet das Anschlagen („Beiern”) des Ludgeruslieds an den Glocken im Turm der Basilika.

Samstag, 31. August: Tagsüber sind die Gäste zum Gebet am Ludgerus-Schrein eingeladen, der bis Sonntagabend im Kirchenschiff der Basilika steht.
Um 15 Uhr lädt die Pfarrei St. Ludgerus insbesondere alle Seniorinnen und Senioren zu einer Heiligen Messe mit Spendung der Krankensalbung am Ludgerus-Schrein ein.

Sonntag, 1. September, 10 Uhr: Festgottesdienst in der Basilika mit dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer und dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Anschließend Prozession durch die Straßen von Werden mit einer Statio vor der evangelischen Kirche in der Heckstraße und dem Abschluss in der Basilika. Anschließend sind alle Mitfeiernden zur Begegnung mit Imbiss und Getränken ins Forum des Mariengymnasiums eingeladen. Erstmalig begleitet das Schönebecker Jugendblasorchester dieses Fest.

Um 18 Uhr endet das Ludgerusfest mit einer feierlichen Vesper in der Basilika und der Rückführung des Ludgerus-Schreins in die Krypta. Musikalisch gestalten die Essener Domsingknaben den Gottesdienst, die Predigt hält der Pfarrer von St. Ludgerus, Propst Jürgen Schmidt.

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