von Ulrich Lota

Auf dem Jakobsweg: „Der Weg ist wichtiger als das Ankommen“

Bischof Franz-Josef Overbeck pilgert mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela

Viele gute und intensive Gespräche auf dem Weg nach Santiago

der Pilgerweg ist eine Bereicherung

Pilger-Etappen von bis zu 30 Kilometern

Die Nachricht hatte unter den Pilgern aus dem Bistum Essen schnell die Runde gemacht: „Bischof in Santiago gelandet – Koffer vermisst.“ Nicht nur ihn hatte das Schicksal ereilt, auch drei seiner jungen Mitpilger standen plötzlich ohne Gepäck da. Kein Problem für die acht Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich mit dem Ruhrbischof von Saria aus auf den Weg nach Santiago de Compostela machen wollten. Wer nicht hat, dem wird gegeben. Vorhandene Hosen, Pullover oder Schuhe teilte die Gruppe einfach unter sich auf. Irgendwas würde schon passen. Und so traute mancher seinen Augen nicht, als der Ruhrbischof plötzlich in engen Jeans und rotem Pullover vor ihnen stand. Buen camino.  

Pilgern ist keine Schönwetter-Veranstaltung

Auch am dritten Pilgertag können noch alle darüber kräftig lachen. Gute Laune ist am heutigen Mittwoch auch gefragt. Die längste Wegstrecke auf dem Weg nach Santiago de Compostela steht auf dem Tagesprogramm: von Palais de Rei nach Arzua, rund 30 Kilometer. Damit nicht genug: Die Wetter-App hat ab Nachmittag Regen angekündigt. Deshalb achtet Gruppenleiter Christian Toussaint auch darauf, dass die kleine Pilgerschar zusammenbleibt, um das Ziel möglichst trocken zu erreichen. Doch der Regen ist schneller und so kräftig, wie vorhergesagt. Pilgern ist eben keine Schönwetter-Veranstaltung.

Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Müde und durchnässt erreichen die jungen Leute am späten Nachmittag die Herberge in Arzua. Alle freuen sich schon auf eine warme Dusche und trockene Kleidung. Obwohl sich vor der Tour alle kaum kannten, hätte man schnell einen Draht zueinander gefunden, berichten sie. Auch der Altersunterschied – der jüngste Teilnehmer ist 16, die älteste 28 Jahre alt – ist offensichtlich kein Problem. „Eine muntere und tolle Truppe“, lobt denn auch der Bischof die jungen Pilger und berichtet von den vielen guten und intensiven Gesprächen unterwegs, den gemeinsamen Morgen- und Abendrunden sowie den Gottesdiensten.

Trotz Anstrengungen eine wahre Bereicherung

Für Noemi ist der Tag ohnehin ein ganz besonderer: Die Schülerin aus Essen feiert ihren 17. Geburtstag. „Heute morgen gab’s nicht nur einen Kuchen mit echten Kerzen“, berichtet sie freudestrahlend. Auch das obligatorische Geburtstagsständchen fehlte nicht. „Und gleich wird weitergefeiert“, sind sich die anderen einig.

Trotz aller Anstrengungen empfinden sie den Pilgerweg als echte Bereicherung. Und sind ganz begeistert von der abwechslungsreichen Landschaft Galiciens. „Wenn sich der Nebel lichtet und man plötzlich im Sonnenlicht den Hügel erreicht“, schwärmt beispielsweise der 16-jährige Valentin vom gestrigen Tour-Abschnitt. Für Julia (27) ist der Weg ohnehin wichtiger, als das Ankommen.

Noch zwei Streckenabschnitte trennen sie vom berühmten Wallfahrtsort mit dem Grab des Apostels Jakobus. Doch bevor sie sich dort mit den übrigen Pilgerinnen und Pilgern aus dem gesamten Bistum Essen treffen, wollen sie erst noch ans Kap Finisterre, dem Abschluss des Jakobsweges. Es lockt sie  nicht nur der Blick auf die atemberaubende Küste mit ihren schroffen Klippen. Auch ein Sprung ins Meer ist geplant. „Wäre doch super, nach all den Strapazen“, sagt Valentin und grinst.

Rund 500 Pilgerinnen und Pilger aus dem Bistum Essen sind derzeit auf dem berühmtesten Pilgerweg der Welt unterwegs. Klassisch zu Fuß, sportlich auf dem Fahrrad oder per Bus wollen sie innerhalb einer Woche nach Santiago de Compostela. Abschluss der Pilgerreise ist am Samstag, 20. Oktober, ein gemeinsamer Gottesdienst aller fünf Gruppen in der Kathedrale von Santiago de Compostela.

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