Altfrid-Gedenken zwischen Technoklängen und Traditionsbewusstsein
Abschluss des zehntägigen Altfrid-Festprogramms im Essener Dom mit vielfältigem Kulturangebot und feierlichem Gottesdienst.
Bischof Overbeck betont spirituelle Perspektive bei Gründung des Essener Frauenstifts.
Altfrid-Gedenken geht bei der Ludgerus-Prozession am 1. September in die Verlängerung.
Am Samstagabend erfüllen sphärische Technomusik und bunte Lichtblitze den Essener Dom, zwölf Stunden später wabern im Pontifikalamt am Sonntag Weihrauschwaden durchs Kirchenschiff und die Klänge von Mozarts „Missa Brevis in B“. Mit einem vielfältigen Kulturangebot und einem feierlichen Gottesdienst ist am Wochenende das zehntägige Festprogramm in Erinnerung an den Hl. Altfrid zu Ende gegangen, den vor 1150 Jahren verstorbenen Gründer der Stadt und des Frauenstifts Essen. Zahlreiche Menschen haben am Samstag zunächst mittags Domorganist Sebastian Küchler-Blessing bei seinem Abschluss der Lunchkonzerte an der Domorgel gelauscht und sich dann von Dombaumeister Ralf Meyers im Dom Spuren der Stiftskirche Altfrids zeigen lassen. Kinder haben am Nachmittag im Domschatz hölzerne Schatzkästchen gebastelt und sich dabei auch von den goldenen Schreinen inspirieren lassen, in denen die Altfrid-Reliquien in den vergangenen Jahrhunderten verehrt wurden. Und für Erwachsene gab’s am Abend jahrhundertealte Kunst und spritzige Getränke bei der „Cocktailartnight“ sowie Einblick in „verborgene Orte“ wie die Altfrid-Krypta, bevor ab 21 Uhr DJ La Frise die Essener Kathedralkirche mit zeitgenössischer elektronischer Musik zu einer Lichtinstallation erfüllte.
„Bildung, Kultur, Kunstschätze und soziales Engagement"
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Bischof Franz-Josef Overbeck verwies in seiner Predigt am Sonntag auf „Bildung, Kultur, Kunstschätze und soziales Engagement“, die durch das von Altfrid gegründete Frauenstift entstanden seien. Er betonte aber auch: „Der Heilige Altfrid wollte 854 einen besonderen Ort stiften, an dem nach seinem Tod seiner gedacht würde.“ Dies verweise darauf, „dass wir als Kirche die Gemeinschaft der Lebenden und Toten sind.“ Altfrids Stiftsgründung „war ein zutiefst spirituelles Tun“, so Overbeck.
Frauenstift als Grundstein für die heutige Stadt Essen
Zugleich habe Altfrid mit dem Frauenstift den Grundstein für die heutige Stadt Essen gelegt, so der Bischof. Bis zu seiner Auflösung zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat das Stift fast 1000 Jahre lang das religiöse, politische und wirtschaftliche Leben in der Region bestimmt. „Die Stadtgesellschaft ist heute für ganz viele Menschen ein Urbild des Miteinanders und der Gemeinschaft“, sagte der Bischof und verwies auf vielfältige Möglichkeiten, aber auch auf die Gefährdungen des menschlichen Daseins in den Städten. Und er schlug den Bogen hin zur aktuellen kirchlichen Entwicklung im Ruhrbistum, das die kirchlichen Strukturen in den kommenden Jahren unter der Überschrift „Christlich leben. Mittendrin“ stärker an kommunalen Grenzen und Strukturen ausrichten will.
Neben Bischof Overbeck und Dompropst Michael Dörnemann stand im Gottesdienst auch ein auswärtiger Gast mit am Altar: Weihbischof Heinz-Günter Bongartz repräsentierte das Bistum Hildesheim, das der der Essener Stadtgründer Altfrid ab dem Jahr 851 als dessen vierter Bischof geleitet hat. Am nächsten Sonntag, 1. September, kommt mit Heiner Wilmer der 71. Hildesheimer Bischof nach Essen. Dann feiert die Stadt im Stadtteil Werden ihren zweiten mittelalterlichen Heiligen, den Heiligen Ludgerus. Wilmer wird bei der Ludgerus-Prozession predigen –durch die Hildesheim-Verbindung wird die traditionsreiche Veranstaltung in diesem Jahr aber eben auch ein Stück auf den Heiligen Altfrid verweisen. So geht das Altfrid-Gedenken im 1150. Todesjahr des Stadtgründers in die Verlängerung – auch wenn sein Schrein am Ende der Messe am Sonntag wieder zurück in die Krypta gebracht wurde.