von Lisa Mathofer

Altfrid Fighter fahren 8050 Kilometer bei Rad am Ring 2019

70 „Altfrid-Fighter“ aus dem Bistum Essen haben sich am Wochenende mit dem Rennrad auf den Nürburgring gewagt. Mit über 300 Runden konnten sie bei Rad am Ring ein gutes Spendenergebnis für das Wattenscheider Jugendprojekt „ideenreich“ erreichen.

Samstag, 10:30 Uhr. Markus Sistermanns greift nach dem Schraubenzieher, stellt die Kette des blauweißen Rennrads in wenigen Sekunden richtig ein, hebt das Rad wieder auf den Boden. Der nächste Radfahrer steht schon im Eingang des weißen Werkstattzelts – die Klickpedale sitzen noch nicht so, wie sie sollen. In rund zwei Stunden starten die 70 Fahrer des Bistums Essen in die schon von Formel-1-Fahrern gefürchtete „grüne Hölle“, bis dahin muss alles sitzen.

Der Wattenscheider Jörg Nowak fährt die Strecke zum ersten Mal. Im orangefarbenen Trikot wartet der 40-Jährige mit seinem Rad im Fahrerlager. Acht Runden hat er sich vorgenommen, ist durch seine Heimatgemeinde zu der Radfahrtruppe gekommen – im Zweierteam mit seinem Kollegen Thorsten Miaskowski. „Ich bin sehr gespannt, so wie als kleiner Junge zu gucken, wie die Großen spielen“ sagt er und lacht. „Die, die wissen, wann welche Kurve kommt, sind schon ein paar Mal gefahren.“

Zum zehnten Mal setzt sich Edeltraud Butterbach auf ihr Rad. Die 57-Jährige ist von Anfang an dabei, gründete die „Altfrid Fighter“ mit und dreht auch beim Jubiläum ihre Runden: „Mich spornt immer wieder an, dass wir es in den zehn Jahren geschafft haben, dass eine tolle Gemeinschaft aus alten und jungen, Leistungs- oder Hobbyfahrern für den guten Zweck fährt“, sagt die 57-Jährige. „Und das in einer schönen und entspannten Atmosphäre.“ Im Sommer 2009 testete sie mit drei anderen Freizeitradlern, nebenbei Förderer der Jugendbildungsstätte St. Altfrid im Bistum Essen, das Jedermann-Rennen am Nürburgring. Die Freizeitfahrt wurde zum ehrenamtlichen Charityprojekt: 2011 bildeten 50 „Altfrid Fighter“ die zweitgrößte Mannschaft unter 5000 Teilnehmern, sind seitdem eines der prominentesten Charity-Projekte bei Rad am Ring.

12:42 Uhr. Über 6000 Sportler sitzen auf ihren Rädern an der Startlinie des Nürburgrings, warten auf den Startschuss. Noch immer ist es warm, zwischen den Wolken kommt kurz die Sonne hervor. Laute Musik schallt aus den Boxen, die Helfer, Freunde und Familien der „Altfrid Fighter“ am Streckenrand jubeln ihnen zu. Der Startschuss geht fast unter im Gejubel, dann rollen die ersten Reifen über den Asphalt. „Ihr werdet sie lieben und ihr werdet sie hassen, 24 Stunden über die Nordschleife, bergauf und bergab – macht was draus!“, ruft der Moderator den Fahrern hinterher.

13:50 Uhr. Seelsorger Maximilian Strozyk wartet am Zaun des Fahrerlagers auf seinen Teamkollegen Aron Kordt. Zum ersten Mal nehmen sie an dem Rennen teil, wollen für ihr Jugendprojekt auch selbst Spenden einfahren, starten zusammen mit Pascal Mucha und Tobias Feldmüller. Das Geld, das alle Fahrer pro Runde von ihren Sponsoren bekommen, geht in diesem Jahr an ihre Jugendinitiative „ideenreich“ in Wattenscheid-Höntrop – die Krypta des Kolumbariums in St. Pius wollen sie zu einem spirituellen Jugendraum umbauen. Dann biegt Aron um die Ecke, bremst und fährt ins Fahrerlager ein. Maximilian tritt in die Klickpedale, biegt links ab. Das erste Stück führt ihn eng zischen den Lagern der anderen Teams vorbei, entlang der Boxengassen und Tribünen. Als er die letzten Zelte hinter sich lässt, wird die Strecke kurviger und steiler, nach sechs Kilometern fährt er in die sogenannte Fuchsröhre – ein Stück, auf dem die Fahrer Höchstgeschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern erreichen. Steil bergbauf geht es dann bei der Hohen Acht, dem steilsten Punkt der Strecke. Hier wird es voller, konzentriert kämpft sich Maximilian neben anderen Radlern den Asphalt hinauf. Nach rund einer Stunde ist das Fahrerlager wieder in Sicht, indem mittlerweile auch Weihbischof Ludger Schepers zu Gast ist. Maximilian biegt links ab und steigt nach seiner ersten Runde vom Rad. Die ersten 1300 Euro sind gesichert.

22:30 Uhr. Feiner Nieselregen weht bei rund 16 Grad über die Strecke, die Flutlichter am Streckenrand und Lampen an den Fahrradlenkern leuchten verschwommen. Immer wieder halten die Fahrer am Lager, kurz darauf tritt der nächste Sportler in seine Pedale. „Anna kommt!“, schallt eine Stimme aus dem Dunkeln. „1:33!“, ruft Lukas und schreibt die Rundenzeit auf die Teamliste. Auf einer großen Papierwand tragen die Helfer teilweise im Minutentakt neue Zeiten ein – in Vier-Stunden-Schichten überwachen sie im Wechsel die Rundenzeiten, kümmern sich um die Fahrer und sind für Notrufe bereit. Im Küchenzelt nebenan dampfen frische Nudeln, die durchnässten Radler wärmen sich auf, stärken sich mit Obst und Müsliriegeln für die nächsten Runden.

6:45 Uhr. Noch immer legt sich Nieselregen über den Nürburgring, dichter Nebel liegt über dem Asphalt. Auf langen Wäscheleinen hängen die schwarz-orangenen Trikots, Socken und Handschuhe aus der Nacht. Am Morgen kehrt auch Jürgen Nowak von seiner letzten Runde in das Fahrerlager zurück, vier Runden hat er geschafft. Seine Bestzeit: Eine Stunde, fünfzehn Minuten. Für das Jugendprojekt „ideenreich“ sind damit rund 500 Euro gesichert. „Es war anstrengender als gedacht, vor allem mit dem Mountainbike anstatt mit dem Rennrad. Das war schwieriger beim Schalten“, sagt Nowak. Ab der zweiten Runde seien seine Klamotten vom Regen nur noch nass gewesen – das Wetter war für alle Radler eine zusätzliche Herausforderung. Auch persönlich hat sich das Rennen für Jörg Nowak gelohnt: „Es ist schön, bei den großen Jungs dabei gewesen zu sein. Zu sehen, wie Profis die Sache angehen, wie sie sich vorbereiten und auf der Strecke verhalten.“ Sich nochmal auf die Strecke wagen, das kann er sich gut vorstellen: „Mit einem Rennrad und dem richtigen Equipment, dann auf jeden Fall.“

14:45 Uhr. Fast alle Zelte des Fahrerlagers sind abgebaut. Fahrer und Helfer warten gespannt auf die Ergebnisse des 24-Stunden-Rennens. 322 Runden haben sie bezwungen, insgesamt 8050 Kilometer, 177.100 Höhenmeter. „Das ist 20 Mal der Mount Everest“, betonen die Helfer. Maximilian Strozyk freut sich über die Bilanz und kündigt an: „Wir fahren mit unserem Rad-Team auch nächstes Jahr wieder mit!“ Auch Organisator und Mitgründer Andreas Scholten ist zufrieden: „Es war einfach brillant dieses Jahr, die Helfer haben hier echt was gestemmt und das Rennergebnis ist super.“

Wieviel Geld die Altfrid-Fighter in diesem Jahr für „ideenreich“ sammeln konnten, verrät er noch nicht, erst im Herbst wird bei der Scheckübergabe das große Ergebnis verkündet. Ihre Trikots nehmen die Altfrid-Fighter im August wieder von der Wäscheleine: Dann fahren sie alle Spendenziele der vergangenen zehn Jahre gemeinsam ab: Von Essen über Oberhausen, Gelsenkirchen und Hattingen bis nach Velbert.

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