von Thomas Rünker

Älteste Ordensschwester im Ruhrbistum ist mit 103 Jahren verstorben

Die studierte Kinderärztin stammte aus Bochum-Wattenscheid, war lange in Indien, Südamerika und Afrika tätig und lebte zuletzt in der Essener Ordensniederlassung.

Margarethe Hegemann war Kinderärztinin Wattenscheid und wurde Ordenschwester in Indien.

Als Schwester Anand wirkte sie weltweit als Ärztin im Orden von Mutter Teresa.

Mit 103 Jahren ist sie am 3. Januar in Essen gestorben.

Im Alter von 103 Jahren ist in der Nacht zum 3. Januar Schwester Anand, die älteste Ordensschwester des Bistums Essen, gestorben. Die am 22. August 1921 in Bochum-Wattenscheid geborene Ärztin gehörte zu dem von der 2016 heiliggesprochenen Mutter Teresa gegründeten Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe. In dessen Essener Niederlassung hatte Schwester Anand ihren Lebensabend verbracht.

Ältere Wattenscheiderinnen und Wattenscheider kennen Schwester Anand noch als Kinderärztin Dr. Margaretha Hegemann. Nach dem Medizinstudium während des Zweiten Weltkriegs und dem Staatsexamen im März 1945 hatte die junge Medizinerin 1950 in Wattenscheid ihre eigene Praxis eröffnet. Als sie drei Jahre später den Brief einer Studienkollegin mit der Frage „Kannst du nicht doch nach Indien kommen und hier helfen?“ erhielt, übergab sie die Praxis einer Schulfreundin, schloss sich einer schweizerischen Ordensgemeinschaft an und schiffte sich im November 1954 auf einem Frachtschiff nach Indien ein. Dort war sie zunächst im Nordosten des Landes in Kalunga in einem Missionskrankenhaus tätig, wechselte Anfang der 1960er Jahre nach Südindien und begegnete 1964 zum ersten Mal Mutter Teresa, die in Kalkutta tätig war. Wenig später schloss sich Hegemann dem von ihr gegründeten Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe an und erhielt von Mutter Teresa den Namen Anand, was auf Hindi „Freude“ bedeutet.

Von Indien nach Südamerika

Nach 22 Jahren in Indien sandte Mutter Teresa die deutsche Ärztin Mitte der 1970er Jahre zunächst nach Südamerika, wo sich Schwester Anand in den Slums der peruanischen Hauptstadt Lima um die Ärmsten der Armen kümmerte. Anschließend ging es für sie nach Argentinien – bevor die Ordensgründerin sie 1981 nach Europa schickte, um die zwei Jahre zuvor gegründete erste Deutschland-Niederlassung des Ordens in Essen zu leiten. Schon in den 1960er- und 1970er-Jahren hatte Mutter Teresa bei ihren Besuchen im Bistum Essen auch die Eltern von Schwestern Anand in Wattenscheid besucht – zuletzt deren Grab auf dem Propsteifriedhof. In den 1980er Jahren begleitete Schwester Anand Mutter Teresa bei ihren Besuchen und öffentlichen Auftritten in Deutschland.

Auch im Alter noch weltweit aktiv

1987 ging es für Schwester Anand nach Afrika, erst nach Kamerun, nach Benin und schließlich als Leiterin einer Neugründung in Nigeria. Wegen einer schweren Krankheit kehrte sie 1990 nach Deutschland zurück, leitete dann die Ordensniederlassung in Chemnitz, bevor sie im kroatischen Zagreb und im belgischen Gent eingesetzt wurde. Mit Anfang 70 setzte Mutter Teresa Schwester Anand in dem Bereich des Ordens ein, der sich um alte und kranke Missionarinnen der Nächstenliebe kümmert. Ab 1998 koordinierte Schwester Anand diese Arbeit allein, was bei damals 5000 Ordensschwestern rund um den Globus vor allem eine umfangreiche und weltweite Korrespondenz bedeutete. Ihren Lebensabend verbrachte die weit gereiste Sr. Anand in der Ordensniederlassung im Essener Ostviertel, wo die Schwestern von Mutter Teresa unter anderem eine Suppenküche für Obdachlose betreiben. Wenige Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt, ist Schwester Anand dort vergangene Woche verstorben.

Weihbischof Ludger Schepers, als Bischofsvikar zuständig für die Ordensleute im Bistum Essen, hat am Mittwoch, 8. Januar, das Beerdigungsamt für Schwester Anand in der Bochum-Wattenscheider Propsteikirche St. Gertrud von Brabant, gefeiert. Anschließend erfolgte die Beisetzung auf dem Propsteifriedhof. Ihre letzte Ruhestätte fand Sr. Anand dort im Grab ihrer Eltern.

Referent des Weihbischofs und für Orden und Geistliche Gemeinschaften

Hieronymus Meßing

Zwölfling 16
45127 Essen

Pressestelle Bistum Essen

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