von Thomas Rünker

Abendmusik auf der Baustelle

Zusammen mit dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen hat Bischof Franz-Josef Overbeck die Baustelle des Hauses der Kirchenmusik besucht. Zwischen Trockenbauplatten und Zementsäcken gab es musikalische Kostproben von Mädchenchor und Domsingknaben.

Der gelbe Kran steht still, die Bauarbeiter sind längst zuhause – doch aus den leeren Fensterhöhlen klingt plötzlich Musik. Zwei Jahre nach dem Auszug von Kirchenmusikschule und Kinderchören ist am Essener Haus der Kirchenmusik am Donnerstagabend erstmals wieder der Hauch dessen zu spüren, wofür dieses Gebäude steht: begeisternde Musik. Vor der Baustelle gleich neben dem Rathaus drehen die Menschen die Köpfe, als hinter dem Gerüst ein ziemlich flottes „LaLeLu“ oder das ruhige „Guten Abend, gute Nacht“ über die Straßen klingen.

Architekt Wiechers: „Die Chöre sind zu gut geworden“

Drinnen gehören Bischof Franz-Josef Overbeck, Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) und Dompropst Thomas Zander zu einer Runde von Gästen, denen Architekt Christian Wiechers, Partner bei den Essener Architekten Brüning Rein, knapp ein Jahr vor der geplanten Wiedereröffnung erläutert, wie das Ruhrbistum als Bauherr die 60er-Jahre-Immobilie derzeit fit für die Zukunft macht: „Die Chöre und die Kirchenmusiker arbeiten hier seit Jahrzehnten – und sie sind zu gut geworden.“ Die Domsingknaben erleben einen regen Zulauf, der vor 25 Jahren gegründete Mädchenchor musste sich bislang mit provisorischen Proberäumen begnügen und auch die Kirchenmusikschule kann über mangelnden Zulauf nicht klagen. Weil Abriss und Neubau für die Kirche zu teuer geworden wären, baut das Bistum im Bestand um – und lässt Architekt Wiechers aus dem Eckgrundstück am Eingang zur Rathaus-Galerie das maximal mögliche herausholen.

Domsingknaben singen vom Baugerüst

Dass den Musikern künftig rund 1520 statt bislang 1300 Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen, liegt vor allem am neuen, zweiten Singsaal, der dank eines höher gesetzten Dachstuhls im Dachgeschoss des Hauses eingerichtet wird. Die Domsingknaben finden das augenscheinlich prima und haben es sich an diesem Abend auf dem Baugerüst am Giebel postiert. Aus luftiger Höhe stimmen sie für die Besucher Matthias Claudius‘ „Der Mond ist aufgegangen“ an – und hätten vermutlich nichts dagegen, wenn das Gerüst auch nach Abschluss der Arbeiten im Probensaal verbleibt. Dem fehlt bislang noch das halbe Dach, doch auch wenn das gedeckt ist bleibt den Sängern durch große Fensteröffnungen der freie Blick auf den Dom, wo sie Gottesdienste und Konzerte gestalten.

Info: Spenden für die Kirchenmusik

Die Kinder und Jugendlichen von Domsingknaben und Mädchenchor verbringen vor und nach ihren Proben zum Teil ganze Nachmittage im Haus der Kirchenmusik. Neben der Musik bieten die Chöre daher auch Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung an. Für die künftige Einrichtung des Hauses mit Instrumenten, Notenständern und Freizeit-Gegenständen für die Kinder und Jugendlichen suchen das Bistum und die Domchöre noch Sponsoren. Spender können direkt überweisen an das Konto des Bistums Essen bei der Bank im Bistum Essen, IBAN: DE31 3606 0295 0066 4010 22, Stichwort „Haus der Kirchenmusik“. Nähere Informationen gibt es zudem beim Geschäftsführer des Domkapitels, Johannes Brockmann, Tel.: 0201/2204-571, E-Mail: johannes.brockmann@bistum-essen.de

„Wow, das klang gerade schon sehr gut – und das war erst der Rohbau“, freut sich Architekt Wiechers zwei Etagen tiefer über den Gesang des Mädchenchors. Er ist zuversichtlich, das sich dieser Eindruck nach der Fertigstellung des Hauses noch verstärkt – zum Beispiel durch allerlei akustische Finessen wie schräg stehende Wände oder eine extra leise Lüftung, damit die Frischluft die Musiker nicht stört.

OB Kufen ist „sehr stolz auf die Kirchenmusik in seiner Stadt“

Thomas Kufen zeigt sich gleich in doppelter Funktion begeistert vom Bauprojekt der Kirche: „Zum einen als Oberbürgermeister, der sehr stolz ist auf die Kirchenmusik in seiner Stadt“. Zum anderen freue er sich als Nachbar, „über die städtebauliche Aufwertung hier am Rathaus“, zumal diese „mit einem so schönen Thema wie der Kirchenmusik verbunden ist“. Nicht zuletzt spiele ein Immobilienprojekt wie dieses aber gerade auch in Corona-Zeiten eine wichtige wirtschaftliche Rolle: „Es ist gut, dass die Aufträge rauskommen“, sagt er mit Blick auf die vielen beteiligten Unternehmen und deren Beschäftigte. Für das Projekt, das von der Herforder Firma AKD-Bau als Generalunternehmer umgesetzt wird, kalkuliert das Bistum aktuell mit einem Bau-Budget von rund 4,3 Millionen Euro plus Nebenkosten zum Beispiel für Architekt, Fachplaner und die Einrichtung des Hauses.

Bischof betont Wert der Gemeinschaft für die Chöre

Das Haus der Kirchenmusik sei „ein Haus der Kultur und ein Haus der Gemeinschaft“ betont Bischof Overbeck und verweist auf die Räume, die im Untergeschoss eingerichtet werden. Dort können die rund 210 Mädchen und Jungen von Domsingknaben und Mädchenchor, die sich im Moment in Ausweichquartieren im Bischöflichen Generalvikariat treffen, künftig vor und zwischen Proben und Stimmbildung ihre Hausaufgaben machen oder gemeinsam Spaß beim Spielen haben. Erst durch eine gute Gemeinschaft in den Chören werde die hochwertige Kultur ihres Gesangs möglich. Zudem verweist der Bischof auf den Wert der Kirchenmusikschule für die Gemeinden im Ruhrbistum, wo viele junge Menschen ausgebildet würden, die die Gottesdienste durch Orgelspiel und Gesang bereichern.

„Zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“, sei ein traditionelles Motto der Kirchenmusik sagt Dompropst Thomas Zander, der in diesem Sinne zuversichtlich ist, im Sommer kommenden Jahres die Einweihung des neuen Hauses der Kirchenmusik feiern zu können.

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