von Thomas Rünker

350 Seelsorger arbeiten auf Zollverein an der Zukunft des Bistums

Ein Jahr nach Start des Dialogprozesses „Pastorale Dienste im Gespräch“ standen am Mittwoch bei der Pastoraltagung „Alles im Blick“ Ideen und Projekte für die Seelsorge im Fokus.

Ein Jahr Dialogprozess "Pastorale Dienste im Gespräch"

20 konkrete Ideen für die Zukunft der Seelsorge im Bistum Essen

Impuls-Vortrag vom Bremer Orchester-Manager Albert Schmitt

Mit Spaß und Entschlossenheit haben rund 350 Seelsorgerinnen und Seelsorger des Ruhrbistums am Mittwoch über die Zukunft ihrer Arbeit und die Zukunft des Bistums Essen diskutiert. Ein Jahr nach dem Start des Dialogprozesses „Pastorale Dienste im Gespräch“ standen in der ehemaligen Kompressorhalle der Essener Kokerei Zollverein unter der Überschrift „Alles im Blick“ konkrete Ideen im Raum wie Priester, Ordensleute, Diakone sowie Pastoral- und Gemeindereferenten den Herausforderungen der Kirche im Bistum Essen begegnen.

Dass all diese Veränderungen nicht ohne eine große innere Überzeugungskraft, nicht ohne Glauben funktionieren, führte Gast-Redner Albert Schmitt den Seelsorgern vor Augen. „Wenn man dem Ruf folgt, hat man immer die Kraft das zu tun, was einem als nächstes aufgetragen ist!“, sagte der ehemalige Kontrabassist Schmitt, der in den 1990er Jahren zum Musik-Manager wurde und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen von einem überschuldeten Ensemble zu einem der führenden deutschen Klassik-Orchester entwickelte. Schmitt betonte das große Engagement seiner Musiker, die alle Eigentümer ihres Orchesters sind – und die hohen Ansprüche an ihre Arbeit: „Wenn wir die Menschen nicht mehr erreichen, haben wir unser Ziel verfehlt.“

„Sich daran erinnern: Wozu bin ich eigentlich Christ?“

Nicht nur bei diesem Punkt sah Generalvikar Klaus Pfeffer viele Parallelen zwischen Kirche und Orchester, schließlich könne auch Musik etwas sehr Religiöses haben. „Ich frage mich manchmal, sind wir wirklich so existenziell erfüllt von unserem eigenen Glauben wie diese Musiker?“ sagte Pfeffer. Auch mit Blick auf die dramatische Situation des Orchesters, das mehrfach kurz vor der Pleite stand, fühlte sich Pfeffer an die Kirche erinnert: „Wir sind als Kirche in einer ähnlichen Situation: Wir liegen am Boden. Da kann es nur helfen, wenn ich mich daran erinnere, wozu ich eigentlich Christ bin. Nur dann können wir sagen: Ja, unsere Kirche ist in einem furchtbaren Zustand, aber wir sind insgesamt auf einem guten Weg.“

Diskussion über Leitungsfragen in Pfarreien

Diesen Weg wollen die Seelsorger des Ruhrbistums in ihren verschiedenen Berufsgruppen aktiv mitgestalten – das wurde in der Kleingruppenarbeit der Tagung in der „Grand Hall“ genannten ehemaligen Industriehalle deutlich: An großen Stellwänden diskutierten die Teilnehmer 20 verschiedene Themen, die die Seelsorge im Ruhrbistum voranbringen sollen. Die Bandbreite reichte dabei von ganz konkreten Vorhaben wie der Ausstattung aller Seelsorge-Mitarbeiter mit Dienst-Handys und Tablets über Fragen der Aus- und Fortbildung – womöglich gemeinsam mit Ehrenamtlichen – und künftiger Berufsbezeichnungen bis hin zu Grundsatzthemen wie der Leitung von Pfarreien. Gerade diese Leitungsfragen – verbunden mit Vorschlägen zur Verbesserung der Zusammenarbeit in den Pastoralteams der Pfarreien – fanden bei den Teilnehmern besonders viel Zuspruch. Den Bedarf nach innovativen Lösungen in diesem Bereich hatte zuvor Personalchef Kai Reinhold deutlich gemacht: „Wir kommen wirklich an Grenzen – wir haben kaum noch Priester, die die Leitung einer Pfarrei übernehmen wollen.“ Dass zumindest die Seelsorger in der „Grand Hall“ sich auch Leitungsteams oder die Pfarrei-Leitung als zeitlich begrenztes Wahlamt vorstellen können, dokumentierten sie auf zwei großen Plakaten. Weitere für die Teilnehmer wichtige Themen waren unter anderem künftige spirituelle Angebote, die Förderung innovativer Projekte und die Öffnung der pastoralen Berufe für Seiteneinsteiger als eine Möglichkeit, dem Nachwuchsmangel zu begegnen.

„Wir sagen nicht: Wir schaffen das – wir machen das!“

„Diese Themen weisen mitten in den Alltag unseres Bistums“, sagte Bischof Franz-Josef Overbeck und sicherte zu, dass alle Vorschläge nun gesichtet, ausgewertet und weiter bearbeitet werden. Overbeck sprach von einem „kreativen, manchmal revolutionären Prozess in eine neue Welt“ und schloss sich den Worten von Schmitt und Pfeffer an: „Ohne eine existenzielle Ergriffenheit vom Glauben werden wir diese Wege nicht gehen können.“ Trotz der vielfältigen Belastungen durch die ständigen beruflichen Veränderungen für die Seelsorger gab sich Overbeck zuversichtlich, was die Entwicklung hin zu einer „neuen Kirche“ betrifft: „Wir sagen nicht: Wir schaffen das – wir machen das!“

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