25 Euro pro Monat zum Überleben

Patenschaften für bedürftige Familien sind eines der zahlreichen Projekte der Bosnienhilfe der Duisburger Caritas. Auch die ambulante Alten- und Krankenpflege wird in dem Balkanland unterstützt.

Patenschaften helfen Familien in Bosnien

Nicht nur die Kleinbauerngenossenschaft bei Fojnica besuchte Heribert Hölz von der Bosnienhilfe der Caritas in Duisburg auf seiner letzten Fahrt durch das Balkanland. Auf der fast 1200 Kilometer langen Strecke besuchte Hölz, der von Caritasdirektor Hans-Jürgen Kocar begleitet wurde, auch bedürftige Familien und informierte sich über die ambulante Alten- und Krankenpflege im Raum Banja Luka.

Es staubt mächtig. Zweige schlagen manchmal gegen die Fenster des VW-Busses, der sich auf der Schotterpiste einen Weg um die nicht enden wollenden Schlaglöcher sucht. Doch zügig steuert Bojan Barić, der Fahrer der Caritas Sarajevo, den Wagen den Berg hinauf. Nach einigen Minuten taucht hinter einer Kurve ein Haus auf. Die roten, unverputzten Ziegelsteine leuchten in der Morgensonne. Vor der Haustür erwarten Goran Kozul und seine Familie schon die Gäste aus Duisburg. Für sie ist es ein ganz besonderer Tag: Besuch aus Deutschland. Und dieser Besuch bringt langersehnte Hilfe. 25 Euro erhält die fünfköpfige Familie nun monatlich von der Bosnienhilfe der Duisburger Caritas. Es ist eine Patenschaft, die ein Spender in Duisburg für ein Jahr übernommen hat. Für die Familie ist das viel Geld. Denn Vater Goran, Anfang 30, ist schwer herzkrank. Arbeiten kann er deshalb nicht. Seine Frau Ruzika versucht, hier und da etwas als Tagelöhnerin zu verdienen. Für sie ist es nicht leicht, mit ihrem kranken Mann und den drei Kinder Tijana (10), Danija (7) und Hanin (4), über die Runden zu kommen. „Die 25 Euro sind für uns eine große Hilfe“, sagt Ruzika dankbar, und ihre Augen werden feucht. Aber sie strahlt Stärke und Durchhaltewillen aus, während ihr Mann die ganze Zeit über schweigt. Er scheint sich zu schämen, dass er wegen seiner Krankheit nicht für seine Familie sorgen kann.

Ähnlich ist die Situation in der Familie Miloš, die die Duisburger ebenfalls besuchen. Auch sie wohnt in einem Ziegelsteinhaus unweit der Stadt Fojnica, das ihnen die Stiftung des Franziskanerordens gebaut hat und unentgeltlich zur Verfügung stellt.  Vater Ivo (27) hat seit Geburt einen Herzfehler. Einen Job hatte er nie. Auch seine Frau Jedinka (18) ist arbeitslos. Vor einem Jahr kam Tochter Ivana zur Welt. Jetzt wohnen sie gemeinsam mit der Oma unter einem Dach. „Wir leben von ihrer Rente“, erzählt Jedinka. Und das sind 75 Euro monatlich. Die 25 Euro als Patenschaftshilfe hilft der Familie über das Gröbste hinweg. „Ich bin Ihnen und den Spendern so dankbar“, sagt Ivo, der sich auch noch um seine alten Eltern kümmert. Auf die Frage nach der Zukunft zuckt er nur mit den Schultern. Er weiß nicht, was kommen wird. Aber als er auf seine kleine Tochter schaut, geht ein Lächeln über sein Gesicht.

Das Geld für fünf neue Patenschaften hat Heribert Hölz mit im Gepäck. Zur Zeit sind es insgesamt 76. „Eine Patenschaft umfasst 25 Euro monatlich in der Regel auf ein Jahr begrenzt“, erklärt Hölz. Seit 1992 gibt es dieses Patenschaftsprojekt mit Schwerpunkten im Raum Fojnica, Slavonski Brod und Banja Luka. 90.000 Euro sind bislang allein in Fojnica an bedürftige Familien gegangen. „Das ist zwar ein Tropfen aus den heißen Stein“, sagt Hölz angesichts der großen Not in dem Balkanland. Aber diese Form von Hilfe sei immer noch besser als keine Hilfe. Betreut werden die Patenschaften von den jeweiligen Pfarrern vor Ort. „Sie wissen, wo die Not am größten ist“, so Heribert Hölz.    
Seiner Ansicht nach ist auch 14 Jahre nach Kriegsende Hilfe notwendig. „Sonst bleiben in Bosnien Menschen auf der Strecke“, betont Hölz. Das gilt besonders auch für Alte und Kranke. Denn eine wie in Deutschland organisierte Alten- und Krankenpflege gibt es in Bosnien-Herzegowina nicht. Kranken- oder Pflegeversicherung, Sozialleistungen? Fehlanzeige. Deshalb unterstützt die Bosnienhilfe der Duisburger Caritas mit 37.000 Euro jährlich auch die Alten- und Krankenpflege in Kotor Varoš in der Nähe von Banja Luka sowie in Bosanska Gradiska an der bosnisch-kroatischen Grenze.  „Damit finanzieren wir zwei Krankenschwestern,  Sachkosten und Medikamente, bei Bedarf auch hauswirtschaftliche Hilfe oder einen Arztbesuch“, erklärt Hölz.

Seit zwei Jahren ist der ehemals hauptamtliche Mitarbeiter der Duisburger Caritas in Rente. Aber die Bosnienhilfe hat ihn nicht losgelassen. Seit 1992 organisiert er, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen,  Hilfe für Menschen auf dem Balkan. Es ist nicht nur die sichtbare und spürbare Not, die Heribert Hölz antreibt. Es ist  vor allem seine Grundüberzeugung: „Christsein heißt, anderen zu helfen, die Hilfe brauchen.“ (do)

Info:

Spenden für die Bosnienhilfe können auf das Konto des Caritasverbandes Duisburg bei der Stadtsparkasse Duisburg, Bankleitzahl: 350 500 00, Konto-Nummer: 200 104 305, Stichwort: „Bosnienhilfe“, überwiesen werden. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch ausgestellt.
Wer eine Patenschaft für eine bedürftige Familie übernehmen möchte, kann sich an Heribert Hölz, Tel.: 0203/44 98 59 16, wenden.

Pressestelle Bistum Essen

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