von Jürgen Flatken

100 für ein Kreuz

Einhundert Frauen und Männer sind mit einem Lichtkreuz auf den Schultern über die Essener Flaniermeile Richtung Dom gepilgert. Ihr Einzug auf dem Burgplatz war ein Highlight des RTL-Events „Die Passion“.

„Was wäre Weihnachten ohne Ostern?“, fragt Aida Reis. „Richtig, eine nette Geschichte“, beantwortet die 46-jährige Kinderpflegerin aus Essen ihre Frage gleich selbst. „Erst durch die Auferstehung bekam das Leben von Jesus einen Sinn.“ Reis ist eine von 100 Frauen und Männern, die bei der Prozession des RTL-Live-Events „Die Passion“ ein sechs Meter langes und drei Meter breites Lichtkreuz vom Rüttenscheider Markt bis zum Burgplatz am Essener Dom durch die Straßen der Stadt getragen haben.

„Für mich ist der Glaube sehr wichtig“, erzählt die gebürtige Russin. „Ich wurde in der Schule gemobbt und war wütend auf alles und jeden.“ In Deutschland habe sie dann bei einem Hilfsangebot Jesus kennengelernt. „Mit Jesus im Herzen ist kein Platz mehr für Hass.“ Und ihren starken Glauben möchte sie auch zeigen. „Deswegen mache ich hier mit.“

Stille breitet sich über dem grauen Betonplatz des Rüttenscheider Markts aus. Es wird ernst. Das Lichtkreuz leuchtet, die ersten Trägerinnen und Träger nehmen ihre Positionen ein. Auf ein unsichtbares Zeichen hebt die Gruppe A das Kreuz aus Lichtstegplatten auf ihre Schultern und setzt sich langsam in Bewegung, orchestriert durch den Producer und seine Crew. Auf Handzeichen wird die Truppe schneller oder langsamer und wechselt die Richtung.

„Ich finde die Geschichte von Jesu Kreuzigung und Auferstehung einfach stark“, erzählt Max Voß. „Die hat mein Leben verändert.“ Der 30-jährige Polizist aus Essen hatte lange Zeit ein Leben „ohne Gott“ geführt. Sein Aussehen, sein Prestige und seine Wirkung auf Andere bestimmten sein Leben. Dann kam das Jahr 2019 und ein „tiefes Gespräch“ mit seinem besten Freund. „Der ist ein gläubiger Christ. Und er fragte mich, was ich mir selber wert bin.“ Und Voß wurde die Sinnlosigkeit seines Lebens bewusst. „Ich lebte für teure Klamotten und dafür, dass andere mich toll finden.“ Er merkte, dass er etwas ändern, seinem Leben einen Sinn geben müsse. „Ich habe mich auf meinen Glauben zurückbesonnen“, erzählt der alte Pfadfinder und machte eine klare Ansage an Jesus: „Wenn es dich gibt, befrei mich von meiner Oberflächlichkeit. Die Leute sollen mich so akzeptieren, wie ich bin.“ Und: „Ich habe mich selber ernst genommen. Ohne das Gebet an Gott wäre das nicht möglich geworden“, freut sich der Polizist darüber, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Chance „die größte Geschichte aller Zeiten in die Wohnzimmer zu bringen“, wollte er sich nicht entgehen lassen und machte deshalb bei dem Live-Event mit.

Langsam bahnt sich das rund 250 Kilogramm schwere Lichtkreuz seinen Weg durch die Straßen der Stadt. Zwei Welten treffen aufeinander. Schweigend zieht die Prozession mit dem Kreuz als Lichtquelle durch die Dunkelheit und prallt auf das pralle Leben der Stadt: Menschen mit Bierflaschen in den Händen machen Selfies mit dem Kreuz im Hintergrund, der Geruch nach Döner und Pizza weht durch die Luft, in den vollbesetzten Biergärten und Restaurants genießen die Essener ihr Feierabendpils, ein Hund bellt. „So kommst du nie ins Fernsehen, wenn du so einen Krach machst“, schimpft Frauchen ihren Hund lachend aus.

Der 18-jährige Joshua Pilger aus Essen freut sich, „den Glauben auf die Straße zu tragen. Es bedeutet viel für mich, dabei zu sein.“ Der Sohn eines freikirchlichen Pastors will seinen Glauben in einer Zeit zeigen, in der Krieg, Klimakatastrophe und Kirchenkrise die Menschen verunsichern. „Ich möchte zeigen, „dass es neben der Angst auch Hoffnung gibt.“ Der Abiturient hat in „Jesus jemanden, dem ich meine Probleme erzählen kann. Und wenn ich traurig bin, hört er mir zu.“ Gott habe einen Platz in seinem Leben und stärke ihn.

Als die Prozession den Burgplatz erreicht, ist allen Beteiligten die Freude anzusehen. Die Augen strahlen, auch wenn manche Schulter schmerzt. „Ich bin einfach überwältigt“, lässt Aida Reis ihren Emotionen freien Lauf. „Auch wenn es schwer zu tragen war, es war ertragbar.“ Jesus habe es schließlich auch ausgehalten. Max Voß ist "einfach stolz" darauf, dabei gewesen zu sein. „Auch wenn es anstrengend war.“ Es gab Gänsehautmomente. „Zwei haben in unserer Gruppe auch gebetet.“ Und die Gemeinschaft hatte es Joshua Pilger angetan. „Wir haben uns gegenseitig geholfen. Das war super." Jesus habe seinen Weg schließlich auch nicht alleine geschafft.

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