von Cordula Spangenberg

Zukunftsbild: Kirche soll Politik mitgestalten

Fachforum „Kirche und Kommunalpolitik“ in der Bottroper Kulturkirche Heilig Kreuz bringt christliche Politiker untereinander und mit Pfarreien und Verbänden in Kontakt

Kirche und Kommunalpolitik profitieren voneinander und sollten deshalb dem gegenseitigen Austausch höhere Aufmerksamkeit widmen. So lautet das vorläufige Fazit des Zukunftsbild-Projekts „Kirche und Kommunalpolitik“ des Bistums Essen, das am Mittwoch, 28. Februar, bei einem Fachforum in der Bottroper Kulturkirche Heilig Kreuz die Beteiligten an einen Tisch holte. Politisch engagierte Katholiken zu vernetzen, ist eine der 20 Aufgaben, die das Ruhrbistum sich im Rahmen seines Zukunftsbildprozesses im Jahr 2015 gestellt hat und bis April 2018 umsetzen will.

Es sei nicht allein Aufgabe der Pfarrer, sondern auch der zahlreichen Ehrenamtler der Kirche, den Kontakt zu Bürgermeistern, Delegierten und anderen Akteuren der Kommunalpolitik zu pflegen, sagt Stefan Kemper auf dem Podium der Kulturkirche. Kemper ist neben seinem Beruf als Stadtkämmerer ehrenamtlich Vorsitzender des Katholikenrates in Altena und steht so mit seiner Person beispielhaft dafür, wie Beziehungen zwischen Kirche und Politik gestaltet werden können. In den ländlichen Regionen des Märkischen Sauerlandes mit seinen sechs Pfarreien in 13 Kommunen sei die Kontaktpflege allerdings eine wesentlich aufwändigere Aufgabe als im dicht besiedelten Ruhrgebiet, meint Kemper.

Positiv überrascht hat dagegen Sabine Depew, die seit Jahresmitte 2017 als Caritas-Chefin im Ruhrgebiet tätig ist, die Zahl hiesiger aktiver katholischer Kommunalpolitiker: „In jeder Stadt gibt es mindestens eine Schlüsselfigur, die für Fragen zwischen Kommune, Kirche und Caritas zuständig ist.“ Depew verwies darauf, dass aus den regelmäßigen Gesprächen zwischen Bischof Dr. Franz-Josef Overbeckund den Leitern der Jobcenter, den Landes-, Kommunalpolitikern und Polizeipräsidenten gute Kontakte und konkrete Verabredungen entstünden, die der Caritas als katholischem Sozialverband die Arbeit für bedürftige Menschen der Region erleichterten.

In der großen Runde der Bottroper Kulturkirche mit rund 80 Besuchern war man sich weitgehend einig darüber, dass nicht nur die Kirche von gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten, sondern auch die Städte stark von den Kirchen profitieren. Ohne deren Engagement hätte man etwa die Flüchtlingsproblematik im Jahr 2015 nicht ansatzweise in den Griff bekommen können - „da könnten wir als Kirche viel selbstbewusster auftreten“, hieß es im Plenum.

Der Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler bestätigt das. Ebenso wie Roman Blaut, Referent für ehrenamtliches Engagement im Bischöflichen Generalvikariat, erlebt er, dass Christen selbstverständlich Teil der öffentlichen Ehrenamtskultur seien, an „die Ränder“ gingen und bereit seien, sich zum Besten der Stadtgesellschaft auch etwa mit den muslimischen Strukturen vor Ort zu vernetzen.

Auf ein Dilemma dieser Engagierten aus der bürgerlichen Mitte wies allerdings Prof. Dr. Susanne Frankhin, die an der Technischen Universität Dortmund zu sozialer Stadtentwicklung forscht. Frank gab zu bedenken, dass gerade diese Bürgergruppe sich einerseits dem Gemeinwohl verpflichtet fühle, andererseits aber für die eigenen Kinder die besten Bildungsperspektiven suche. Die Haltung: „Ich kann meine sozial-egalitären Ideale doch nicht auf dem Rücken meines Kindes ausleben“ führe zu einer Abgrenzung der Wohnstandorte und Schulen in „Oberstadt“ und „Unterstadt“. Frank: „Die Anforderungen an gute Eltern und gute Bürger sind so weit auseinander gedriftet, dass Eltern glauben, sich für das eine oder andere entscheiden zu müssen.“

Referent für Kommunalpolitik (Jugendreferent)

Robert May


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