„Wo Himmel und Erde sich berühren“

Er ist "ganz anders", der jetzt erschienene und von Gemeindereferentin Anke Wolf verfasste Kirchenführer der Duisburger St. Gabriel-Kirche. Er versucht, die Botschaft des Kirchenraums und seiner Ausstattung verständlich zu machen und den Besucher dabei aktiv einzubeziehen.

Ein „ganz anderer“ Führer durch die Duisburger St. Gabriel-Kirche

Rein äußerlich ist das Buch ein „Schwergewicht“. Schließlich bringen die insgesamt 369 Seiten stattliche eineinhalb Pfund auf die Waage. Doch wer in dem jetzt im Aschendorff-Verlag Münster erschienen Kirchenführer der Duisburger St. Gabriel-Kirche zu lesen beginnt, der erfährt eine wohltuende „Leichtigkeit“. Denn das von Anke Wolf verfasste Buch unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Kirchenführern, nicht nur, was den Umfang betrifft. Denn es ist mehr als nur eine reine Auflistung von Informationen über die Geschichte, Architektur und Ausstattung des Gotteshauses. Es ist kein Führer, der den Besucher nach dem Motto „rechts sehen Sie..., links sehen Sie...“ durch das Gotteshaus leiten will. Worum es Anke Wolf bei diesem Buch geht, verdeutlicht schon der Titel: „Wo Himmel und Erde sich berühren. Einen Kirchenraum entdecken. St. Gabriel in Duisburg-Neudorf“.

Es geht zum einen um das Entdecken. Es ist eine Entdeckungsreise durch den Kirchenraum, zu der die Autorin einlädt. Neben architektonischen und kunsthistorischen Aspekten, bei denen sich Wolf jeglicher Wertung enthält, bietet sie eine Fülle zusätzlicher Impulse an. Sie lädt dazu ein, genau hinzusehen und wahrzunehmen. Ihr geht es um Analyse, Hintergrundinformationen, Deutung und Übersetzung der symbolischen Sprache. Und sie bietet geistliche Gedanken und meditative Impulse an. So belässt Anke Wolf den Besucher der St. Gabriel-Kirche nicht in der Rolle des passiven und rein kognitiven Betrachters. Ihr geht es um mehr. Sie lädt dazu ein, sich auf eine mögliche Wechselwirkung einzulassen, die aus dem Erleben des Gotteshauses und dem Betrachten der zahlreichen Details erwachsen kann. Es geht der Verfasserin um die Erschließung von Kirchenräumen im wahrsten Sinne des Wortes.

Menschen mit der christlichen Botschaft in Berührung bringen

„Das Buch will Menschen mit der christlichen Botschaft in Berührung bringen“, so Wolf. Ihr geht es um das Angebot, sich vom Kirchenraum und seiner Ausstattung inspirieren zu lassen und neue Impulse für das eigene geistliche Leben und den eigenen Glauben zu finden. Wer sich darauf einlasse, könne entdecken, dass ein Kirchenraum mit seiner Ausstattung mehr mit dem eigenen Leben zu tun hat, als man vielleicht zunächst denkt“, betont  die Autorin.
So begleitet sie beispielsweise den Besucher auf den rund 36 Meter langen Weg durch den Mittelgang des 1912 geweihten neugotischen Gotteshauses und lenkt dabei den Blick auf die 100 Jahre alten Kalksteinfliesen: Zeichen der Zeitlosigkeit und Beständigkeit. „Der Mensch braucht Beständigkeit auf seinem Weg. Er braucht einen Weg, der hält und trägt“, sagt Wolf. Aber sie weist auch auf starke Beschädigungen im Bodenbelag hin, auf Risse, Löcher, gebrochene Steine. „Auch im eigenen Leben gibt es Risse, Beschädigungen und Zerbrochenes“, gibt die Autorin zu bedenken. Aber auch helle und glatte Steine sind seien zu sehen. Das Leben habe eben auch „schöne und helle Momente und Abschnitte“. So kann für den Besucher des Gotteshauses schon allein der Weg durch den Mittelgang zu einer meditativen Reflexion des eigenen Lebensweges werden.

„Wo Himmel und Erde sich berühren“- genau das ist der Ort der Entdeckungsreise. „Himmel und Erde berühren sich da, wo Gott und Mensch miteinander in Beziehung sind, wo Leben und Glauben miteinander korrespondieren“, betont Anke Wolf. Schließlich sei die Botschaft des christlichen Gottes ein Beziehungsangebot, das jeden Menschen persönlich meine. „Ich muss den Glauben leben können und das Leben glauben können“, so die Autorin, die hauptberuflich als Gemeindereferentin in der Duisburger Pfarrei Liebfrauen arbeitet, seit 2003 schwerpunktmäßig in St. Gabriel. Das Buch erklärt also nicht nur die St. Gabriel-Kirche, sondern will die Botschaft, die der Kirchenraum und die Kunstwerke in ihm verkünden, verständlich machen. Insofern ist das Buch ein „ganz anderer“ Kirchenführer.

"Hier wird ein Schatz gehoben"

In seinem Geleitwort schreibt Dr. Herbert Fendrich, Beauftragter für Kirche und Kunst im Bistum Essen: „Die intensive Aufmerksamkeit, die dem gesamten Raum und seinen vielen Einzelelementen gewidmet wird, läuft nicht ins Leere. Welche Fülle von Anlässen, die von unserem Glauben erzählen! Nicht nüchtern-distanziert, sondern mit Überzeugungskraft und Wärme. Man spürt auf jeder Seite: Hier wird ein Schatz gehoben. Und: Hier kann man ‚Glauben‘ lernen.“ Einen solchen Kirchenführer habe keine der Kirchen im Bistum Essen. „Aber wünschen würde ich ihn jeder“, so Fendrich.

Auch der Pfarrer von Liebfrauen und Stadtdechant in Duisburg, Bernhard Lücking, freut sich über diesen Kirchenführer. „Kirchenräume zu erschließen ist ein pastoraler Schwerpunkt unserer 2006 gegründeten Großpfarrei Liebfrauen“, erklärt Lücking. Eine Kirche mit ihrer Ausstattung sei nicht nur Ort der Verkündigung, sondern sie sei selbst Verkündigung. „Die Wirkung des Raumes und die Kunstwerke sprechen aus sich heraus, sind mehr als nur Dekoration und ästhetisches Beiwerk“, schreibt  der Pfarrer im Geleitwort zum Buch. Dabei denkt er auch an diejenigen Besucher von Kirchen, die  nur eine sehr ambivalente oder gar keine Beziehung zum christlichen Glauben haben. „Für sie kann Kirche zu einem missionarischen Ort werden,  an dem sie mit Jesus Christus und seiner Botschaft in Berührung kommen.“ Doch müsse die Sprache des Kirchenraumes mit seiner Architektur und Ausstattung „übersetzt“ und „verständlich gemacht“, die „Botschaft verdolmetscht“ werden.

Das ist Anke Wolf eindrucksvoll gelungen. Ihr Buch „erschlägt“ den Leser nicht, sondern es macht ein Angebot, sich auf eine „Reise“ zu begeben. Eine Reise, auf der der Kirchenbesucher nicht nur mit den Augen sieht und Informationen speichert, sondern auf der das Gesehene, Erlebte und Erfahrene möglicherweise zu einer ganz individuellen „Entdeckungsreise“ wird.

Übersichtlich gegliedert ist das Buch, von der Geschichte bis zu Aussen- und Innenansichten, und aufgelockert durch zahlreiche Fotos (Jürgen Christ). Man muss es nicht in einem Guss von Anfang bis Ende lesen, sondern kann sich einzelne Details erschließen. Es erklärt und deutet,  ohne dabei belehrend zu sein. Das macht die „Leichtigkeit“ des Buches aus, ohne dabei beliebig zu sein. Es lädt ein, sich auf Gedanken und Impulse einzulassen und diese vielleicht mitzunehmen in das eigene Leben, in den eigenen Alltag. So kann dieser „ganz andere“ Kirchenführer zu einer „Entdeckungsreise“ werden, die mit dem Verlassen des Gotteshauses nicht endet, sondern weiterwirkt.

Erhältlich ist das Buch zum Preis von 24,80 Euro ab sofort im Buchhandel, im Pfarrbüro Liebfrauen, Wieberplatz 2, 47051 Duisburg (Mitte), im Gemeindebüro St. Gabriel, Gneisenaustraße 269, 47057 Duisburg (Neudorf), sowie in der Buchhandlung der City-Pastoral in der Liebfrauenkirche, König-Heinrich-Platz, 47051 Duisburg (Mitte).

Ihr Buch wird Anke Wolf Pfarrmitgliedern und Interessierten am Samstag, 5. Juni, gegen 18.15 Uhr (nach der Vorabendmesse), in der St. Gabriel-Kirche, Gneisenaustraße 269, Duisburg-Neudorf, vorstellen.  (do)

Anke Wolf: „Wo Himmel und Erde sich berühren. Einen Kirchenraum entdecken. St. Gabriel in Duisburg-Neudorf“, 368 S., Mit zahlreichen Abbildungen, Kt., Aschendorff Verlag Münster, 2010. ISBN 978-3-402-12840-4

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