Weihnachten: Fest der Ermutigung zu Neuem

Das Weihnachtsfest, an dem Gott Mensch werde, als „Fest der Geburt des Anfangs und des Beginns“ zu verstehen, als Weg zu Neuem, dazu ermuntert Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Auch die Kirche werde neu. Dazu brauche es den Mut, dem Wort Gottes treu zu bleiben und der Kirche ein menschliches Angesicht zu geben.



Predigt von Bischof Overbeck am 1. Weihnachtsfeiertag

Weihnachten, an dem die Christen die Menschwerdung Gottes feiern, der im Kind im Stall von Bethlehem in diese Welt kam, ist für Bischof Dr. Franz-Joseph Overbeck das „Fest der Geburt des Anfangs und des Beginns“. „Immer, wenn ein Mensch geboren wird, beginnt Neues“, betonte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in seiner Predigt am 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, im Essener Dom. Der Weg dahin, jede Schwangerschaft, sei beschwerlich, aber auch verheißungsvoll, die Geburt schmerzlich, die Freude am neuen Leben danach jedoch groß.

Auch die Kirche werde neu. „Diesem von mir schon häufiger formulierten Satz stimmen manche zu, nicht wenige verstört er“, so Overbeck. Doch wie schon so oft in ihrer langjährigen Geschichte lebe die Kirche auch heute in einer „neuen Zeit“. „Die Versuchung, das Alte so lange wie möglich zu retten, ist groß“, betonte der Bischof. Doch das führe nicht nach vorne. Die Kirche würde die jungen Generationen und viele suchende Menschen nicht mehr gewinnen. „Die viel beschworene Tradition, wenn sie nicht auf ihre fundamentalen Einsichten hin einsichtig gemacht wird, trägt nicht mehr“, ist die Beobachtung von Overbeck. Deshalb gelte es, den Weg nach vorne zu gehen und sich dem „Wagnis des Neuen, dem Anfang des Beginnens“ zu stellen.

Dafür stünden die Wege der letzten Jahre, die das Bistum Essen gegangen sei: die neue Gestalt der Pfarreien und Gemeinden, der Dialogprozess und das daraus entstandene Zukunftsbild. „Auf diesem Weg sind wir nicht allein, sondern von Gott getragen“, betonte der Bischof. Deshalb wolle er das Weihnachtsfest als ein „Fest der Ermutigung“ verstehen. Gerade bei so vielen Ängsten, die heute geschürt würden, sei es nötig, „sich dem Neuen, dem Geburtlichen zu stellen und dabei auf Fundamente zu setzen, die uns tragen“, so Overbeck.

Diese Haltungen bewährten sich „in unserem Mut zum Glück und in unserer Entschiedenheit zu einem Lebensglück, das von Gott kommt“, sagte der Ruhrbischof. Die Kirche sei der Raum, in dem Menschen diese Ermutigung zum Lebensglück erfahren sollen – durch das Angebot ethischer Lebensperspektiven und gläubiger Grundhaltungen. Je globaler und komplexer die Welt werde, „desto fundamentaler, aber nie fundamentalistisch, müssen unsere ethischen und normativen Glaubens- und Sittenüberzeugungen sein“, unterstrich Overbeck. Diese würden „bescheidener, demütiger und weniger wissend“ als in der Vergangenheit sein und „mehr mit der Komplexität des Menschen, seines Inneren, seiner Partnerschaften sowie seiner Irrungen und Wirrungen leben“.

„Mut zum Glück“ werde bedeuten, Lebenslügen überflüssig zu machen, „sittlich konsequent“ zu leben und niemals auf Kosten anderer sein eigenes Glück zu suchen. „Wie viel vom heutigen kirchlichen Leben spricht deswegen nicht mehr zu jungen, aber auch schon zu vielen älteren und alten Menschen, weil es nicht offen und transparent, nicht glaubwürdig ist und wahre Botschaften in einem alten Gewand, das niemand mehr tragen will, trägt?“, fragte der Ruhrbischof. Deshalb veränderten sich die Pfarreien, seien mehr als früher abhängig von der Beziehungsfähigkeit aller, die sie mittragen.


Aufbruch verlangt Haltungsänderungen

Jeder Aufbruch und alles Neue bräuchten jedoch Zeit, verlangten Perspektivwandel und Haltungsänderungen. „Es braucht die Redlichkeit, Konflikte auszutragen, tägliche Gewissenserforschung zu betreiben und die Unterscheidung der Geister vorzunehmen“, so Overbeck. Die Kirche werde dort neu, „wo sie die Fähigkeit hat, Unterscheidendes und scheinbar Gegensätzliches zu integrieren und dabei einen verantworteten Ausgleich zwischen verschiedenen Perspektiven zu finden und Handlungsalternativen zu entwickeln“. Was die Kirche brauche, um neu zu werden, sei das Hören auf das Evangelium und das Sehen der Menschen. „Ich wünsche uns diesen Mut, dem Wort Gottes treu zu bleiben und der Kirche das Angesicht des Menschlichen zu geben, durch das Gott zu uns spricht. So wird Kirche neu“, sagte der Bischof. (do)


Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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