Vom Zubrot zur Integrationshilfe

Zehn Jahre Lebensmittelverteilstelle St. Gertrud. Jeden Dienstag kommen rund 65 Kunden in den Gertrudis-Saal.

Milch, Joghurt, Käse; Fleisch-, Wurst-, Geflügel-Konserven; Brot, Brötchen; viel Gemüse und Obst: Für einen Unkostenbeitrag von einem Euro bekommen Bedürftige, die einen entsprechenden Ausweis vorzeigen können, für sich und ihre Familien Lebensmittel. Das ist die Lebensmittelausgabe inSt. Gertrud am Ende der Viehofer Straße. Am 31. Juli wird hier ab 10 Uhr das zehnjährige Bestehen mit einem Gottesdienst und anschließend mit einem Fest im Gertrudis-Saal gefeiert.

Mit dabei sind dann auch die ehrenamtlichen Helfer, die jeden Dienstag die Lebensmittelausgabe organisieren: Am frühen Nachmittag kommen drei Kühlwagen der „Tafel“ vor der Kirche an, dann heißt es anpacken: Sandra, Ewa, Danuta, Hildegard, Annegret und Heidi schnappen sich Wagen und Sackkarren und schicken die vier männlichen Helfer nach draußen. Rund 70 Transportkisten werden ausgeladen und in den Saal geschoben. Da finden sich Joghurtbecher, Bananen, Radieschen und Mettwürstchen in einer Kiste, müssen sortiert und kontrolliert werden. Einiges, vor allem bei Obst und Gemüse, ist matschig oder faul, doch auch das wird nicht weggeworfen: abends kommt Piotr und nimmt das „Tierfutter“ mit - seine Kaninchen lieben Bananen, aber verschmähen Birnen…

Je nach Anlieferung dauert das Sortieren zwei bis drei Stunden, dann ist Pause, der Saal wird sauber gemacht, und schon stehen die ersten Kunden vor dem Eingang. Doch das Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ gilt hier nicht: Jeder bekommt eine zufällig ausgewählte Nummer zwischen 1 und 65, dann geht es in Dreiergruppen zur Verteilung.

Mittlerweile kommen mehr und mehr Personen, die nicht gut Deutsch sprechen. Für das Personal eine Herausforderung, doch irgendwie auch nichts Neues, viele haben vor Jahren dieselbe Erfahrung gemacht, sind nach Deutschland eingewandert, haben Deutsch gelernt und hier Arbeit gefunden. Jetzt helfen sie anderen. Außerdem gibt es Deutschlehrerinnen und -lehrer, die dann mit pädagogischen Ambitionen ihre Lebensmittel ausgeben: Was „Brot“ heißt, hat Annegret ihren Kunden schon beigebracht. Denn natürlich lassen sich Wörter des täglichen Lebens am leichtesten lernen, wenn jeder sehen kann, wozu das Wort gehört: „Brot“ ist Brot und „Tomate“ ist Tomate. Die Atmosphäre ist entspannt, Zeit für ein kurzes Gespräch ist immer, auch wenn die Schlange lang ist. So leistet die Ausgabestelle „St. Gertrudis“ heute ein Stück Integrationsarbeit, denn: Integration geht immer noch durch den Magen.

Weitere Infos zur Lebensmittelausgabe gibt Diakon Winfried Rottenecker unter Telefon 0201/821518911 oder per E-Mail: winfried@familie-rottenecker.de.

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