Traumatische Erfahrungen

Am heutigen Dienstag, 24.05.20011, sind an der Ruhr-Universität Bochum die Ergebnisse des Forschungsprojektes "Konfessionelle Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik (1949 - 1972)" vorgestellt worden. Vertreter der Kirchen versprachen schnelle Hilfe für Betroffene.

Demütigungen, Misshandlungen, Missbrauch, Mangelhafte äußere Bedingungen, der damals vorherrschende rigide Erziehungsstil sowie das persönliche Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter trugen zu traumatisierenden Erfahrungen vieler Heimkinder bei. So lautet das Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie der Ruhruniversität Bochum zur konfessionellen Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik (1949 bis 1972). Die oft problematischen Zustände in der konfessionellen Heimerziehung haben die Leitungen der jeweiligen Einrichtungen und die Aufsichtsorgane passiv zugelassen – heißt es weiter in der Studie. Diese zielte unter anderem darauf ab, zu nachvollziehbaren statistischen Größenordnungen der damaligen Heimerziehung zu gelangen. Untersucht wurden auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Beeinflussung des Heimalltags durch religionspädagogische kirchliche Prägung der Heime, die Reformkonzepte und Strategien zu ihrer Umsetzung sowie die Professionalisierung der Erziehungsbemühungen unter den vorherrschenden personellen, wirtschaftlichen und baulichen Voraussetzungen.

Die Studie ist ein gemeinsames Projekt Bochumer Theologen und Historiker unter der Leitung der Professoren Dr. Wilhelm Damberg (Katholische Theologie / Kirchengeschichte) und Dr. Traugott Jähnichen (Evangelische Theologie / Sozialethik). Die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, Dr. Hans Ulrich Anke (Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland) und P. Dr. Hans Langendörfer (Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz) sprachen sich im Anschluss der Präsentation erneut für eine schnelle Hilfe für ehemalige Heimkinder aus. "Der Runde Tisch Heimerziehung hat zum Jahreswechsel konkrete Empfehlungen dazu ausgesprochen, von denen die Schaffung eines Fonds für ehemalige Heimkinder nur ein Teil ist. Die Kirchen haben von vornherein betont, dass wir uns der Verantwortung stellen und bereit sind, unseren Beitrag zu dem gemeinsamen Fonds mit dem Bund und den Ländern zu leisten", darin waren sich Dr. Anke und P. Dr. Langendörfer einig. "Wir hoffen, dass dies in den laufenden Verhandlungen im Bund und in den Ländern ebenfalls in der zu erwartenden Klarheit ausgesprochen wird, damit die Empfehlungen rasch umgesetzt werden." Aber auch damit werde das Thema nicht abgeschlossen sein, betonten die beiden Kirchenvertreter. "Wir stehen auch weiterhin in der Verantwortung, die Praxis der Heimerziehung in den einzelnen Einrichtungen zu erforschen, das Gespräch mit den Betroffenen zu führen und sie bei ihrer Suche nach Unterlagen und ihrem Bemühen um Klärung ihrer Biografie nach Kräften zu unterstützen." Die Ergebnisse der Studie erscheinen im Herbst 2011 als Buch. (DBK/RUB/ms)

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