Ruhrbischof fordert Erhalt des arbeitsfreien Sonntags

Mit mehreren tausend Gläubigen betete Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am Karfreitagmorgen den Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel in Bottrop.


Dr. Franz-Josef Overbeck betete Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel

Mehrere tausend Gläubige machten sich am Karfreitag, 6. April, wieder auf den Weg nach Bottrop, um mit Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck auf der Bergehalde der Zeche Prosper Haniel in Bottrop den Kreuzweg zu beten. Vor allem viele Familien, junge Erwachsene und Kinder folgten dem rund 1.200 Meter langen Weg. Unter den Gästen waren auch der Bottroper Oberbürgermeister Bernd Tischler, RAG-Vorstandsmitglied Dr. Jürgen Rupp und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Betriebsräte im RAG-Konzern, Ludwig Ladzinski. Nach jeweils einer kurzen Betrachtung vor den insgesamt 15 Kreuzwegstationen schloss sich eine Andacht vor dem Gipfelkreuz an.

Dass der traditionelle Kreuzweg, an dem auch Altbischof Dr. Hubert Luthe und die Essener Weihbischöfe Franz Vorrath und Franz Grave teilnahmen, „ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit zwischen Kirche und Bergbau“ sei, betonte Bergwerksdirektor Wolfram Zilligen in seiner Begrüßung. „Die Bergleute sind stolz auf diesen Kreuzweg, der nicht nur am Karfreitag ein Anziehungspunkt für viele Menschen ist“, so Zilligen weiter.

In seiner Predigt am Gipfelkreuz machte Bischof Overbeck deutlich, dass im Leidensweg Jesu auch der Lebens- und Leidensweg aller Menschen sichtbar werde. „Jesus ist den Weg vorangegangen, den wir alle gehen müssen. Und zu diesem Lebensweg gehören neben allen Hoch-Zeiten auch das Fallen und das Scheitern. Vieles im Leben ist planbar, aber trotzdem haben wir das Leben im Letzten nicht im Griff.“

Bindung macht stark

Gerade in Krisenlagen oder Situationen des Scheiterns bedarf es Beziehungskonstellationen, die Kraft geben könnten, betonte Overbeck. Diese Erfahrung greife auch das Motto der Familienkampagne des Ruhrbistums auf: „Bindung macht stark.“ Im Idealfall sei gerade die Familie der Raum, in dem Bindungen besondere Kraft geben könnten. „Hier kann Heimat erfahren werden, weil füreinander Verantwortung übernommen wird“, sagte der Bischof. Deswegen lägen dem Ruhrbistum die Familien auch besonders am Herzen. „Sie sind der Ort des gegenseitigen Lernens, der gegenseitigen Verantwortung, der geteilten Freude und Hoffnung, Trauer und Angst, aber auch der Ort der Glaubensweitergabe.“ Dabei verwies er auf das große kirchliche Engagement für Familien im Bistum Essen, auf die Caritas mit ihrem breitgefächerten Hilfsangebot, die kirchlichen Schulen, Verbände und nicht zuletzt die Kinder- und Jugendarbeit in den Pfarreien und Gemeinden. Studien zeigten immer wieder, welch hohe Erwartungen mit dem Familienleben verbunden seien. Auf der anderen Seite sei das erhoffte Familienidyll aus vielfältigen Gründen häufig gestört. Overbeck: „Das umfangreiche Engagement für die Familien bei uns im Bistum lässt sich von einem realistischen Blick leiten und verliert die ursprünglichen Ideale nicht aus den Augen. Es geht schlicht um Solidarität mit denen, deren Lebenspläne und Familienhoffnungen durchkreuzt sind, die am Boden liegen und wieder aufstehen müssen. Es geht darum, wie Leben gelingen kann.“

Arbeitsfreier Sonntag ein hohes Kulturgut

Vor diesem Hintergrund betonte Overbeck den besonderen Schutz des arbeitsfreien Sonntags. Für Christen sei der Sonntag der Tag, „der uns immer neu an das Eigentliche erinnert, an das, was den Kern unserer Gemeinschaft ausmacht: das Leiden und die Auferstehung Jesu Christi“. Wenn die Kirchen gemeinsam mit Gewerkschaften und Sozialverbänden für den Sonntagsschutz einträten, dann beriefen sie sich nicht nur auf dieses religiöse Argument. „Der arbeitsfreie Sonntag ist ein großes Kulturgut, das auch in einer säkularisierten Gesellschaft zumindest einmal in der Woche gemeinsam freie Zeit für die Familien ermöglicht“, so der Bischof weiter. Er denke dabei vor allem an die die großen und kleinen Krisen, die in allen Familien vorkämen und die Chancen für Ruhe und Neuanfang benötigten. Overbeck: „Die schöpferische Pause, die Gott am siebten Tag der Erschaffung der Welt macht, ist ein Vorbild, den Sonntag als ökonomisch nicht verzweckte Zeit für die Pflege unserer Familienbeziehungen zu reservieren.“ Mit einem solchen Sonntag in der Woche werde im Alltag spürbar, „dass Bindungen stark machen, Bindungen, die im Letzten mit Gott zu tun haben, dessen Sohn Jesus Christus uns am Kreuz das Leben schenkt“.

Auch die Kollekte beim Kreuzweg war eingebunden in die Familienkampagne 2012 des Bistums Essen (www.familienfan.de). In diesem Jahr wurde um eine Spende für die Unterstützung minderjähriger Schwangerer gebeten.

Die Kreuzwegstationen wurden von der inzwischen verstorbenen Ordensfrau und Künstlerin Tisa von der Schulenburg gemeinsam mit dem Oberhausener Künstler Adolf Radecki sowie Auszubildenden des Bergwerks Prosper Haniel geschaffen. Jede Station besteht aus einer Kupfertafel mit einer Darstellung der Leidensgeschichte Jesu Christi und einem Arbeitsgerät aus dem Bergbau. Zudem finden sich dort jeweils Schrifttafeln mit Worten bekannter Persönlichkeiten, darunter Papst Johannes Paul II., Kardinal Franz Hengsbach, Bischof Dr. Hubert Luthe, der selige Nikolaus Groß und Dietrich Bonhoeffer.(ul)
 

Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

Stichwort: Karwoche 

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