von Katholische Nachrichtenagentur, Thomas Rünker

Overbeck warnt vor der Verharmlosung kriegerischer Konflikte

Europäische Bischöfe gedenken bei ihrer Herbsttagung in Brüssel des Weltkriegsendes vor 100 Jahren.

Im Kreis europäischer Bischofskollegen hat Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am Mittwoch im belgischen Ypern der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht. „Alle Menschen guten Willens“ seien zur Zusammenarbeit am EU-Friedensprojekt aufgerufen, indem sie die Vielfalt der historischen Erinnerungen in Europa bewahrten, betonten die Mitglieder der EU-Bischofskommission COMECE mit Blick auf den 100. Jahrestag des Kriegsendes. Zugleich bekannten sich die katholischen Bischöfe zu einem dauerhaften Frieden in Europa. Die Stadt Ypern sei im Ersten Weltkrieg Schauplatz „einiger der dunkelsten und grausamsten Seiten des Konflikts“ gewesen, hieß es.

COMECE-Vizepräsident Overbeck leitete die Andacht der EU-Bischöfe auf dem deutschen Soldatenfriedhof Langemark. Zudem beteten die Bischöfe auf dem Commonwealth Friedhof Tyne Cot, besuchten das Denkmal „In Flanders Fields“ und nahmen in Ypern an einer Messe in der Kathedrale St. Martins und einem ökumenischen Gebet in der St. Georges Memorial Kirche teil.

Anlässlich des Kriegsendes vor 100 Jahren hat Overbeck davor gewarnt, kriegerische Konflikte zu verharmlosen. Das Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges vor rund 100 Jahren mahne, sich nicht in „trügerischer Sicherheit“ zu wiegen, schreibt Overbeck in der aktuellen Ausgabe des in Brüssel erscheinenden Magazins „EuropeInfos“. Dem „hohen Wert“ des Friedens dürfe seine Bedeutung nicht abgesprochen werden. Gerade deshalb müssten aktuelle Debatten und die Art und Weise, wie sie geführt würden, „sehr nachdenklich“ stimmen, so Overbeck.

Während Modernisierungsprozesse zu Veränderungsdruck und damit Angst bei den Menschen führten, scheine ein allgemeiner „Vertrauensverlust“ in die demokratischen Institutionen um sich zu greifen, so der Bischof. „Nationalismus und Populismus flammen neu auf, die Begeisterung für das europäische Projekt schwindet, die Sprache verroht, viele drohen abzustumpfen“, schreibt Overbeck. In vielem sei der Friede „neu“ bedroht.

Overbeck fordert, „konkrete Wege“ für den Frieden zu bereiten. „In einer von Angst und Verzagtheit geprägten Zeit ist es Aufgabe der Kirche, zuversichtlich und hoffnungsvoll voranzuschreiten und für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten“, so Overbeck, der auch der katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ist.

Die europäischen Bischöfe gedachten des Kriegsendes im Rahmen ihrer COMECE-Herbsttagung, die sie am Donnerstag und Freitag in Brüssel fortsetzen. Themen des Bischofstreffens sind die Europawahlen im Mai 2019, die EU-Außen- und Sicherheitspolitik sowie der Brexit. Unter anderen werden die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, der EU-Chefverhandler für den Brexit, Michel Barnier, sowie der Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses, Luca Jahier, als Gäste erwartet.

Die COMECE vertritt die nationalen Bischofskonferenzen der EU-Mitgliedstaaten in Brüssel. Der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich wurde im März zum neuen Präsidenten gewählt. An der Herbsttagung nimmt er nicht teil, da er sich zeitgleich zur Jugendsynode in Rom aufhält.

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