von Thomas Rünker

Overbeck: „Jesus, wir leben dich!“

Bei der Priesterweihe im Essener Dom orientiert sich der Bischof an der Schalker Heimat des Weihekandidaten Fabian Lammers und überträgt den Slogan des blau-weißen Fußballvereins für Christen. Als Priester wird Kaplan Lammers zunächst in Essen-Borbeck tätig sein.

Bischof Overbeck hat den aus Gelsenkirchen-Schalke stammenden Fabian Lammers zum Priester geweiht

In seiner Predigt übertrug Overbeck das FC-Schalke-Motto "Wir lieben dich" auf die Christen

Als Kaplan wird Lammers künftig in der Essener Pfarrei St. Dionysius eingesetzt

Bischof Franz-Josef Overbeck hat am Freitagabend in einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom den Gelsenkirchener Fabian Lammers zum Priester geweiht. In seiner Predigt ging Overbeck auf Lammers‘ Schalker Heimat und der Liebe zum Fußball ein, die in Lammers‘ Heimatkirche St. Joseph sogar mit einem passend gestalteten Kirchenfenster verdeutlicht wird. Overbeck übertrug das FC-Schalke-Motto „Wir leben dich“: „,Jesus, wir leben dich‘ ist ein passendes Motto für unseren Alltag als Christen“. Overbeck erinnerte daran, dass das Wort Fan von „fanaticus“ komme und wahlweise „religiös schwärmerisch“ oder „von der Gottheit ergriffen“ bedeute. „Was wirklich bedeutsam ist, das bestimmt auch den Lebensentwurf, mit dem Menschen zusammengebunden werden, die durch geteilte Begeisterung und gemeinsame Ziele zusammengehören“, sagte der Bischof.

Priester brauchen großes Vertrauen

Ein Priester, so Overbeck, brauche „großes Vertrauen, das für ein Leben reicht, eben für eine Existenz, die sich ganz in die Waagschale wirft, um für Gott und die Menschen da zu sein“. Dies werde am Versprechen der Ehelosigkeit deutlich sowie „an der hohen Sensibilität und Solidarität mit und für die Armen“. Dieses Vertrauen war auch für Lammers und seine Familie ein Thema. Seine Familie habe sich über seine Entscheidung für die Priesterausbildung wohl gewundert, vermutete Lammers im Gespräch vor einigen Tagen, „da ich sonst eher auf Sicherheit und Planung bedacht war und nicht solche spontanen Entscheidungen getroffen habe“. Schon mit 16 Jahren ist er aus seinem Gelsenkirchener Zuhause ausgezogen, um die nächsten drei Jahre in einem Kloster in Jüchen zu leben und dort auch sein Abitur zu machen. Damals habe ihn beeindruckt, „wie sehr das geistliche und das praktische Leben verwoben waren und ich als ganz normaler Schüler dort leben konnte“, berichtete Lammers.

Im Sommer 2010 habe er sich dann endgültig entschieden – und sich bewusst für eine Priesterausbildung in seinem Heimatbistum Essen beworben, wohl nicht zuletzt auch wegen seiner Liebe zum heimischen Fußball: „Ich bin nun mal ein Ruhrgebietskind, ich kann mir nicht vorstellen in die weite Welt hinauszugehen und mein Leben nicht zuhause zu verbringen.“

Die kirchliche Landschaft wird sich verändern

Doch dieses kirchliche Zuhause an Rhein und Ruhr wird sich in den kommenden Jahren weiter verändern, gab Overbeck dem Weihekandidaten, aber auch den Gläubigen im voll besetzten Essener Dom mit auf den Weg. Als Priester werde Lammers mit dem Bischof und dem ganzen Bistum „Wege in ein ganz neues Land auf unbekanntem Grund“ gehen, so Overbeck, „Wege in eine missionarische Kirche, in der ganz bald viele von der Größe, aber auch von der Unwucht der Kirche der letzten Jahrzehnte und des letzten Jahrhunderts nur noch aus den Geschichtsbüchern zu erzählen wissen, aber nicht mehr aus eigener existentieller Lebenserfahrung“. Was viele heute „mit Selbstverständlichkeit Pfarrei und Gemeinde nennen, was volkskirchliche Frömmigkeit und selbstverständliches gottesdienstliches Tun bedeuten, wird auf Dauer nur noch wenigen selbstverständlich sein“, betonte der Bischof. Zugleich sei er aber zuversichtlich, „dass eine glaubwürdige Seelsorge und ein normales gläubiges Leben mit und bei den Menschen helfen wird, das kirchliche Leben und den tiefen Sinn des priesterlichen Dienstes immer wieder neu zu erschließen“. Im letzten gehe es im Priesterdienst darum, „Menschen den Weg zu Jesus zu eröffnen, den wir leben und den wir lieben, weil er uns zuerst geliebt und für uns gelebt hat“, so Overbeck.

Den Menschen ein geistlicher Wegbegleiter sein

Auf diesen Dienst freut sich Lammers, wenn er demnächst als Kaplan in der Essener Pfarrei St. Dionysius erste Erfahrungen als Priester sammeln darf. „Das Schöne ist, dass man die Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten darf, Menschen, die man erstmal nicht kennt.“ Als Priester sei er „geistlicher Wegbegleiter, aber ich lerne auch von den Menschen.“ Ausgebildet wird der 28-jährige Lammers in Essen-Borbeck von dem ebenfalls erst 39 Jahre alten Pfarrer Benedikt Ogrodowczyk, der bis zu seinem Wechsel im vergangenen April die Gelsenkirchener Jugendkirche GleisX geleitet hat.

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