Orientierung und Hilfe für junge Menschen

Für junge Menschen ist sie ein Orientierungspunkt. Sie ist ein Ort, wo Jugendliche an der Schnittstelle von Schule und Beruf Hilfe erfahren und die Weichen für ihr zukünftiges Leben stellen. Seit 25 Jahren gibt es nun "Die Boje" in Essen. Ihre engagierte Arbeit erntete auf der Jubiläumsfeier viel Lob und Anerkennung.


„Die Boje“ in Essen feiert ihr 25-jähriges Bestehen

Sie fährt unter vollen Segeln, auch nach 25 Jahren und trotz stürmischer Zeiten. Das signalisiert allein schon die Grafik auf der Einladungskarte zur Feier des Jubiläums.  Die Segel sind prall gefüllt mit Wind. Es geht weiter vorwärts, das Ziel immer vor Augen. Dass „Die Boje – gemeinnützige katholische Jugendsozialarbeit Essen GmbH“ auf einem gutem Kurs ist, wurde bei der Geburtstagsfeier in Essen-Borbeck deutlich. Rückblick und Ausblick, Lob und Dank waren die beherrschenden Themen.

Dass die Kirche „mitten in dieser  Welt, mitten unter den Menschen“ lebt, unterstrich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck im Gottesdienst in der Kapelle des St. Johannes-Stiftes. „Als Kirche wollen wir bei den Menschen sein und ihnen helfen, würdig zu leben“, so der Bischof. Der politische Auftrag der Kirche sei mehr, als nur Almosen zu geben. Für Christen gehe es darum, „aus einer tiefer Glaubensüberzeugung sensibel für die Nöte der Welt und bei den Menschen zu sein“. Er erinnerte dabei an drei Heilige: Franziskus, Elisabeth und Don Bosco. Letzterer habe sich ganz besonders junger Menschen angenommen.  Der Kirche gehe es bei ihrem Engagement für Jugendliche darum, ihnen Hilfen zu geben, einen Ausbildungsplatz zu finden und Arbeit zu bekommen. Das geschehe zum einen durch Bildung. „Eine wichtige Aufgabe von Bildung ist Integration“, betonte Overbeck.  Integration bedeute auch, sich für Menschen mit Behinderung einzusetzen. Letztlich gehe es der katholischen Jugendsozialarbeit darum, „dass ganz konkrete Hilfen in der Ausbildung Menschen befähigen, selbstständig und verantwortungsvoll zu leben und einen Platz in der Gesellschaft zu finden“, so der Bischof. „Die Boje“ sei „ein Orientierungspunkt auf stürmischem Wasser, ein Punkt, der Hilfe und Orientierung gibt“, unterstrich Overbeck. Er dankte allen, die sich in den vergangenen 25 Jahren für benachteiligte Jugendliche in Essen eingesetzt Haben und noch einsetzen.

Diesem Dank schloss sich Hans-Wilhelm Heidrich, Geschäftsführer der Boje, zu Beginn des Festaktes im Theatersaal des Don-Bosco-Gymnasiums an. Er dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dem Bistum, der Kirche in Essen, der Stadt, den Parteien und zahlreichen Kooperationspartnern, von der Bundesagentur für Arbeit, dem Jobcenter Essen und der Industrie- und Handelskammer bis hin zu Unternehmen und Schulen. „Jede Boje, die Halt bieten soll, braucht einen Anker“, betonte Heidrich. Dieser Anker seien seit 25 Jahren die Salesianer Don Boscos, die der „Boje“ nicht nur  ein Zuhause geben würden, sondern die Arbeit der Jugendberufshilfe tatkräftig unterstützten. „Wir sind gerne bei den Padders in Borbeck“, sagte Heidrich schmunzelnd.

Dass „Die Boje“ eine „arbeitsmarktlich unverzichtbare Einrichtung“ sei, unterstrich Luidger Wolterhoff, Geschäftsführer in der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, in seinem Festvortrag. „Dank Ihrer Fachkenntnis und Ihres Engagements haben Sie Jugendlichen in den vergangenen 25 Jahren in schwierigen und stürmischen Zeiten Orientierung geben können und so nicht nur Berufs-, sondern ebenso Lebensperspektiven eröffnet, lobte Wolterhoff.


3.300 Jugendliche in NRW ohne Ausbildungsplatz

Doch auch heute stehe der Ausbildungsmarkt vor großen Herausforderungen. Zwar seien 2010 mehr Ausbildungsplätze gemeldet worden, sei die Zahl der unversorgten Jugendlichen geringer als im Vorjahr. „Doch Angebot und Nachfrage auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt in NRW sind nicht im Gleichgewicht“, so Wolterhoff. Knapp 3.300 Jugendliche hätten keinen Ausbildungsplatz erhalten, in Essen seien es 165.  In NRW gebe es 76.000 arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene, von denen über die Hälfte keinen oder maximal einen Hauptschulabschluss hätten und mehr als 60 Prozent über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten. Bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund sei fast jeder Zweite (47 Prozent) ohne Berufliche Bildung. „Dieses Defizit an schulischer und beruflicher Bildung ist umso gravierender, als Bildung beziehungsweise der Erwerb von Wissen und Erkenntnissen notwendig ist für jede Form von Orientierung“, so der Direktor. Bildung sein deshalb als zentrales Thema im Kontext beruflicher Orientierung gesamtgesellschaftlich bedeutsam“.

Die Zeiten seien weiterhin „stürmisch“. Doch mit Hilfe der „Boje“ und anderer ähnlicher Einrichtungen bestehe „Aussicht auf bessere Zeiten“. Prävention statt Reparatur, Vermeidung von Warteschleifen und Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen seien wichtige Schritte auf dem Weg in die Zukunft.
Wolterhoff, der ehrenamtlich auch Vorsitzender des Diözesanrates der katholischen Frauen und Männer im Bistum Essen ist, richtete an die Kirche die Bitte, „dieses wichtige gesellschaftliche Aufgabenfeld“ auch weiterhin finanziell zu unterstützen, was angesichts knapper Kassen aber nicht einfach sei. „Vielleicht müssen wir innerkirchlich einmal gezielt über die Priorisierung von Finanzströmen diskutieren“, schlug er vor.


Bildung – Integration – Teilhabe

Glückwünsche und  Dank von Rat und Verwaltung der Stadt Essen überbrachte Bürgermeister Franz-Josef Britz und dankte für die stets gute Zusammenarbeit. Er erzählte in seinem Grußwort von den Anfängen der „Boje“ vor 25 Jahren. Damals sei die Jugendarbeitslosigkeit in Essen hoch gewesen. „Das hat uns aufgeschreckt, und wir waren sehr dankbar, dass sich eine Reihe von Trägern aufgemacht haben, jungen Menschen zu helfen“, berichtete Britz. Er erinnerte daran, dass einer der Initiatoren der „Boje“ der damalige Vorsitzende des Bundes der Deutsch Katholischen Jugend (BDKJ) in Essen und heutige Dezernent für Jugend, Bildung und Soziales, Peter Renzel, war. Die Lage am Ausbildungsmarkt habe sich heute zwar ein wenig gebessert, doch sei das Problem noch nicht beseitigt. Britz rief dazu auf, weiter an dem Thema „Bildung – Integration – Teilhabe“ zu arbeiten.


Hier kümmert sich einer um dich

Mit dem Start des traditionellen „Advent-Event“ wurde die Geburtstagsfeier am Nachmittag fortgesetzt. Hier stellte „Die Boje“, seit zwei Jahren in Trägerschaft der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, die Arbeitsbereiche vor. Rund 1.400 Jugendliche und junge Erwachsene werden in diesem Jahr in der Einrichtung, die zur Zeit von Birgit Bramkamp geleitet wird, beraten, betreut und begleitet. Der Adventbasar zeigt einen  kleinen Ausschnitt dessen, was hier erarbeitet wird. Und in so manchem jugendlichen Gesicht ist auch ein wenig Stolz zu entdecken. „Die Boje ist ein Orientierungspunkt, der Hilfe und dem Leben eine Richtung gibt“, hatte Bischof Overbeck gesagt. Dass dies auf die Jugendhilfeeinrichtung zutrifft, bestätigte ein junger Mann auf seine Weise: „Ohne die Boje wüsst‘ ich echt nich, wo ich heute wär. Hier hört dir jemand zu, hier kümmert sich einer um dich, hier krieg’ste ne Chance, hier lerns’te was. Da fühl’ste echt, dass de nich allein bist.“ (do)

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