von Lisa Mathofer

Mitten unter Menschen: Amigonianer feiern 30 Jahre Jugendtreff

Kindern und Jugendlichen in sozialen Brennpunkten in Schule und Beruf helfen. Sport und Musik und anbieten und rund um die Uhr als Ansprechpartner da sein. Mit diesem Ziel gründeten die Amigonianer vor 30 Jahren den Jugendtreff in Gelsenkirchen.

Dass die katholische Ordensgemeinschaft der Amigonianer vor 30 Jahren einen Jugendtreff in Gelsenkirchen eröffnete, ist fast einem Zufall zu verdanken. 1985 waren die ersten Ordensbrüder in die Ruhrgebietsstadt gekommen, leiteten das Kinderheim Sankt Josef. Ein Jahr später kam auch Pater Johannes nach Gelsenkirchen, nachdem er in Bonn ein Jugendheim geleitet hatte. Erfolgreich hatte er es mit den Amigonianern geschafft, Jugendliche im Stadtteil Endenich zu resozialisieren, die Kriminalitätsrate deutlich zu senken.

„Hier konnten wir von Null anfangen und etwas verändern“

In Gelsenkirchen entdeckte er schließlich eine neue Aufgabe für die Ordensgemeinschaft, schaute sich in den sozialen Brennpunkten des Stadtteils genau um. „Hier konnte wir von Null anfangen und etwas verändern“, erinnert sich Pater Johannes. „Der Staddteil Heßler war einer mit vielen sozialen Problemen, das bestätigte uns damals auch das Jugendamt.“ In einer angemieteten Wohnung an der Aldenhofstraße leisteten die Brüder zunächst ihre sozialpädagogische Arbeit, rund 80 Kinder und Jugendliche kamen zur Hausaufgabenhilfe, zum Spielen und Basteln oder machten bei Ausflügen mit.

Durch Zufall entdeckte Pater Johannes schließlich ein Grundstück, das der Stadt gehörte. Obwohl die Fläche zunächst unbebaubar schien, fand Pater Johannes mit dem Bau eines Holzhauses eine Lösung, die nicht gegen die Bauordnung verstieß. „Gemeinsam mit den Jugendlichen haben wir dieses Haus aufgebaut“, erzählt Pater Johannes. „Sie haben es deswegen mit viel mehr Respekt behandelt. Denn was man selbst erbaut hat, wird man auch nicht anzünden und zerstören.“ Nach der Eröffnung des neuen Jugendtreffs im Juni 1989 halfen die Amigonianer den Jugendlichen vor allem auch bei Hausaufgaben und Prüfungen, stellten Kontakte für Praktika und Ausbildungsplätze her.

Das Holzhaus an der Aldenhofstraße steht auch heute noch, wurde bereits zehn Jahre nach der Eröffnung von 150 auf rund 300 Quadratmeter erweitert. Auch heute sind die Amigonianer für rund 150 Kinder und Jugendlicheim Alter zwischen 6 und 18 Jahren in Gelsenkirchen da - rund um die Uhr, an drei Standorten. Sport-, Musik- und Tanzkurse, ein warmer Mittagstisch, ein Familiencafé, Ausflüge und Austauschprogramme nach Spanien oder Beratung rund um Schule und Beruf helfen den jungen Menschen heute in allen möglichen Lebensbereichen. „Wir sind da für junge Menschen, die Hilfe brauchen, um durch das Leben zu kommen“, sagt Pater Johannes, betont dabei die Nähe zu den Jugendlichen mitten im Stadtteil. „Wir leben mit den Leuten unter gleichen Bedingungen, kommen nicht nur ab und zu von außen in ihre Welt, sondern sind die Helfer, die da bleiben.“ Das sei eine Aufgabe, auf die sie sich vor allem wegen ihres Lebens als Ordensleute voll konzentrieren könnten.

Probleme der Jugendlichen haben sich verändert

In der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen müssen die Ordensbrüder ihre Pädagogik ständig erneuern und anpassen an die Lebensumstände der Menschen. Blickt Pater Johannes zurück auf die 1980er-Jahre, so hätte sich vor allem die Zielgruppe der Jugendlichen geändert. „Früher hatten wir viele Hauptschüler, heute sind es auch zunehmend Abiturienten oder Studenten, die uns um Hilfe bitten. Da haben wir zum Beispiel schon für ein freiwilliges soziales Jahr in Lateinamerika geholfen“, sagt Pater Johannes. Seit einigen Jahren kämen auch immer mehr Menschen aus anderen Nationen und Flüchtlinge zum Jugendtreff. Auch die Probleme der Jugendlichen hätten sich gewandelt. „In den 80er- und 90er-Jahren waren Drogen ein starkes Problem, das sich heute gebessert hat. Dafür beschäftigen sich heute viele Kinder und Jugendliche mit Smartphones und Computern, brauchen diesen Freizeitausgleich im Jugendtreff umso nötiger.“ Im Laufe der Jahre verbessert habe sich auch die Kooperation mit Schulen oder dem Jugendamt, regelmäßig gehen die Ordensbrüder direkt in Schulklassen. Für den Ordensbruder ist der Jugendtreff aus Gelsenkirchen „nicht mehr wegzudenken.“ „Wir gehören zur Stadt“, freut sich Pater Johannes.

Jubiläumsfeier, Ehemaligentreffen und Amigofest

Am 17. Mai feierten die Ordensbrüder das Jubiläum ihres Jugendtreffs Sponsoren und Förderern. Auch Oberbürgermeister Frank Baranowski, Domkapitular Michael Dörnemann und Prof. Dr. Matthias Sellmann waren zu Gast. Um Erinnerungen an alte Zeiten geht es auch am 28. Juni beim Ehemaligentreffen nochmal. Das Amigofest mit Bischof Franz-Josef Overbeck findet am 6. Oktober statt.

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