von Thomas Rünker

Messdiener in Oberhausen feiern ihre 160-jährige Geschichte

Jugendliche aus St. Marien haben Weihbischof Zimmermann eingeladen und feiern mit der ganzen Gemeinde. Historische Ausstellung mit Fotos, Zeitungsausschnitten – und Berichten über die ersten Messdienerinnen.

„Gegen 9 Uhr morgens bewegte sich von dem sinnig geschmückten Schulhaus zu Lippern ein unübersehbarer Zug unter Vortragung des Kreuzes und der Fahne zum neuen Gotteshaus…“ – so beschreibt der Chronist den Dienstag vor 160 Jahren, als die Oberhausener Marien-Gemeinde ihre erste Kirche einweihte. Die kleine Kapelle ist längst Geschichte – an ihrer Stelle steht heute die Oberhausener Arbeitsagentur – und die Gemeinde ist seit den 1890er Jahren in einer großen, neugotischen Kirche zu Hause. Aber Messdiener, die wie damals mit dem Kreuz eine Prozession anführen, die gab es in Alt-Oberhausen die ganze Zeit. Und diese 160-jährige Geschichte wollen die aktuell 35 Ministranten in St. Marien am Sonntag feiern – mit einem großen Gottesdienst mit Weihbischof Wilhelm Zimmermann und benachbarten Messdienerschaften, einer historischen Ausstellung und einem fröhlichen Fest für die ganze Gemeinde.

Für das Fest und vor allem für die Ausstellung haben die Messdiener-Leiter um Matthias Bethke, Theresia und Anne-Marie Schulte sowie Fabien Massenga jede Menge alte Fotos und Zeitungsausschnitte gewälzt. Außerdem haben sie ehemalige Oberhausener Messdiener eingeladen, ihre Geschichten und Erlebnisse zu erzählen. Besonders gefreut haben sich die Messdiener, als sie bei ihren Recherchen entdeckt haben, dass die Marien-Gemeinde schon seit 1972 auch Mädchen als Messdienerinnen zugelassen hat. Damit dürften die Oberhausener bistumsweit Vorreiter gewesen sein – was dem damaligen Bischof Franz Hengsbach zunächst nicht gefallen haben soll. „Bei einer Firmung soll er darauf bestanden haben, dass nur Jungen die Messe dienen“, erzählt Theresia. „Daraufhin haben die Messdiener beschlossen, dass auch kein Junge dient, wenn es den Mädchen verboten wird.“ Am Ende hätten sich die Messdiener durchgesetzt und auch Mädchen in der Firm-Messe gedient, erzählt die 16-Jährige mit einem Schmunzeln. Heute sind in Oberhausen wie in allen Gemeinden des Ruhrbistums Jungen und Mädchen längst gleichberechtigt am Altar vertreten.

Natürlich habe es in all den Jahren große Unterschiede in der Messdienerarbeit geben, erzählt der 23-jährige Matthias. Mitte der 1990er Jahre habe es zum Beispiel noch 140 Messdiener in St. Marien gegeben – als Gruppenleiter war damals auch Oberhausens heutiger Oberbürgermeister Daniel Schranz aktiv. Nachdem es dann einige Jahre so gut wie gar keine Messdienerarbeit gegeben habe, seien sie heute froh, wieder auf eine Gemeinschaft von 35 Aktiven setzen zu können, so Matthias. „Lustig ist, dass bei all den Unterschieden der vergangenen Jahrzehnte eigentlich immer über die ähnlichen Probleme geklagt wurde wie heute.“ Immer hat es irgendwo an Platz gemangelt, waren Jugendräume renovierungsbedürftig, haben am Ende wieder einige gefehlt, um einen Dienst zu übernehmen…

Diese „Kontinuität“ lässt Matthias denn auch ein wenig gelassener auf das Auf und Ab der Messdienerarbeit schauen. Zumal im Jubiläumsjahr nicht nur der Festgottesdienst ansteht. „Wir haben uns vorgenommen, möglichst in jedem Monat eine besondere Aktion anzubieten.“ So gab’s zuletzt schon eine Karnevalsparty, eine Fahrt ins Jugendkloster Kirchhellen, und im Sommer steht neben einem Wochenend-Lager im Jugendheim eine Fahrt zum katholischen Rock-Festival „Key to life“ auf dem Programm. Ohnehin gibt es in St. Marien einmal im Monat ein reguläres Gruppentreffen der Messdiener. Neben der Freude an bunten Gewändern, Kerzen und Weihrauch sei es eben „vor allem die Gemeinschaft“, weshalb sich junge Leute auch heute noch als Messdiener engagierten, sind sich die vier Jugendleiter einig.

Und dieses Gemeinschaftsgefühl soll an diesem Wochenende weiter wachsen. Der Festgottesdienst mit Weihbischof Zimmermann beginnt am Sonntag um 10.30 Uhr in der Kirche St. Marien, Elsa-Brändström-Str. 85. Anschließend beginnt das Fest rund um die Kirche – und wenn das Wetter stimmt, gibt’s dem Anlass entsprechend 160 Portionen Wassereis. Die Ausstellung zur Geschichte der Messdiener ist in den kommenden Wochen nach der Sonntagsmesse sowie dienstags und donnerstags zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet.

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