von Cordula Spangenberg

Liebende Hingabe wird das letzte Wort haben

Weit über 1000 Menschen feierten auf den Essener Straßen gemeinsam mit Ruhrbischof Overbeck das Fronleichnamsfest. Im Mittelpunkt: Eine farbenfrohe Prozession und eine ernste Predigt

Bei sommerlichen Temperaturen sind am Fronleichnamstag weit mehr als 1000 Menschen gemeinsam mit Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck singend und betend durch die Straßen der Essener Innenstadt gezogen. Nach einem festlichen Gottesdienst auf dem Burgplatz vor dem Dom folgten sie der Monstranz mit der geweihten Hostie, die von wechselnden Priestern unter einem Baldachin getragen wurde. An Außenaltären vor dem Deutschlandhaus, an der Pfarrkirche St. Gertrud und schließlich zurück auf dem Burgplatz wurde aus dem Evangelium vorgetragen, Fürbitte gehalten und der Segen über die Mitbetenden und die Stadt gesprochen.

Seit dem 13. Jahrhundert feiern die Katholiken am 60. Tag nach Ostern Fronleichnam (mittelhochdeutsch: „Leib des Herrn“), um der Gegenwart Jesu im Brot des Abendmahls ein eigenes Hochfest zu widmen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer wieder Kritik an der Fronleichnamsprozession geübt, vor allem, wenn sie in Abgrenzung zur evangelischen Kirche besonders prunkvoll begangen wurde. Das heutige Fronleichnamsfest, so sagte Bischof Overbeck in seiner Predigt, „lebt aus einer tiefen inneren Verbindung zwischen Ostern und der Eucharistie“.

Farbe verliehen der Prozession zahlreiche kirchliche Gruppen in Messdienergewändern, Erstkommunion- oder Chorkleidung, in den Uniformen der Eucharistischen Ehrengarden und den landestypischen Trachten der muttersprachlichen Gemeinden. Die Italiener, Spanier, Kroaten, Polen, Syrer, Koreaner, Afrikaner und die chaldäischen Gemeinden trugen zudem Fürbitten in ihren eigenen Sprachen vor. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen nahm mit weiteren Vertretern aus Politik und Verwaltung an der Prozession teil, ebenso Abordnungen von Feuerwehr und Polizei.

Musikalisch wurde die Feier gestaltet von den Chören am Essener Dom, den Bläsern der Essener Philharmoniker und dem Schönebecker Jugendblasorchester, das dreieinhalb Stunden nach Beginn des Gottesdienstes und der anschließenden Prozession zum Schlusssegen traditionell „Tochter Zion“ und „Großer Gott, wir loben dich“ anstimmte.

In hartem Kontrast zu dem sonnigen Feiertag in Essen stellte Bischof Overbeck angesichts der blutigen Unruhen überall auf der Welt in seiner Predigt die alte, bohrende Frage der Menschheit nach dem Sinn von Leiden, Not und Tod. „Heimatlosigkeit, Flucht und Vertreibung, Terrorismus, rohe Gewalt und vernichtender Hass: Eine solche Welt verschlägt mir oft den Atem“, bekannte der Bischof. Weil die Gewalt eine Folge der Freiheit des Menschen sei, gebe es scheinbar kein Entrinnen daraus. Dennoch sei die christliche Perspektive auf die Welt eine andere. Denn wenn das Leiden und Sterben Jesu Christi ein Beweis seiner Liebe und Hingabe zu den Menschen sei, könnten die Christen darauf setzen, dass die Kraft der Wandlung und Verwandlung, der Liebe und Hingabe stärker sei als der Hass. Das Fronleichnamsfest sei „unser Ausrufezeichen all denen gegenüber, die meinen, mit Gewalt ihre oft schrecklichen Lebens-, Denk- wie Politikprogramme durchsetzen zu können und dafür unzählige Opfer und vielfaches Leid erzeugen und anderen aufladen.“ Nicht rohe Gewalt habe das letzte Wort, sondern liebende Hingabe.

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Predigt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Wortlaut (PDF)

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