Küchendienst und Alphabetisierungskurs

14 Schülerinnen des Bischöflichen St. Hildegardis-Gymnasiums in Duisburg absolvierten ein Sozialpraktikum in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. Es waren Tage mit unvergesslichen Eindrücken und vielen neuen Erfahrungen.

Duisburger Hildegardis-Schülerinnen absolvierten Sozialpraktikum in Sarajevo

Mit unvergesslichen Eindrücken und neuen Erfahrungen sind jetzt 14 Schülerinnen der Jahrgangsstufe 11 des Bischöflichen St. Hildegardis-Gymnasiums nach Duisburg zurückgekehrt. Elf Tage lang haben sie in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ein Sozialpraktikum absolviert, und zwar im Sozialzentrum der dortigen Caritas. Vermittelt hat dies Heribert Hölz, Initiator und Motor der Bosnienhilfe der Duisburger Caritas. Wir berichten in drei Folgen über das Praktikum der Schülerinnen.     

Es ist kalt. Aus unzähligen Schornsteinen steigt der Rauch in den grau verhangenen Himmel. Der Winter hat die bosnische Hauptstadt Sarajevo in ein dichtes weißes Kleid gehüllt. Menschen stapfen durch den Schnee, sind auf dem Weg zur Arbeit. Auch 14 Schülerinnen des Bischöflichen St. Hildegardis-Gymnasiums sind schon auf den Beinen. Sie warten auf die Straßenbahn, die sie zum Sozialzentrum der Caritas bringen soll. Mittlerweile kennen sie den Weg, den die in die Jahre gekommene Straßenbahn schaukelnd und rumpelnd nimmt: hinaus aus dem Stadtzentrum, durch die breite „Sniper-Allee“, entlang an Neubauten und modernen Bürohäusern bis in die Randgebiete der Hauptstadt.

Nach gut 40 Minuten ist das Sozialzentrum erreicht. Vor fast zwei Jahren hat es die Caritas Sarajevo eröffnet. Zahlreiche Projekte werden in dem hellen und modern eingerichteten Neubau betrieben: eine Suppenküche, Kindergarten und Kinderhort, eine Sozialberatungsstelle, ein Projekt für Roma mit Alphabetisierungskursen und ein Aufklärungsprojekt gegen Menschenhandel.


Eine Mahlzeit für die Armen

Maja, die Leiterin des Zentrums, wartet schon auf die Schülerinnen. Schnell sind die Arbeitsgruppen eingeteilt. Franziska hat heute Küchendienst. Zwei große Eimer voller Möhren warten auf sie, die geschält und in kleine Stücke geschnitten werden müssen. Und an der Spüle türmen sich die ersten Töpfe für den Abwasch. Mehr als 200 Essen werden hier  täglich gekocht und montags bis freitags an fünf Stellen in Sarajevo an Bedürftige verteilt. „Es sind Menschen, die in Not sind, Alte und Kranke, Arbeitslose, Flüchtlinge, Obdachlose und sozial Gefährdete“, erklärt die Leiterin.“ Konfession und Nationalität spielten dabei keine Rolle. Im vergangenen Jahr wurden pro Monat durchschnittlich über 4000 Essen ausgegeben. Das macht über ein Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt aus. Für die Hildegardis-Schülerinnen ist es ein „ganz besonderes Gefühl“, dass die Lebensmittelspenden ihrer Schule hier den Menschen zugute kommen. „So sehen wir mit eigenen Augen, dass die Hilfe aus Duisburg genau bei denen ankommt, die zu den Ärmsten der Armen zählen“, freut sich Mirjam.


Eine Chance für Roma-Kinder

Ein paar Räume weiter basteln sechs Roma-Kinder zu einer „Drachengeschichte“. Aufmerksam folgen sie den Anweisungen von Lehrerin Magdalena. Die beiden Praktikantinnen Pia und Kim helfen ihnen dabei, aus Knetmasse fantasievolle Figuren zu formen. „Ich bin überrascht, dass die Kinder so gesund und munter aussehen“, meint Kim, der die Arbeit mit den Kindern sichtlich Spaß macht. Doch beide Hildegardis-Schülerinnen treibt die Frage nach der Zukunft dieser Kinder um. „Welche Chancen werden diese Roma-Kinder haben?“, fragt sich Kim. Sie könnten wohl kaum irgendwo Fuß fassen, wenn die Eltern immer wieder weiterzögen, vielleicht sogar in ein anderes Land. Pia ist richtig sauer darüber, dass die Roma-Eltern ihrer Ansicht nach so wenig Verantwortung gegenüber ihren Kindern zeigen. „Schade, dass die Roma-Kinder keine echte Zukunft haben. Aber hier bekommen sie wenigstens zeitweise eine Chance und auch Zuwendung“, tröstet sie sich. Bei der Arbeit mit den Kindern wird beiden Praktikantinnen deutlich, wie gut sie es selber haben. „Wir können etwas lernen, haben Eltern, die uns unterstützen, uns vieles ermöglichen und an unserem Leben Anteil nehmen“, betont Kim.

„Wir versuchen, die Kinder auf die Einschulung bzw. auf die Klassenprüfung in der staatlichen Schule vorzubereiten“, erklärt die Lehrerin, „wir fangen praktisch bei Null an." Es gehe nicht nur um Schreiben, Lesen und Rechnen, sondern auch um Erziehung, um das Vermitteln und Einüben „fundamentaler Verhaltensweisen und Fertigkeiten“. Eine nicht leichte Aufgabe, das erfahren auch die Hildegardis-Schülerinnen. (do) (Fortsetzung folgt)

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