„Können wir Ihnen tragen helfen?“

Etwa 45 Gespräche kommen täglich in der Telefonseelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen zustande. Es geht um Einsamkeit, Eheprobleme, Existenzängste. Etwa alle zwei Tage sagt ein Anrufer: „Ich bringe mich um.“ 120 gut ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen Menschen in schwierigen Lebenssituationen bei.


Sponsoren besuchten Telefonseelsorge in Duisburg

Gäste der Ökumenischen Telefonseelsorge (TS) Duisburg Mülheim Oberhausen  bekommen normalerweise keine Geschenke, aber  vielleicht eine Tasche mit dem Aufdruck „Können wir Ihnen tragen helfen?“. Olaf Meier, Leiter der Telefonseelsorge, findet die Zurückhaltung des Spruches angemessen. „Wir drängen den Anrufern ja keine fertigen Lösungen ihrer Probleme auf, wir bieten nur an, sie ein Stück zu begleiten“, sagt er. Seinen Tragetaschenvorrat verdankt er der Initiative einer jungen Werbegraphikerin, die etwas für die Telefonseelsorge tun wollte und statt Geld eine gute Idee spendierte.

Matthias Korell, Vizepräsident des Rotary Clubs Duisburg Rhein Ruhr, und Clubvorstandsmitglied Dietrich Köhler-Miggel gehörten zu den wenigen Außenstehenden, die eingeladen wurden, einmal die TS in der Duisburger City zu besuchen. Zum Schutz für die Anrufer und Mitarbeiter wird hier nämlich Wert auf Anonymität gelegt. Hier informierte Olaf Meier die Gäste über die verantwortungsvolle und nicht leichte Arbeit. Die Rotarier waren beeindruckt und entschlossen sich, den Ehrenamtlichen der TS ein Fortbildungswochenende zu finanzieren. „Die Qualifizierung unser Telefonseelsorger ist kostspielig“, so Olaf Meier. Bei den Schulungswochenenden werden die Ehrenamtlichen durch Fachvorträge, Rollenspiele und Gespräche gründlich auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet. „Allein die Ausbildung eines Mitarbeiters dauert ein Jahr und kostet etwa 5.000 bis 6.000 Euro“, betonte Meier.
 
Nicht jeder eigne sich dazu, Menschen in schwierigen Lebenssituationen beizustehen. Es brauche schon eine Portion Lebenserfahrung, Sensibilität und die Bereitschaft, sich selbst begleiten und auch in Frage stellen zu lassen. Wer Auswahl und Ausbildung durchlaufen hat, der wird Teil der großen Familie der Telefonseelsorge, zu der neben drei Hauptamtlichen 120 Ehrenamtliche gehören. Das Durchschnittsalter liegt bei 58 Jahren. „Mit der Ausbildung geht die Verpflichtung einher, sich mindestens drei Jahre lang zu engagieren“, erläuterte Meier den Besuchern. Das bedeute: 36 Dienste à vier Stunden am Telefon pro Jahr, davon sechs Nachtdienste à acht Stunden.


Einsamkeit, Eheprobleme, Existenzängste

Die Gäste warfen auch einen Blick in eines der Sprechzimmer. Der Telefonseelsorger vom Dienst winkte kurz. Er hatte seine Uhr und das Handy weggelegt. Denn während seiner Schicht konzentriert er sich ganz auf die Anrufer. 45 Gespräche kommen im Durchschnitt täglich zustande. Die Themen spiegeln das Leben wieder: Einsamkeit, Eheprobleme, Existenzängste. Etwa alle zwei Tage sagt ein Anrufer: „Ich bringe mich um.“

Die Nummern der Telefonseelsorge (0800-1110111 oder 0800-110222) sind kostenlos erreichbar. Die Verbindungskosten für Festnetz und Handygespräche machen deutschlandweit im Jahr etwa dreieinhalb Millionen Euro aus und werden komplett von der Telekom getragen.

Die Ökumenische Telefonseelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen sucht Verstärkung für ihr Team. Der nächste Kurs für die Ausbildung zum ehrenamtlichen Telefonseelsorger beginnt im Frühjahr 2014. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Homepage unter www.telefonseelsorge-duisburg.de. (smr/do)

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