„Keine Demonstration gegen andere“

Vergeblich hatten die Essener Katholiken auf ein "Zwischenhoch" gehofft. Statt auf dem neugestalteten Domhof musste der feierliche Gottesdienst an Fronleichnam wegen des Regens in den Dom verlegt werden. Auch die traditionsreiche Stadtprozession wurde abgesagt.

Katholiken feierten Fronleichnam – Regen verhinderte Prozession

Die Premiere fiel buchstäblich ins Wasser. Erstmals sollte der feierliche Gottesdienst am Fest Fronleichnam auf dem neugestalteten Domhof gefeiert werden. Doch der kräftige Regen am Morgen sorgte schnell für die Enscheidung, das Pontifikalamt mit Diözesanadministrator Weihbischof Franz Vorrath in den Essener Dom zu verlegen. Keine eineinhalb Stunden später erfuhren die vielen hundert Gläubigen in der Domkirche, dass erstmals seit vielen Jahren auch die traditionsreiche Stadtprozession wegen des nicht nachlassenden himmlischen „Segens“ ausfallen müsse. Enttäuscht zeigten sich nich nur die vielen jungen Messdienerinnen und Messdiener, die sich auf den Prozessionsweg durch die City gefreut hatten. Auch die Vertreter der fremdsprachigen Gemeinden, die in ihren typischen Landestrachten erschienen waren und stets für ein farbenfrohes Bild während der Prozession sorgen, hatten vergeblich auf ein „Zwischenhoch“ gehofft.  

Dennoch ist und bleibt Fronleichnam für Katholiken ein bewusst öffentliches Fest. Daran erinnerte  Weihbischof Franz Vorrath in seiner Predigt. „Wer ein wichtiges Anliegen hat, der bleibt nicht zu Hause. Wer betroffen ist und etwas zu sagen hat, der sucht die Öffentlichkeit“, betonte er.  Nicht nur Mitarbeiter von Karstadt oder Opel, nicht nur Erzieherinnen oder Milchbauern gingen auf die Straße, sondern alljährlich an Fronleichnam auch die katholischen Christen. „Wir tun dies, weil wir damit unseren Glauben bezeugen wollen, dass Jesus Christus bei uns ist“, sagte Vorrath. Die Prozession sei „keine Demonstration gegen andere“, sondern ein Glaubenszeugnis.

Der Glaube an Gott sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Bücher und Kampagnen der so genannten neuen Atheisten würden dies unterstreichen. „Es ist bezeichnend, dass diese Propaganda für ein gottfreies Leben zwar in den Medien als interessante Provokation Aufmerksamkeit findet, von den Menschen jedoch kaum beachtet wird“, so der Weihbischof. Der Atheisten-Bus hätte in Essen kaum jemand auf die Straße gelockt. Die meisten Menschen ahnten wohl doch, „dass eine Welt ohne Gott nicht besser aussehen würde“. Auch wenn die Kirche in ihrer Geschichte Schuld auf sich geladen habe und auch heute nicht fehlerfrei sei, „ist das Wissen um die Hinordnung des Menschen und der Schöpfung auf Gott und seine Weisung gerade in unserer Zeit unverzichtbar“, betonte Vorrath.

Der Glaube an Gott beinhalte auch eine „frohe Botschaft für die Armen und Ausgestoßenen“. In Jesus sei Gott „die staubigen und beschwerlichen Straßen dieser Welt gegangen“. Er habe die Not der Kranken, Trauernden,  Suchenden und Sünder gesehen, „hat ihre Nähe gesucht und sie auf ihrem Weg begleitet“, so Vorrath. Christus zeige sich "im Nächsten, in den Menschen, die unsere Hilfe brauchen“.

Mit der Prozession würden die Katholiken ferner bekennen, „in diesem Glauben auch weiterhin unsere Wege zu gehen“, als Selbstverpflichtung für das eigene Leben. Die Prozession sei ein Zeichen dafür, nicht träge werden zu wollen. „Wir wollen uns weiterhin einbringen, wollen die Gottes- und Nächstenliebe überzeugend leben und so weiterhin das Gesicht der Stadt zum Guten mitprägen“, betonte der Weihbischof. Denn nach christlichem Verständnis gehörten das Engagement für Kirche, Pfarre und Gemeinde „untrennbar zusammen mit dem Engagement für das Gemeinwesen, die Stadt und den Stadtteil“. (do/ul)

Predigt von Weihbischof Franz Vorrath am Fronleichnamsfest

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