Internationale Verflechtungen des Frauenstifts Essen

Erschienen ist jetzt der 9. Band der Reihe „ Essener Forschungen zum Frauenstift“. Das bislang umfangreichste Buch dieser Reihe, herausgegeben von Professor Dr. Thomas Schilp, trägt den Titel „Frauen bauen Europa. Internationale Verflechtungen des Frauenstifts Essen“.

Der neueste Band der Reihe Essener Forschungen zum Frauenstift ist erschienen

Erschienen ist jetzt der 9. Band der Reihe „ Essener Forschungen zum Frauenstift“. Das bislang umfangreichste Buch dieser Reihe, herausgegeben von  Professor Dr. Thomas Schilp, trägt den Titel „Frauen bauen Europa. Internationale Verflechtungen des Frauenstifts Essen“.

Der „Essener Arbeitskreis zur Erforschung der Frauenstifte“ und die Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ haben auch im Jahr der Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 wieder nachdrücklich mit einer Tagung auf die Geschichte der Region aufmerksam gemacht. Denn das Land zwischen Lippe und Ruhr hat mit dem Stift Essen vor der Industrialisierung etwas aufzubieten, das es lohnt, wissenschaftlich bearbeitet und allen Interessierten bekannter gemacht zu werden. Das Frauenstift Essen hat die Geschichte der Region über fast 1000 Jahre wesentlich mitbestimmt und kulturelle Schätze von europäischem Rang in Kunstobjekten, Architektur, Bibliothek und Archiv hinterlassen. Dieses kulturelle Erbe verdient, von der Region und den Menschen, die in ihr leben, auch von den politisch Verantwortlichen, viel intensiver wahrgenommen zu werden, als es bislang noch immer der Fall ist.

Mit diesem kulturellen Erbe „vor der Industrie“ sind durchaus Alleinstellungsmerkmale der Region verbunden, die aber noch viel zu wenig genutzt worden sind. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Dr. Michael Schlagheck, Direktor der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ und Beauftragter des Bistums für das Kulturhauptstadtjahr, war es gelungen, die Essener Dominsel in zahlreiche Aktivitäten des Kulturhauptstadtjahrs Ruhr.2010 einzubinden. Die Tagung »Frauen bauen Europa« konnte an diese Aktivitäten angebunden werden und hat  im November 2010 eine große Resonanz erfahren.


Ganz neue Fragestellungen

Mit der neunten Tagung wollte der Essener Arbeitskreis zur Erforschung der Frauenstifte anlässlich des Kulturhauptstadtjahrs auch ein Resümee ziehen und bisherige Forschungsergebnisse reflektieren, die aus einem breiten wissenschaftlichen Netzwerk heraus entstanden sind. Zugleich sollten aus dem Resümee neue Fragestellungen entwickelt und neue thematische Bereiche erschlossen werden. Aus verschiedenen Disziplinen der Kulturwissenschaften beschäftigten sich Kolleginnen und Kollegen mit der Überlieferung des Frauenstifts Essen in Sach- und Schriftzeugnissen und taten dies einmal mehr im interdisziplinären Dialog. Ein reiches Spektrum an Themen von der Gründung des Stifts im 9. Jahrhundert bis zur Säkularisation im Jahre 1802 ist bearbeitet worden: Es reicht von der Gründung des Stifts über seinen Reliquienschatz, die Herkunft der die Reliquien einhüllenden Seidenstoffe aus Zentralasien, Reliquiare aus fatimidischem Bergkristall aus Ägypten, der Herkunft der Essener Stiftsfrauen im Laufe der Jahrhunderte, das Musikleben im Stift, die letzte Äbtissin Maria Kunigunde als Unternehmerin und Opernsängerin, um nur einige Beispiele zu nennen.

Mit diesem Band, der die Ergebnisse des Kolloquiums zusammenfasst, will der Arbeitskreis auch Orte der Stiftsgeschichte aktivieren. Die Münsterkirche und derDomschatz, aber auch das Schloss Borbeck in Essen sind für immer als Erinnerungsorte eng mit der Region verbunden. So war es fraglos ein unvergesslicher Höhepunkt der Tagung, in Schloss Borbeck

Szenen aus der Oper »Talestri, regina delle amazzoni« zu hören. Komposition und Libretto dieser Oper stammen aus der Feder von Maria Antonia Walpurgis von Bayern, der Frau des sächsischen Kurprinzen Friedrich Christian und damit Schwägerin der letzten Essener Fürstin-Äbtissin Maria Kunigunde. Da Maria Kunigunde an der Uraufführung dieser Oper in Dresden im Jahre 1763 mitgewirkt hatte, ist im Buch ein Aufsatz der Oper gewidmet.


Das Frauenstift als kulturelles Gesamtphänomen

„Das Thema des Buches nimmt die  europäische Bedeutung des Essener Frauenstifts in den Blick“, so Professor Schilp. Aufgezeigt werde der „Rang der Objekt- und Schriftüberlieferung“ des Stiftes in den europäischen Vernetzungen und Verflechtungen. Erstmals werde das Frauenstift als ein „kulturelles Gesamtphänomen“ dargestellt und Antworten auf zahlreiche neue Fragen gegeben. Wie gelangten etwa Textilien aus dem Fernen Osten nach Essen? Auf welchem Weg kamen Bergkristallgefäße des 10. und 11. Jahrhunderts der islamischen Fatimiden in Ägypten nach Essen? Woher kamen die Stiftsdamen eigentlich und zu welcher Zeit aus welchem Stand?

„Es ist ein wunderbarer, erlebnisreicher und inhaltsvoller Band“, freut sich Dr. Birgitta Falk, Leiterin der Essener Domschatzkammer und der Schatzkammer in Werden, über das im Klartext Verlag erschienene Buch.  Dom und Domschatzkammer würden davon profitieren. (gedo/do)       

Frauen bauen Europa. Internationale Verflechtungen des Frauenstifts Essen, hg. von Thomas Schilp (Essener Forschungen zum Frauenstift, Band 9), Klartext Verlag  Essen 2011, 464 Seiten, 29,95 €; ISBN 978-3-8375-0672-3

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