von Thomas Rünker

Günter Berghaus feiert 60-jähriges Priesterjubiläum

Als Essener Dompropst und Diözesan-Caritasdirektor machte der Prälat bundesweit Schlagzeilen. Seelsorge und Caritas gehören für ihn untrennbar zusammen. Ihm zu Ehren feiert Bischof Overbeck am Pfingstsonntag um 10 Uhr einen feierlichen Gottesdienst im Dom.

Die Einheit von Seelsorge und Caritas

„Not und Armut müssen beim Namen genannt werden, vor allem deshalb, weil sich die Betroffenen selbst nicht verständlich machen können.“ Immer wieder hat Prälat Günter Berghaus diesen Satz betont. Am Pfingstsonntag, 15. Mai, begeht der frühere Essener Dompropst und ehemalige Diözesan-Caritasdirektor sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Um 10 Uhr feiert Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck dieses besondere Ereignis mit dem 86-jährigen Jubilar und vielen Gästen mit einem feierlichen Gottesdienst im Essener Dom. Seelsorge und Caritas gehören für Berghaus untrennbar zusammen. Mit Person und Amt verkörpert er bis heute diese beiden wichtigen Seiten der Kirche.

Caritas-Arbeit zwischen Polenhilfe und HIV-Beratung

Seine Laufbahn als engagierter Caritasmann begann für den am 22. Dezember 1929 im sauerländischen Heggen geborenen und 1956 in Paderborn geweihten Priester 1970 als Mitarbeiter im Caritasverband für das Bistum Essen. Nach Abschluss des Studiums der Caritaswissenschaften in Freiburg kam Berghaus in die Chef-Etage des Essener Diözesan-Caritasverbandes. 1974 wurde er dessen Direktor.

Viele Initiativen und Modelle hat er seit dieser Zeit angeregt. So etwa die Polenhilfe der Caritas in den 1980er Jahren oder die Einrichtung einer großen Beratungsstelle für HIV-Infizierte zu einem Zeitpunkt, als es nur wenige Hilfsangebote für AIDS-Kranke und HIV-Infizierte gab.

Bundesweit einmalig: Dompropst und Caritas-Chef in einer Person

Am 7. November 1993 wurde Berghaus als Nachfolger von Prälat Ferdinand Schulte Berge in seine neue Aufgabe als Dompropst in Essen eingeführt. Damit trat im Ruhrbistum Essen eine für die deutschen Bistümer einmalige Situation ein: Ein amtierender Diözesan-Caritasdirektor – der diese Aufgabe auch weiterhin wahrnahm – wurde Hausherr einer Kathedrale. Als Dompropst sah sich Berghaus schon bald vor die Aufgabe gestellt, die Grundsanierung des mehr als 1000 Jahre alten „Münsters am Hellweg“ zu koordinieren, zu organisieren und nicht zuletzt zu finanzieren.

Im Januar 1999 entpflichtete der Bischof Berghaus von seinen Aufgaben bei der Caritas. Nach mehr als 27-jähriger Tätigkeit verließ damit einer der bundesweit profiliertesten Caritasvertreter die sozialpolitische Bühne. Das Amt des Dompropstes übte der „Mann mit örtlicher Verwurzelung und weltweitem Horizont“ – so der damalige Bundespräsident Johannes Rau über Berghaus – weiterhin aus. Das nächste große Projekt hatte der Prälat bereits in Angriff genommen: eine neue Orgel für den Essener Dom. Im Herbst 2001 erklang die heutige Rieger-Orgel erstmals.

Bedeutung des Essener Domschatzes

Am Fest Mariä Empfängnis 2004 strahlten „Essen sein Dompropst“ und „Essen sein Schatz“ – die Goldene Madonna – um die Wette. Beide hatten dazu allen Grund: die älteste Marienfigur der Welt war in frischem Glanz wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, Prälat Günter Berghaus war sein letzter großer Coup als Dompropst geglückt. Die oft unterschätzte Bedeutung des Domschatzes hatte Berghaus schon zwei Jahre zuvor zur Wiedereröffnung der Essener Domschatzkammer in viel zitierte Worte gefasst: „Als man sich in Berlin noch mühte, die märkischen Sümpfe trocken zu legen, da brannte hier in Essen bereits der Siebenarmige Leuchter. Und als man in München die bayerischen Wälder rodete, da trug man hier die Goldene Madonna schon durch die Straßen.“

Neben der Grundsanierung „seiner“ Kathedralkirche, kann Berghaus zum Beispiel auf die Bistumswallfahrt 2000 mit einem komplett leer geräumten Dom zurückblicken, auf die Feierlichkeiten zu „1150 Jahre Stift und Stadt Essen“ im Jahr 2002 oder auf die Einrichtung der Nikolaus-Groß-Kapelle im Jahr 2004. Auch die Wahl des dritten Bischofs von Essen fiel in seine Amtszeit: 2003 wählte das Essener Domkapitel mit Berghaus an der „Spitze“ den Trierer Weihbischof Felix Genn.

Seelsorge nach den Terroranschlägen von New York

Dabei hatte Berghaus stets die Besucher des Doms besonders im Blick – nicht nur bei großen Veranstaltungen wie Konzerten oder den Fastenpredigten, bei denen die Essener Kathedrale den Besucherströmen kaum gewachsen war. Sondern auch bei kleineren, aber nicht weniger wichtigeren Gelegenheiten. Dann war Berghaus weniger der „Manager“ einer Kathedralkirche, sondern von ganzem Herzen Priester, Seelsorger. Nach den Terroranschlägen von New York vom 9. September 2001 öffnete Berghaus den Dom war einfach da, als Ansprechpartner und Zuhörer für fassungslose Menschen, darunter sehr viele Kinder und Jugendliche. Berghaus sprach mit ihnen über Ängste und Hoffnungen und gab ihnen den Raum für spontane Zeichen der Trauer und der Erschütterung.

Nach der Vollendung seines 75. Lebensjahres am 22. Dezember 2004 trat Berghaus als Dompropst zurück und lebt seitdem in Essen im Ruhestand.

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